Siegen. In der DRK Kinderklinik in Siegen gibt es seit einem Vierteljahrhundert die Abteilung Neonatologie. Das Perinatalzentrum braucht mehr Platz

Seit vielen Jahren wird der „Tag des Frühgeborenen“ weltweit am 17. November begangen. Die Abteilung Neonatologie an der DRK-Kinderklinik Siegen nimmt diesen Tag als Anlass, einen Rückblick auf 25 Jahre neonatale Versorgung in Südwestfalen zu werfen und einen Ausblick in die Zukunft zu geben.

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Schwieriger Start ins Leben in Siegen

Die Versorgung von Frühgeborenen stellt eine der größten Herausforderungen in der Medizin dar. Frühgeborene sind von ihrem ersten Lebenstag an kleine Überlebenskünstler. Diejenigen Kinder, die nur wenige Wochen zu früh geboren werden, entwickeln sich meist gut und können schnell nach Hause entlassen werden. Doch die kleinsten „Frühchen“ bringen bei ihrer Geburt oft nicht einmal 500 Gramm auf die Waage, ihre Füßchen sind kaum größer als der Daumen eines Erwachsenen. Vor ihnen und ihren Eltern liegt ein langer, schwerer Weg. Sie benötigen Medizintechnik auf höchstem Niveau, Kinderärzte mit umfangreicher Erfahrung und speziell weitergebildetes Kinderkrankenpflegepersonal.

Zunächst liegen sie wochenlang im Inkubator (Brutkasten), geschützt vor der Außenwelt. Ihre Atmung muss anfangs von einer Maschine unterstützt werden, der Kreislauf ist noch nicht stabil, das Trinken und die Verdauung von Muttermilch oder spezieller Frühgeborenennahrung fallen schwer. Für betroffene Eltern ist der lange Aufenthalt zusammen mit ihrem Kind in der Kinderklinik eine schwere und belastende Zeit, die von Höhen, aber auch vielen Belastungen und für die gesamte Familie herausfordernden Augenblicken gezeichnet ist .

80-köpfiges Team hilft Kindern und Eltern

Mehr als 12.000 kranke Früh- und Neugeborene und rund 1.250 Frühgeborene unter 1.500 Gramm wurden seit der Eröffnung 1995 in der Abteilung Neonatologie behandelt. Allein in den vergangenen fünf Jahren mussten 3.362 Babys – mit ihren Eltern – beim Start ins Leben medizinisch, pflegerisch und psychologisch unterstützt werden. 2019 wurden beispielsweise insgesamt 691 Neugeborene von den Fachkräften bei ihrem schwierigen Start in ein neues Leben unterstützt. 55 dieser Patienten wogen bei der Geburt unter 1.250 Gramm, das kleinste Frühchen sogar nur etwas mehr als 280 Gramm.

Austausch mit Anderen

Eine Elterninitiative bietet mit der Frühchengruppe „klitzeklein“ seit vielen Jahren Unterstützung und Anleitung über den Klinikaufenthalt hinaus an.

In einem Gesprächskreis tauschen sich betroffene Eltern jeden zweiten Mittwoch im Monat aus, wegen Corona fällt dieses Angebot aktuell allerdings aus.

Die Patienten kommen entweder im gemeinsam mit dem Diakonie Klinikum Jung-Stilling betriebenen Perinatalzentrum Level 1 auf die Welt oder werden per Hubschrauber oder speziellem Baby-Notarztwagen von einer der rund zehn umliegenden Geburtskliniken umgehend nach Geburt auf den Siegen er Wellersberg verlegt. Das insgesamt fast 80-köpfige Team der Neonatologie von Chefarzt Markus Pingel und Simone Hensel als Bereichsleitung Pflege auf dem Wellersberg setzt sich zusammen aus Kinderärzten mit der Fortbildung Neonatologie bzw. Pädiatrische Intensivmedizin, speziell fachweitergebildeten Gesundheits- und Kinderkrankenpflegekräften sowie psychologischen und therapeutischen Fachkräften. „Der Fokus liegt ganz klar auf der Lebensqualität der kleinen Patienten und einem so wenig wie möglich beeinträchtigtem Start für die Familien“, sagt Chefarzt Markus Pingel.

Modernes Mutter-Kind-Zentrum in Siegen gewünscht

Das Perinatalzentrum ist an seinen Grenzen angekommen und bedarf dringend einer baulichen Neuaufstellung. Die Verantwortlichen der Kinderklinik wünschen sich ein großes, modernes und zentrales Mutter-Kind-Zentrum in Siegen . Dort könnten dann optimale Bedingungen für die rund 2.500 Geburten aus der Kernstadt geschaffen werden, von denen außerdem auch die erkrankten Neugeborenen des großen Einzugsgebiets profitieren könnten.

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