Siegen. Im Prozess um eine mutmaßliche Brandstiftung in einem Siegener Hotel sagt der Sohn der Eigentümerin aus. Demnach war die Lage äußerst bedrohlich.

Für den Brandschutzgutachter war das Feuer, das im April in einem Siegener Gasthof und Hotel ausbrach, potenziell geeignet, bei längerer Brandzeit das gesamte Obergeschoss und auch den Dachstuhl zu gefährden. Im vorliegenden Fall sei es vornehmlich ein Schwelbrand gewesen, von einem Stuhlpolster und einer Gardine einmal abgesehen.

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Am 9. April hatte der 56-jährige Angeklagte S. in erklärter Suizid-Absicht einen Stuhl angezündet, dann sein Zimmer verlassen. Er lebte dort seit Anfang des Jahres, weil seine eigene Wohnung – ebenfalls durch einen Brand – auf längere Sicht unbewohnbar geworden war.

Der Sohn der Hoteleigentümerin schildert am Montag im Landgericht, wie er die Notlage an diesem Tag gegen 3 Uhr morgens entdeckte. Er lebe eigentlich nebenan, sei aber nach einem Armbruch der Mutter wieder in deren Wohnung mit eingezogen. „Sie hätte weitergeschlafen und nichts bemerkt.“

Feuer in Hotel in Siegen: 30.000 Euro Sachschaden

Er wurde wach, ging zur Toilette und hörte, wie sich die Brandschutztür direkt gegenüber automatisch schloss, die zu einem kleinen Flur mit drei Zimmern führte, von denen eines der Angeklagte bewohnte. Kurz darauf sei ein weiteres Geräusch gekommen, „als wenn ein Sack umfällt“. Er sah nach, fand den Hotelgast vor der Brandschutztür im Treppenhaus liegen. „Er hat unverständliche Sachen gestammelt. Beim dritten Mal habe ich ,Feuer, Feuer’ gehört“, erinnert sich der Zeuge. Gerochen habe er nichts, weder Alkohol beim Angeklagten, noch Rauch.http

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Er weckte seine Mutter, „packte Hund und Katze“, verließ das Haus und alarmierte die Feuerwehr. Der Angeklagte sei selbstständig gefolgt. Der Altbau bestehe aus Fachwerk mit Putz. „Vor mehr als 20 Jahren hatten wir schon einmal ein Feuer“, sagt der Mann. Seither sei er sensibel für solche Dinge. Rund 30.000 Euro Sachschaden seien entstanden, von der Versicherung abgedeckt.

Siegen: Sohn der Hotelbesitzerin beschreibt Angeklagten als „stillen Mann“

Seinen damaligen Gast beschreibt der Zeuge als stillen Mann, der sich regelmäßig Alkohol besorgt hätte. Damit habe er auch keine Probleme. Wenn ihn allerdings im Februar, als das Zimmer seitens der Caritas angefragt worden sei, jemand informiert hätte, dass der Mann „ein Alkoholiker ist, möglicherweise psychische Probleme hat und dass es schon einen Brand gab, hätten wir auf ihn achten können“.

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Vor Gericht wurden auch Polizeibeamte und Feuerwehrleute zu beiden Bränden vernommen. Gerade beim ersten, Ende 2019, gibt es erneut Widersprüche zu früheren Aussagen. Interessant ist ein Vorfall vom Vortag des zweiten Feuers, der bereits zu Beginn der Hauptverhandlung einmal kurz angesprochen wurde.

Am 8. April, gegen Mittag, sei der Angeklagte „in Shorts und T-Shirt“ die Treppe heruntergekommen, habe über Eisenmangel geklagt und einen Arzt gefordert, berichtet der Sohn der Hoteleigentümerin. Er rief einen Rettungswagen, der vom Gast aber dann wieder zurückgeschickt wurde. Einer der Sanitäter habe mit dem Beschuldigten „an der Türschwelle“ gesprochen, eine Untersuchung habe nicht stattgefunden. Es gehe ihm gut, er wisse auch nicht mehr, warum er um einen Arzt gebeten habe, sei die Reaktion des Angeklagten gewesen. Der Angeklagte stand gemäß einer Blutprobe vom 9. April am Tattag weder unter Alkohol, noch hatte er Drogen genommen.

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