Kreuztal. Corona stellt Schulen vor große Herausforderungen. Die Krise offenbart Versäumnisse in Sachen Digitalisierung, die nur langsam aufgeholt werden
Der Kreuztaler Schulausschuss beschäftigt sich mit der Digitalisierung an den Schulen. Besonders angesichts der Coronakrise und einiger positiver Fälle an Kreuztaler Schulen hat dieses Thema aktuell eine hohe Brisanz. Wegen bürokratischer Hürden, einer gestiegenen Nachfrage nach digitalen Endgeräten und dem bisher schwachen Fortschritt der Digitalisierung geht der Prozess nur langsam voran. Kreuztal sei aber zumindest auf einem guten Weg, so die Meinung im Ausschuss.
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Digitalisierung an Kreuztaler Schulen
Die Kreuztaler Schulen sollen mit einem leistungsfähigen Breitbandanschluss ausgestattet werden. Diese Maßnahmen werden von der „Breitbandkoordinierungsstelle“ des Kreises Siegen-Wittgenstein umgesetzt, Anfang des kommenden Jahres sollen die eigentlichen Bauarbeiten beginnen. Wann genau die Schulen in Kreuztal an der Reihe sind, ist noch unklar.
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Alle Schulen sollen außerdem strukturierte Verkabelung und W-Lan erhalten. Da der Rat bereits 2018 den „Medienentwicklungsplan für die Schulen der Stadt Kreuztal“ verabschiedet hat, ist die Kommune hier auf einem guten Weg. Viele Kommunen haben noch keinen Medienentwicklungsplan beschlossen. Bis Ende der gerade begonnenen Herbstferien sollen vorbereitende Planungsmaßnahmen abgeschlossen sein, noch in diesem Herbst soll die erste Baumaßnahme beginnen. Bis Ende der Sommerferien 2021 sollen dann die strukturierte Gebäudeverkabelung und eine flächendeckende W-Lan-Versorgung an allen Schulen vorhanden sein.
Empfehlung für den Wunschzettel
„Weihnachten steht vor der Tür“, sagte Felix Viehmann (FDP) zum Abschluss der Diskussion. Geräte aus dem Sofortausstattungsprogramm seien nur für Schüler vorgesehen, deren Eltern sich keine leisten könnten. Deshalb empfahl er, all diejenigen, auf die das nicht zutreffe, rechtzeitig darüber zu informieren, welche Geräte am besten angeschafft werden sollten.
Digitale Endgeräte sollen für Schüler sowie für Lehrer angeschafft werden. Vor allem Schülerinnen und Schülern, die keinen eigenen Zugang zu Geräten haben, sollen welche zur vorübergehenden Nutzung überlassen werden. Eine Bedürftigkeitsprüfung soll jedoch nicht stattfinden. Auch wenn andere Geräte wie Beamer oder Roboter förderfähig sind, sollen sämtliche Mittel ausschließlich für die Beschaffung digitaler Endgeräte eingesetzt werden. Die Schulen sollen einheitlich mit iPads ausgestattet werden, dafür muss jedoch die Infrastruktur bereitstehen. Zusätzlich dazu hat der Bund aufgrund der Coronakrise ein Sofortausstattungsprogramm ins Leben gerufen, um den Schulen möglichst bald digitale Endgeräte zur Verfügung zu stellen. 387 Geräte bekommen die Kreuztaler Schulen so voraussichtlich.
Geld aus fünf Förderprogrammen für Kreuztal
Aus fünf verschiedenen Fördertöpfen kommen die Mittel zur Digitalisierung an den Kreuztaler Schulen. Der Breitbandausbau wird über das „Infrastrukturprogramm des Bundes“ finanziert – Die Bodelschwingh-Grundschule Buschhütten, die Grundschule Kredenbach und die Katholische Grundschule Kreuztal erfüllen für diese Fördermittel jedoch nicht die Voraussetzungen, weshalb dort auf ein anderes Programm des Landes zurückgegriffen wird, die „Richtlinie zur Gewährung von Zuwendungen für die Glasfaseranbindung der öffentlichen Schulen und der genehmigten Ersatzschulen“.
Flächendeckendes W-Lan und die Ausstattung mit Hard- und Software wird über den „DigitalPakt Schule“ gefördert. Im Rahmen einer Zusatzvereinbarung zum Digitalpakt erhalten die Kommunen das Geld für die sofortige Ausstattung der Schüler mit digitalen Endgeräten. Mit einem weiteren Programm sollen schließlich auch die Lehrkräfte mit dienstlichen Endgeräten ausgestattet werden. Trotz der fünf Förderprogramme reichten die Mittel aber lediglich für „erste Grundlagen für digitales Arbeiten“, heißt es seitens der Verwaltung. Für eine umfassende Schulausstattung seien die Gelder „keinesfalls auskömmlich“. Zehn Prozent Eigenanteil muss die Stadt Kreuztal bei den meisten Förderprogrammen beisteuern, für die drei nicht mit Bundesmitteln geförderten Grundschulen beträgt er 20 Prozent.
Kreuztal auf einem guten Weg
Felix Viehmann (FDP) wollte wissen, wann der digitale Unterricht starten könne und ob sich die Schulen schon vor dem Eintreffen der Geräte mit entsprechenden Nutzungskonzepten befassten. Der Schulamtsdirektor Walter Sidenstein antwortete, dass die allermeisten Schulen sich natürlich schon darauf vorbereiten würden – im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Dies sei sowohl Eigeninteresse als auch Pflicht der Schulen. „Ich rede nicht vom digitalen Unterricht, sondern von Unterricht mit digitaler Unterstützung“, stellte der Schulamtsdirektor klar. Unterricht brauche menschlichen Kontakt, „das geht nicht über Einsen und Nullen“, so Sidenstein.
„Meine Sorge ist, dass dieser Prozess doch länger dauern wird, als wir uns alle wünschen“, sagte Heike Siebel (SPD). Falls wieder ein schneller Umstieg auf Distanzunterricht nötig werde, könnten die Schulen in Kreuztal nicht vorbereitet sein. Sie wollte wissen, wie lange es noch dauere, bis die Endgeräte einträfen. „Viele Kreuztaler Schulen warten dringend darauf.“ Frank Bäcker, Amtsleiter IT, antwortete, dass die digitalen Endgeräte aus dem Sofortausstattungsprogramm in etwa acht bis zehn Wochen eintreffen sollten. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur soll Ende der Sommerferien 2021 abgeschlossen sein. Erst dann könnten weitere Endgeräte über den Digitalpakt Schule beschafft werden.
„Ein Regelbetrieb findet nicht statt“, berichtete Philipp Krause (CDU) von den Schulen. Dass zehn oder mehr Kinder fehlten, sei keine Seltenheit, da sie schon mit einem Schnupfen zur Sicherheit nach Hause geschickt würden. Er nannte es ein „unfassbares Armutszeugnis für Deutschland“, dass die Digitalisierung so lange verschlafen worden sei. Kreuztal sei jedoch auf dem richtigen Weg und habe vergleichsweise schnell gehandelt.
Auch Schulamtsdirektor Sidenstein lobte die Stadt. „Sie schöpft die Töpfe aus, die da sind, in einem Tempo, das erwähnenswert ist.“ Noch einmal unterstrich er aber, dass die Digitalisierung für ihn nicht die Lösung sei. „Bildungsgerechtigkeit erreichen wir nicht mit Laptops“, sagte Sidenstein. Auch im Distanzunterricht sei Papier wichtig für die Schüler, da sie mit anderen Dingen teilweise nicht umgehen könnten.
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