Siegen. Straßen NRW: Schrägseilkonstruktion für die Siegener Siegtalbrücke bietet Vorteile in Sachen Bauzeit, Betroffenheit der Bevölkerung und Kosten.
Verschiedene Varianten zum Bau der Siegtalbrücke hat Straßen NRW geprüft, jetzt ist die Entscheidung für eine Vorzugsvariante getroffen: Das Bundesverkehrsministerium hat grünes Licht für eine Schrägseilbrücke gegeben.
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Der Neubau der Siegtalbrücke dürfte neben der Rinsdorf-Talbrücke und der Lennetalbrücke bei Hagen das ambitionierteste Projekt im Zuge des A 45-Ausbaus sein. Ab 2021 ist die Autobahn GmbH des Bundes verantwortlich für den Brückenneubau, der allein schon 160 Millionen Euro kosten dürfte – plus Abbruch des Bestandsbauwerks.
Die Siegtalbrücke führt über besiedeltes Gebiet – Sprengen ist nicht drin
Marco Gräb äugt auf die Schlagzeile, wenn er von der neuen Siegtalbrücke spricht. Aber der künftige Leiter der Niederlassung Netphen der Autobahn GmbH des Bundes als Nachfolger von Straßen NRW hat halt nicht Unrecht, wenn er von der „Krone der Königinnen der Autobahnen“ spricht: Wenn die A 45 aufgrund ihrer vielen Kurven und der anspruchsvollen Topografie als „Königin der Autobahnen“ gilt, dann ist die Siegtal- als ihre höchste Brücke so etwas wie die Krone. Und diese Krone neu zu bauen, hat es in sich.
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Wie alte Brücken im Siegerland bevorzugt entfernt werden, ist mittlerweile klar: Sie werden gesprengt. Die Siegtalbrücke allerdings führt über besiedeltes Gebiet – keine Chance auf Sprengung. Sie muss von oben nach unten Stück für Stück weggeknabbert werden. Dabei kommt gleich das nächste Problem zum Tragen: Die beiden Fahrbahnen sind zwar voneinander getrennte Bauwerke und können nacheinander abgebrochen werden. Die riesigen Pfeiler allerdings sind so massiv – die tragen beide Fahrbahnkästen. Bei der Talbrücke Eisern (wir berichteten) hat jede Fahrbahn eigene Stützpfeiler.
Einschränkungen für Bevölkerung in Siegen-Eiserfeld so gering wie möglich
„Wie die Brücke wegkommt, ist noch nicht final gelöst“, sagt Marco Gräb. In jedem Fall wird der Verkehr über die gesamte Bauzeit in beide Richtungen fließen, indem er auf die Fahrbahn verlegt wird, die gerade nicht abgerissen wird. „4-0“ nennen das die Verkehrsexperten. Die eine Hälfte wird abgebrochen, die neue Schrägseilbrücke daneben gebaut – inklusive Pfeiler natürlich – und wenn sie fertig ist, wird der Verkehr umgelegt und die andere Hälfte ist dran. Das Bestandsbauwerk wurde bereits untersucht, was noch nicht abgeschlossen ist. Oberste Maßgabe sei, die Immissionen und Einschränkungen für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten, verspricht Straßen NRW.
Die Autobahn GmbH im Siegerland
Ab 1. Januar übernimmt die Autobahn GmbH die bundesweite Zuständigkeit für die Autobahnen von den Landesbetrieben. In NRW bleibt Straßen NRW für Bundes-, Landes- und Kreisstraßen zuständig (wir berichteten).
Zwei Niederlassungen der Autobahn GmbH wird es in NRW geben: eine im Rheinland, eine in Westfalen (Hamm). Die wiederum haben Außenstellen; für Westfalen werden das Bochum, Hagen, Netphen, Dillenburg und Osnabrück sein (Gräb: „Autobahnen enden auch nicht an Ländergrenzen“).
„Wir akquirieren zur Zeit noch Personal“, sagt der künftige Netphener Außenstellenleiter: Von 55 Beschäftigten wechseln gut 30 von Straßen NRW zur Autobahn GmbH, gut 20 weitere fehlen noch zur Sollstärke.
Was hingegen aus Sicht des Landesbetriebs – und ab Januar der Autobahn GmbH – feststeht, ist, wie die Brücke aussehen soll: Mit dem Bundesverkehrsministerium entschied man sich für die Schrägseilkonstruktion, die einzelne Felder von bis 192 Metern überspannt und daher deutlich weniger und schlankere Pfeiler braucht als die alte Siegtalbrücke. Weil die neue Brücke leicht versetzt zur Trasse der alten steht, überspannt das Bauwerk andere Grundstücke als die alte – aber das hätte sie auch in der alten Trasse getan. Und weil die Kurvenradien, Brückenwiderlager und die nahe Anschlussstelle Siegen auch neu gemacht werden, wird die A 45 auch keinen Knick beschreiben. Die Autobahn soll ja durchgängig sechsstreifig ausgebaut werden.
Planfeststellungsverfahren für Siegtalbrücke soll 2024 eingeleitet werden
Für die Entscheidung wurden Aspekte wie Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit, Umweltauswirkungen, Gestaltung und eben auch Betroffenheit untersucht – die Schrägseilbrücke erfüllt diese Vorgaben am besten, findet der Landesbetrieb. Denn diese Bauweise ermögliche die mit Abstand kürzeste Bauzeit und die Bautätigkeit im Tal wird schon dadurch reduziert, dass nur noch sechs Pfeiler errichtet werden müssen. Die alte Bücke hat zwölf.
Zum sechsstreifigen Aus- und Brückenneubau im Bereich Eiserfeld gehören wie überall entlang der A 45 Lärmschutz, Entwässerung, Ausgleichs-, Ersatz- und womöglich Artenschutzmaßnahmen. Das alles muss geprüft und festgehalten, die Bevölkerung beteiligt werden, das entsprechende Planfeststellungsverfahren soll – Stand heute – 2024 eingeleitet werden. Das wiederum hat erheblichen Einfluss auf den Baubeginn, mit dem Straßen NRW nicht vor 2027 rechnet.
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