Siegen. Die erste Phase des Siegener Kooperationsprojekts war erfolgreich: Grundsätzlich kann eine Drohne im Luftraum fliegen. Demo-Betrieb soll beginnen

Die erste Phase des Pilotprojekts „Kodrona“ zur Erprobung von Drohnen im innerstädtischen Luftverkehr ist erfolgreich abgeschlossen. Das berichtete Projektleiter Dominik Eichbaum, Abteilung Wirtschaftsförderung, jetzt im Stadtentwicklungsausschuss. Nun beginnt die zweite Phase des mit 435.000 Euro vom Bund geförderten Projekts.

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Die Ziele des Siegener Drohnenprojekts

Das Siegener Drohnenprojekt verfolgt unter anderem die Ziele, angesichts knappen Verkehrsraums in zentralen Bereichen die Transportwege zu verbessern, den Ausstoß von CO2 zu reduzieren und die medizinische Qualität zu erhöhen. Getestet wurde in einer Machbarkeitsstudie in der ersten Phase, ob eine Drohne zwischen DRK-Kinderklinik auf dem Wellersberg und Kreisklinikum in Weidenau pendeln kann, um etwa Blutproben ins Labor am Kreisklinikum zu bringen.

Ergebnis: Ja, die Drohne kann das grundsätzlich. Nun wird für die zweite Phase der Demo-Betrieb (ab Januar 2021) vorbereitet, um zu sehen, ob das im Alltag funktioniert, welche Fehlerquellen es gibt. Ab 2022 könnte dann ein Regelbetrieb möglich werden – immer auch unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit. Denn je mehr Partner an dem Drohnenprojekt mitwirken bzw. die Dienste einer Drohne in Anspruch nehmen, desto eher rechnet sich das Projekt in finanzieller Hinsicht. „Der Leitstand kann mehrere Drohnen gleichzeitig überwachen“, betont Eichbaum.

Die Vorteile von Drohnen im Luftraum über Siegen

Medizinische Qualität: Bislang wird das von einem Taxiunternehmen erledigt, aus Kostengründen mit Sammelfahrten. Die Drohne aber kann Proben sofort transportieren, mehrmals täglich und nach Bedarf, die Ergebnisse liegen schneller vor.

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CO2: Die Strecke Siegener Innenstadt – Weidenau ist eine der am stärksten frequentierten Verkehrswege der Region. Statt ein ansonsten leeres Fahrzeug die umständliche Strecke fahren zu lassen, nimmt die Drohne den mit Abstand kürzesten Weg: Die Luftlinie.

Transportwege: In der Luft gibt es keinen Stau, im Gegensatz zur Straße. Die Proben wiegen nur wenige hundert Gramm – wenn für solch kleine Mengen künftig womöglich mehrere Drohnen über Siegen unterwegs sind, entlastet das den Straßenverkehr.

Die Voraussetzungen für einen Drohnenbetrieb in Siegen

Die Bezirksregierung Arnsberg hat eine Sondergenehmigung für den Flug außerhalb der Sichtweite des Operator genannten Drohnenpiloten erteilt. Denn anders als bei Drohnen im privaten Gebrauch steht der Operator nicht am Boden und schaut dem Flugobjekt hinterher – die Firma Guntermann und Drunck hat einen Leitstand im Leimbachtal konstruiert, die den Flug der GPS-gesteuerten Drohne, die sich auf dem fest einprogrammierten Korridor bewegt, überwacht – beispielsweise die Wetterlage. Stimmen die Parameter nicht, hebt die Drohne nicht ab. „So einen Leitstand gibt es in Deutschland sonst nirgends“, sagt Eichbaum.

Eigenes Mobilfunknetz nur für den Luftkorridor

Zusammen mit der Telekom haben die Projektbeteiligten ein privates Mobilfunknetz entlang der Route vermessen und aufgebaut – die Drohne braucht permanent Funkverkehr zum Leitstand, als zweites Sicherungs-System.

Die Drohne fliegt automatisiert via GPS von A nach B, via Funk kann sie dann von unterwegs jederzeit angesteuert werden – da wäre es im Ernstfall schlecht, wenn sie gerade durchs Funkloch fliegt.

Der sogenannte Untere Luftraum ist in Deutschland nicht kontrolliert, erklärt Dominik Eichbaum, dafür muss die Technologie erst noch entwickelt werden. Die Drohne soll beispielsweise Hubschraubern oder Vögeln auf ihrer Route selbstständig ausweichen können. Damit das funktioniert, ist der Demo-Betrieb als Erprobungs- und Forschungsphase nötig.

Zudem wurden weitere Akteure identifiziert, etwa die Feuerwehr, die Kreisleitstelle und der ADAC, die von der Drohnen-Aktivität über Siegen möglicherweise betroffen sind, etwa wenn ein Rettungshubschrauber den Weg der Drohne über einer Klinik kreuzt.

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