Burbach/Siegen. Im Prozess um Misshandlungen in der Burbacher Flüchtlingsunterkunft muss sich das Gericht mit schriftlichen Aussagen begnügen.

An diesem Mittwoch steht das „Burbach“-Umfangsverfahren wieder unter dem Motto: „Wir lesen vor“. Erst einmal müssen alle Beteiligten eine gute halbe Stunde auf den Beginn warten. „Es ist noch nicht 11.11 Uhr“, wird im Hüttensaal der Siegerlandhalle gefrotzelt.

Dann geht es aber regulär mit dem Aufrufen der verbliebenen zehn Angeklagten und ihrer Anwälte weiter. Sie habe eine Zeugenvernehmung angekündigt, sagt die Vorsitzende, „er ist aber versehentlich auf den 18. November geladen worden“. Also liest Elfriede Dreisbach abwechselnd mit ihrem Richterkollegen Matthias Stehr insgesamt fünf Aussagen von vier ehemaligen Bewohnern der Einrichtung vor, die allesamt nicht mehr greifbar sind für das Gericht. Weil sie entweder als „unbekannt verzogen“ gelten oder ins Ausland gegangen sind.

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„Beruf: Asylbewerber“

Was für alle Betroffenen ganz offensichtlich nichts Neues ist, wie sich aus den Akten ergibt. Einer ist aus Albanien mit seiner Familie nach Deutschland gekommen, „um ein besseres Leben zu haben“. Ein anderer ist aus Syrien erst nach Libyen gereist, danach über Italien nach Frankreich, „wo ich mein Leben fortgesetzt habe“. Über Belgien kam er schließlich nach Deutschland, beantragte erst in der Bundesrepublik Asyl. Jener Bewohner, der angeblich auf den weiterhin erkrankten Wachmann Steven K. einen Feuerlöscher geworfen haben soll und dessen Aussage nun auch im Hauptverfahren verlesen wird, steht mit „Beruf Asylbewerber“ in den Akten.

Es sind eher diese kleinen Nebenaspekte, die das Verfahren im Moment bestimmen und interessant machen, obwohl keiner der Anwälte oder Richter sie kommentiert. Ebenso zeigen die Protokolle den Alltag der Vernehmungsbeamten, die sich manchmal geradezu grotesk korrekt an die ihnen mitgegebenen Vorlagen gehalten haben.

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Alles schon einmal erzählt

Gerade haben die Zeugen ausdrücklich und ausführlich geschildert, was ihnen in Burbach widerfahren ist und warum sie ins „Problemzimmer“ kamen. Einer diesmal sogar freiwillig. Und dann wird die Frage nach dem Grund gestellt, weil das eben so auf dem Bogen steht. Immerhin kommt dann doch ein- oder zweimal der unwillige und irritierte Einwurf: „Das habe ich doch gerade schon erzählt.“ Das ist ansonsten auch der Gesamteindruck der aktuellen Verhandlungssituation, die nur wiedergibt und wiederholt, was zum größten Teil schon vor Monaten durch die Vernehmungsbeamten eingeführt wurde: „Alles schon einmal erzählt.“ Immerhin ist nach dem kommenden Mittwoch erst einmal wieder Pause bis in den Dezember.

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