Siegen. Siegener Technologieunternehmen Guntermann und Drunck (G&D) ist weltweit führend bei KVM-Lösungen – das will Kunden angemessen präsentiert werden

Im Grunde funktioniert wenig in der digitalisierten Welt, ohne dass Guntermann und Drunck (G&D) die Finger im Spiel hätte. Das Siegener Technologieunternehmen mit Sitz im Industriegebiet Oberes Leimbachtal mischt auf der Welt ganz vorne mit, wenn es um KVM-Lösungen geht.

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Die Siegener Schnittstellen-Experten: Was KVM eigentlich ist

Die Abkürzung steht für Keyboard, Video und Mouse, also Tastatur, Bildschirm und Computermaus. Jeder Computer hat Schnittstellen, um diese Bedienelemente anzuschließen. Bei hochkomplexen Aufgaben – zum Beispiel in der Flugsicherung – gibt es eine große Zahl von Computern, die von einem oder wenigen Menschen bedient werden.

Zwei Kontrollraumtische mit Monitoren, Tastatur, Maus, eine Videowand – der Clou sind die vielfachen Verbindungen zu den eigentlichen Rechnern.
Zwei Kontrollraumtische mit Monitoren, Tastatur, Maus, eine Videowand – der Clou sind die vielfachen Verbindungen zu den eigentlichen Rechnern. © Hendrik Schulz

Aber nicht an jedem Rechner sind Tastatur, Bildschirm und Maus angeschlossen und es sitzt auch nicht eine Person vor jedem Rechner. G&D sind Schnittstellen-Experten: Sie sorgen dafür, dass die Verbindung zwischen Bediener und Computer stabil und sicher funktioniert – wenn sie ihren Job gut machen, nimmt man sie also eigentlich kaum wahr.

Computer und Benutzeroberfläche verbinden: Wie KVM konkret funktioniert

Mit einem Signal zwischen Schnittstellen (etwa Computer – Bildschirm) kann G&D mehr anfangen, als eben „nur“ auf dem Bildschirm die Rechnerdaten auszugeben. Marketingleiter Jochen Bauer, unterscheidet drei Modi: Ein Signal kann einen Arbeitsplatz mit mehreren Rechnern verbinden (switch), das Signal kann zwischen Sender und Empfänger verlängert werden, wenn die räumlich voneinander getrennt sind (extend) und es kann mehrere Arbeitsplätze mit mehreren Computern verbinden, so dass jeder auf jeden zugreifen kann (distribute).

G&D sorgt bei seinen Kunden in der Regel dafür, dass alles gleichzeitig geschieht. Das hat verschiedene Gründe: Zum einem Platz und Komfort – viele Rechner erzeugen Wärme, daneben sitzen kann unangenehm werden. Ein Arbeitsplatzwechsel kann am Arbeitsplatz erfolgen – man muss nur auf einen anderen Rechner umschalten. Außerdem kann die Wartung im Technikraum erfolgen, ohne beispielsweise die Fluglotsen während der Arbeit zu stören. Zudem ist nicht in jedem Raum genug Platz für Computerschränke. Und auch für die Sicherheit ist KVM relevant: Wichtige Systeme laufen redundant auf mehreren Rechnern, wenn einer ausfällt, wird einfach umgeschaltet, das System läuft weiter. Auch Kosten spielen eine Rolle: Wer etwa in New York viel Rechenleistung benötigt – Computer brauchen Platz –, spart Miete, wenn die Geräte weit außerhalb stehen.

Baggerschiff vor Dubais Palmeninsel mit Technik aus Siegen im Einsatz

Ganz simpel: Man stelle sich zwei Laptops vor, auf denen zwei verschiedene Programme laufen. Der Benutzer hat aber nur eine Maus. Dank G&D-Technik ist es möglich, dass man mit dieser einen Maus beide Rechner bedienen kann, ohne umstecken zu müssen – und natürlich noch viel mehr.

Kernkompetenz von Guntermann und Drunck: die Verknüpfung von Rechnern und Bedienoberflächen auch über größere Distanzen.
Kernkompetenz von Guntermann und Drunck: die Verknüpfung von Rechnern und Bedienoberflächen auch über größere Distanzen. © Hendrik Schulz

Flugsicherung wäre ein Beispiel: Lotsen in der Luftfahrt müssen eine Vielzahl von Systemen bedienen und überwachen, die aber nicht alle auf dem gleichen Rechner laufen. Oder Schiffe: Unzählige Funktionen werden von Computern gesteuert, an denen aber nicht permanent jemand sitzt – alle Funktionen werden von nur wenigen Personen auf der Brücke überwacht – auf dem Baggerschiff, mit dem die berühmte Palmen-Insel vor Dubai angelegt wurde, war ein G&D-System im Einsatz. Übertragungswagen von Fernsehsendern nutzen viele Computer für Bild, Ton, Schnitt – die Rechner sind aber nicht alle in den Fahrzeugen verbaut, sondern das Signal wird übertragen. Auch in der Industrie werden in der Prozesskontrolle die Daten vieler computergesteuerten Maschinen von wenigen Personen zentral überwacht. „Es kommt auf die Zuverlässigkeit der Komponenten an“, sagt Jochen Bauer.

Wozu Guntermann und Drunck den CCX-Showroom braucht

Als „Showroom“ wird gemeinhin eine Art kompakter Ausstellung eines Unternehmens bezeichnet – Autohersteller präsentieren und inszenieren beispielsweise Fahrzeuge oder Zubehörteile. Messestände sind im Grunde Showrooms. Der von G&D heißt CCX (Control Center Xperience, grob übersetzt „Kontrollzentrum-Erfahrung“, Red.). Der Kontrollraum besteht im Grunde aus zwei Kontrollraumtischen mit Monitoren, Tastatur, Maus vor einer Videowand zur Projektion von Bilddaten, drei Computerracks in klimatisierten Schränken. Dort werden die Signale der einzelnen Rechner von Prozessoren (CPU, Central Processing Unit) aufgegriffen und „verteilt“ – von Rechner zu Arbeitsplatz, von mehreren Rechnern zu einem Arbeitsplatz; da, wo die Anwendung gebraucht wird.

Wandel der Stadt

„Wir sind stolz, dass wir Guntermann und Drunck zurück nach Siegen holen konnten“, so Bürgermeister Steffen Mues bei der Vorstellung des Kontrollraums. An dieser Firma, entstanden vor 35 Jahren aus einem Startup der Uni Siegen, zeige sich der zunehmende Wandel der Stadt vom Industrie- zum Technologiestandort.

G&D kann so Anwendungsfälle der Technologie simulieren – Flughafen-Towerkanzeln, Schiffsbrücken oder Übertragungswagen, was immer der Kunde braucht. „Durch die Corona-Krise waren zahlreiche persönliche Kontakte zu unseren Kunden plötzlich weg“, sagt Geschäftsführer Roland Ollek, „und unsere KVM-Produkte sind nicht selbsterklärend.“ Weil der CCX mit aller notwendigen Technik ausgerüstet ist, können Kunden von überall auf der Welt Simulationen und Vorführungen von G&D-Technologie in dem Raum live verfolgen und die Siegener Experten in Echtzeit Beratungsgespräche an einer realen Kontrollumgebung durchführen.

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