Siegen. Dieter Hallervorden ist nicht nur Schauspieler, sondern auch Theaterintendant. Er weiß, was das Siegener Apollo jetzt drückt,
„Ich bin von Natur aus Optimist“, sagt Dieter Hallervorden, „meine beiden Theater in Berlin werden bespielt und sind ausverkauft.“ Doch er verhehlt auch nicht, dass die aktuelle Pandemie dunkle Schatten auf die Kulturszene wirft. Denn in beiden Häusern dürfen, wie im heimischen Apollo auch, nur etwa 20 Prozent der zur Verfügung stehenden Plätze besetzt werden. Finanzielle Erwägungen sind es also nicht, Vorstellungen anzubieten: „Wirtschaftlicher wäre es, die Theater geschlossen zu halten, doch Theater ist auch Interaktion und das gesellschaftliche Leben geht ohne Kultur kaputt.“
Seit 60 Jahren steht Dieter Hallervorden auf den Brettern, die zumindest zu einem Teil die Welt bedeuten. Als Kabarettist, Komiker („Palim, Palim“), als Schauspieler, Sänger und in Filmen. Seine Rollen in „Sein letztes Rennen“ und „Honig im Kopf“ haben Millionen von Kinogängern gezeigt, dass er auch das „ernste Fach“ beherrscht. Doch die Coronakrise hat ihn ausgebremst. Zumindest zunächst.
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Pappkameraden füllen die leeren Reihen
„Ich liebe Herausforderungen, vor allem aber deren Bewältigung“, sagt er. Nach kurzen Umwegen über Livestreams hat der Berliner Senat seinem Hygienekonzept nach Monaten des Stillstands endlich zugestimmt. Neben seinem Optimismus hat Dieter Hallervorden auch seine Originalität nicht verloren: Alle durch die Abstandsregeln frei bleibenden Plätze hat er mit Puppen aus Pappe besetzt, so dass die Vorstellungen zumindest den Schein erwecken, sie seien ausverkauft.
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Ansonsten läuft sein aktuelles Stück „Gottes Lebenslauf“ wie geplant: Mit viel technischem, optischem und akustischem Aufwand, der ein großes Team von Bühnenspezialisten erfordert. Eigentlich kein finanzielles Problem, denn Hallervorden ging bei seinen 500 Sitzplätzen in seinem Schlosspark-Theater von einer üblichen Saal-Auslastung von über 90 Prozent aus. Bei nur 100 erlaubten Besuchern aber bedeutet das für ihn: „Ich bringe jeden Abend 2500 Euro mit“. Wie lange er das durchhalten kann? „Ich habe in der Zeit als Didi viel Geld verdient. Solange das reicht, muss ich durchhalten.“
Gemeinsam Konzept entwickelt
An seinen letzten Auftritt in Siegen mit der Komödie „Sonny Boys“ kann sich Dieter Hallervorden noch gut erinnern: „Ich habe ein Theater-Team erlebt, das mit Herzblut dabei ist.“ Mit Intendant Magnus Reitschuster hat er in langen Telefongesprächen ein Konzept entwickelt, wie alle Karteninhaber „Gottes Lebenslauf“ genießen können. Die Lösung: sechs zusätzliche Vorstellungen im Mai für diejenigen, die in dieser Woche angesichts der reduzierten Plätze nicht zum Zug kommen.
Magnus Reitschuster weiß aus den Erfahrungen des „Festivals der Abstände“ im Juni: „Die Aufführungen mit weniger Publikum sind intensiver, weil damit die Bedeutung für jeden einzelnen Besucher wächst.“ Dass Dieter Hallervorden sein ihm eigener listiger Schalk und seine Schlagfertigkeit nicht verloren gegangen sind, beweist er auf die Frage Reitschusters, ob er nicht auch noch für das Amt des Regierenden Bürgermeisters von Berlin zur Verfügung stände: „Drei Theater sind zu viel für mich.“
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