Siegerland. Ab Montag schließen auch die Kneipen im Siegerland. Wirte aus der Region haben sich zusammengeschlossen, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen.
„Die Gastroszene kriegt die Beine weggezogen“, sagt Frank Kretschmer, Besitzer des Keiler House in Netphen. In seiner Kneipe stehen zwar Desinfektionsmittel und Plexiglasscheiben bereit, aber ab Montag muss auch er erstmal wieder schließen. Anspannung, Aufregung und Angst machen sich unter den Kneipenwirten in der Region breit. Die Wirte wollen auf ihre missliche Lage aufmerksam machen.
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Soforthilfe für Siegerländer Wirte beim ersten Lockdown
Als im März fest stand, dass sie ihre Kneipen schließen mussten, beantragten die Wirte direkt die Soforthilfe. „Die hat die Pacht und die laufenden Kosten abgedeckt, mehr aber auch nicht“, sagt Frank Kretschmer. Die Höhe der Soforthilf e ist abhängig von der Anzahl der Mitarbeiter. Dimi Merle, die das Bistro Number One in Weidenau betreibt erinnert sich an diese Zeit zurück: „Das hat uns schon in dieser Zeit natürlich sehr geholfen, aber das Geld ist aufgebraucht“.
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Im Mai gab es dann die ersten Lockerungen und fünf Leute aus zwei Haushalten durften zusammen an einem Tisch sitzen. Die Lage entspannte sich weiter und schon bald waren es zehn Leute aus egal wie vielen Haushalten, die zusammen kommen durften. „Das war dann im Sommer, wo die meisten Menschen draußen sitzen konnten und auch wollten“, sagt Carsten Schmidt, Betreiber der Gaststätte Scholl.
Siegerländer Wirte investierten in Hygiene-Schutzmaßnahmen
Er hatte im Sommer viel Geld investiert um seinen Gästen einen Biergarten unter den Hygienebestimmungen zu ermöglichen. „Der Sommer lief auch sehr gut. Damit war ich zufrieden“, sagt er.„Wir haben alle Auflagen erfüllt und kriegen jetzt die Klatsche dafür“, sagt Christoph Unkel, Betreiber der Kneipen Kölner Tor und Gollerbräu in Siegen. Er hat für seine beiden Standorte insgesamt 12.000 Euro für die Hygiene-Schutzmaßnahmen ausgegeben. „Wir haben Geld investiert, um jetzt kein Geld zu verdienen“, sagt er. Diese Aussage können alle anwesenden Wirte bestätigen.
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Sie alle mussten zum Beispiel in Plexiglasscheiben für die Theke, in Lüftungsanlagen und Filter und in Masken und Desinfektionsmittel investieren. Die Wirte haben sich im Laufe der Corona-Zeit auch Aktionen einfallen lassen, um ihre Gäste anzulocken. „Ich werde dieses Wochenende Bier für einen Euro verkaufen, damit wenigstens ein paar Leute zu mir kommen“, sagt Frank Kretschmer.
Partys werden in private Wohnungen verlegt
Daran würde er natürlich nichts verdienen, aber nach der Sperrstundenauflage des letzten Wochenendes müsste er sich was einfallen lassen. „Ich habe mitgekriegt wie Leute letzte Woche um 23 Uhr hier rausgegangen sind und sich dann direkt in einer privaten Wohnung getroffen haben“, sagt Frank Kretschmer. Auch hier sind sich die Wirte einig, in ihren Kneipen werden die Personendaten festgehalten und Hygienemaßnahmen getroffen, in privaten Räumen eher weniger.
Umsatzstärkste Kneipenmonate fallen weg
Diese Wirte beteiligten sich: Carsten Schmidt (Gaststätte Scholl), Frank Gundlach (Dart- und Musikkneipe „Zum alten Bahnhof“ Eiserfeld), Olga Zeuner (Pub in Ferndorf), Dimi Merle (Bistro Number One in Weidenau) mit DJ Acki, Christoph Unkel (Kölner Tor und Gollerbräu in Siegen), Dennis Tigges (Palm Beach und zum Alten Zollhaus in Kreuztal), Frank Kretschmer (Keiler House in Netphen), Bianca Bebling (Jojos Pub in Weidenau).
„Für uns alle fallen die umsatzstärksten Kneipenmonate (November und Dezember) weg.“
Ab Montag müssen die Wirte ihre Kneipen wieder schließen.„Es fühlt sich so an, als würde keiner an die kleinen Kneipen denken“, sagt Christoph Unkel. Noch steht nicht fest ob und wenn ja wie viel Fördergelder sie jetzt erhalten werden. Die Wirte haben Angst vor der Zukunft: „Wir sind mutlos.“, sagt Dimi Merle.
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