Siegen. Mit 1500 Gramm auf die Welt: Die Selbsthilfegruppe „klitzeklein“ lädt ehemaligen Frühchenfamilien in die Siegener Kinderklinik ein.
In der ehemaligen Kinderkrankenpflegeschule der DRK-Kinderklinik herrscht ein Gewusel. Lautes Lachen und das Tippeln winziger Füße hallen durch den Raum. Kinder werfen bunte Luftballontiere und -blumen übermütig umher. Einige davon platzen mit einem lauten Knall. An den Kaffeetischen sitzen die Familien, die sich angeregt unterhalten und dabei ihre Schützlinge auf dem Schoß haben oder beim Spielen beaufsichtigen. Und an den Wänden hängen Fotocollagen. Denn auch wenn die Kleinen nun so fröhlich und unbeschwert herumtollen können, so hatten sie doch alle einen schwierigen Start ins Leben: Sie sind Frühchen. Zum Welttag des Frühgeborenen hat die Selbsthilfegruppe „klitzeklein“ nun alle ehemaligen Frühchenfamilien in die Siegener Kinderklinik eingeladen.
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Weniger als 1500 Gramm bei Geburt
Frühgeborene kommen deutlich kleiner und leichter auf die Welt, als durchschnittliche Neugeborene. Rund 60.000 Kinder in Deutschland werden vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren. Das kann schwerwiegende und für die Familien sehr belastende Folgen haben. Kinderkrankenschwester Birgt Schlechtingen erklärt: „Die Spätfolgen einer Frühgeburt können Entwicklungsschwierigkeiten vor allem im motorischen Bereich sein, aber auch Schädigungen der Augen und Ohren, Verdauungsstörungen, geistige Verzögerungen oder Hirnblutungen.“ Um die kranken Neugeborenen aus den verschiedenen Geburtshilfen in der Region kümmert sich das Team der Neonatologie der DRK-Kinderklinik. Dank spezialisierter Versorgung und Pflege entwickelt sich der Großteil der rund 650 jährlich versorgten Frühchen so gut, dass sie rund 15 Wochen später aus der Klinik nach Hause entlassen werden können.
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Im Jahr 2018 hat das Team der Neonatologie der DRK-Kinderklinik 671 Früh- und Neugeborene aus den umliegenden Geburtskliniken versorgt. 80 davon gehörten zu der kritischen Gruppe – sie wogen bei ihrer Geburt nicht einmal 1500 Gramm. Chefarzt und Neonatologe Markus Pingel betont die Schwierigkeiten bei der Erstversorgung der winzigen Patienten: „Die Geburt eines kleinen Frühgeborenen stellt stets eine besondere Herausforderung an das gesamte Team dar. Neben allen medizinischen und pflegerischen Maßnahmen hat der Blick auf die gesamte Familie und ihre Sorgen und Nöte besondere Priorität.“
Austausch steht im Fokus
Obwohl Frühgeborene in Deutschland statistisch zu den größten Kinderpatientengruppen zählen, werden die Probleme und Risiken für die weitere Entwicklung dieser Kinder nicht genug wahrgenommen, sagt der Arzt Markus Pingel. Um den Anliegen der Eltern besondere Beachtung zu schenken, lädt die Selbsthilfegruppe jedes Jahr die Frühchenfamilien auf dem Wellersberg ein. Hier gibt es für die Kleinsten ein Unterhaltungsprogramm mit Spielecke, Ballonkünstlerin und Klebetattoo-Stand.
Eltern können sich mit anderen Betroffenen und den Spezialisten der Klinik über die bisherige Entwicklung, alltägliche Herausforderungen, aber auch besondere Erlebnisse in den vergangenen Jahren austauschen. Manche der ehemaligen Frühgeborenen sind bereits im Teenageralter oder sogar schon erwachsen. In diesem Jahr konnten sich die Pflegekräfte und „klitzeklein“-Organisatorinnen Birgit Schlechtingen, Friedel Hild, Birgit Kober und Julia Stolz über 136 Besucher freuen. Friedel Hild: „Es ist jedes Mal so toll zu sehen, wie glücklich die Familien jetzt sind und wie sich die Kleinen nach ihrem harten Kampf entwickelt haben. Das ist wie Weihnachten, Geburtstag und Ostern zusammen.“
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