Siegen-Wittgenstein. Beinahe hätte der Rhein-Sieg-Express im neuen Fahrplan keinen Platz mehr gefunden: Flix-Train wollte zwischen Köln und Aachen auf die Trasse.
Vor dem Oberverwaltungsgericht wird über die Buslinien-Konzessionen für die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) gestritten.
Auch auf der Schiene drohte der Wettbewerb zuzuschlagen: Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2020 wäre der Rhein-Sieg-Express buchstäblich gegen den Prellbock gefahren – die Schienen waren auf einmal nicht mehr frei für den stündlichen Einsatz des RE 9 zwischen Alchen und Siegen. Die Bahn hatte die „Trassen“ – so heißen die Zeitfenster- für Fernzüge privater Anbieter, unter anderem Flixtrain, vergeben, die von Aachen nach Hamburg fahren wollten. Die Vereinbarung, dass der Nahverkehr Vorrang hat, läuft aus – die Bahn hatte, wie von der EU gewünscht, freie Hand, die Trassen zu höhrem Preis an den privaten Fernverkehr zu verkaufen.
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Eine Fahrt am Kölner Hauptbahnhof vorbei
„Das ist Gottseidank abgewendet“, sagt Ulrich Beele, Sprecher des Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL): Die Unternehmen hätten ihre Trassen nicht in Anspruch genommen – bis auf eine. Der Zug, der sonst um 8.20 Uhr in Köln nach Siegen abgefahren wäre, wird aus Richtung Aachen auf die Umleitung über die Kölner Südbrücke ohne Halt am Kölner Hauptbahnhof und in Deutz geschickt. Dieses Szenario hatte sich die Bahn ursprünglich für alle Verbindungen ausgedacht. Mit einer Resolution fordert sich der NWL den Vorrang für dei Nahverkehrs-Taktfahrpläne zurück – „und den dringenden Ausbau der Infrastruktur“, sagt Ulrich Beele, „es gibt nicht mehr genügend Puffer.“ Der Verkehr nehme stetig zu, auf den Schiene gebe es „überhaupt keinen Spielraum“ mehr.
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Weiter Baustelle auf der Siegstrecke
Weiter für Ungemach sorgen wird die Baustelle auf der Siegstrecke. Für die Ergänzungszüge zu den Hauptverkehrszeiten gibt es auch im neuen Fahrplan keinen Platz. Einzelne Fahrten müssen zudem verlegt werden. Fahrgäste, die den Siegener Hauptbahnhof kennen, wissen, dass es da auf die Minute ankommt. Um 7.05 Uhr kommt der Regionalexpress aus Gießen an. Um 7.07 Uhr, fünf Minuten früher als jetzt, soll der RE 9 nach Köln starten. ZWS-Geschäftsführer Günter Padt: „Der Anschluss ist weg.“
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