Niederdresselndorf. Frank Lipke schreibt ein Buch über die Bahn im Hickengrund. Niederdresselndorf war ein wichtiger Güterbahnhof.

Im Frühjahr hat Frank Lipke begonnen, Informationen zu sammeln, Bilder zu suchen, ältere Niederdresselndorfer zu befragen, aufzuschreiben. In wenigen Tagen will der 55-Jährige fertig sein. Denn sein Buch über den Bau der Eisenbahnstrecke Gießen-Köln durch den Hickengrund soll Weihnachten auf möglichst vielen Gabentischen liegen.

Frank Lipke is t im Heimatverein aktiv, zuletzt hat er an der Gestaltung der farbigen Bemalung der Bahnbrücke in der Ortsmitte mitgewirkt. „Besonders interessierten mich vor allem geschichtliche Themen aller Art“, erzählt er, wie er auf die Idee mit dem Buch kam. „Irgendwann kamen meine Gedanken dann auf das Thema Eisenbahn und darauf, dass der heute zu einem Haltepunkt herabgestufte Niederdresselndorf er Bahnhof früher ein großer Güterbahnhof war.“

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Tonindustrie und Steinbrüche

Der Güterbahnhof mit vier Abstellgleisen an der ehemaligen Hauptbahnstrecke von Frankfurt über Gießen nach Köln war zugleich Endpunkt der 5,4 Kilometer langen Material-Transportseilbahn der Westerwälder Tonindustrie in Breitscheid . Von dort erfolgte der Versand in alle Welt. Dazu war eine großen zweistöckige Verladestation mit Wohnung für den Betriebsleiter und Verlademeister ausgebaut worden. Ein zweiter kleiner eigenständiger Güterbahnhof mit zwei weiteren Verladegleisen kam dazu. Und schließlich noch ein dritter, den die Betreiberfirma der beiden Steinbrüche Niederdresselndorf und Lützeln , die Firma Storch & Schöneberg, nutzte.

Viele Stunden hat Frank Lipke am Computer gesessen, recherchiert und geschrieben. Zahlreiche Lokomotiven werden im Buch beschrieben wie auch die Entwicklung der Bahn in Niederdresselndorf.
Viele Stunden hat Frank Lipke am Computer gesessen, recherchiert und geschrieben. Zahlreiche Lokomotiven werden im Buch beschrieben wie auch die Entwicklung der Bahn in Niederdresselndorf. © Jürgen Schade

Aufschwung für Niederdresselndorf

Der 300 Meter vom Niederdresselndorfer Personenbahnhof entfernt Richtung Holzhausen gelegene große Güterbahnhof mit riesigem Verladesilo und zwei langen Verladegleisen besaß sogar ein eigenes Stellwerk. Diese für einen kleinen Ort wie Niederdresselndorf mit damals gerade einmal 500 Einwohner außergewöhnliche infrastrukturelle Entwicklung hat sich bis heute fortgesetzt: Der Burbach er Ortsteil hat mittlerweile 1600 Einwohner, 53 Firmen und Geschäfte. „Da dies nur noch wenige wissen, kam ich auf den Gedanken das Buch zu schreiben“, erzählt Frank Lipke.

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Sein Buch erzählt die Geschichte der Bahnstrecke von Haiger durch den Hickengrund nach Betzdorf – eine Hauptstrecke, bevor die Siegstrecke bis Siegen verlängert und der Verkehr dann dorthin verlagert worden war. Aufgeführt werden alle auf der Strecke zum Einsatz gekommenen Lokomotiven mit Bildern und technischen Daten. Dazu kommen Berichte über die Transport-Seilbahn der Westerwälder Tonindustrie, über die Steinbrüche von Niederdresselndorf und Lützeln, über die Geschichte der Firmen Mannesmann und Hering-Bau Holzhausen und über die wirtschaftliche Bedeutung von Holzhausen und Niederdresselndorf heute.

Ursprünglich Hauptstrecke

Die heutige Hellertalbahn wurde von 1859 bis 1862 gebaut – zunächst sogar als Hauptbahn, die 1871 zweigleisig ausgebaut wurde.

Mit dem Bau des Rudersdorfer Tunnels gab es ab 1915 eine Alternative ab Gießen: die Dillstrecke nach Siegen. 1960 erfolgte die Rückstufung zur Nebenbahn.

Der Autor lebt mit einer schweren Erkrankung

Frank Lipke ist an Parkinson erkrankt und Frührentner. Seinem Hobby, der Freiwilligen Feuerweh r, kann er aktiv nicht mehr nachgehen. „Ekpil“, wie ihn die Kameraden nennen, ist jetzt der Jüngste in der Alters- und Ehrenabteilung. Aufgrund seiner Krankheit musste er auch seinen Pkw-Führerschein abgeben. Doch ein wenig mobil ist der Witwer dann doch noch: mit seinem weißen E-Bike, das ihn manchmal auch aus dem Ort heraus führt.

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