Hohenroth. Abschied aus dem Forstamt: Helmut Ahlborn und Klaus Münker haben viele Freunde bei den Waldgenossen.
„Wir sind heute auf einer Verabschiedung, nicht auf einer Beerdigung“, stellt Helmut Ahlborn klar – die leinwandgroßen Porträtbilder, die ihn und seinen Kollegen Klaus Münker zeigen, regen offenbar zur Verwechslung an. Und weil sich mit Ahlborn und Münker zwei Forstleute vor Fachkollegen und Waldbesitzern in den Ruhestand verabschieden, fällt Ahlborns Gruß auch fachlich aus: Auf ein „baldiges Ende der Borkenkäferkalamität“. Ansonsten geht es auf Hohenroth an diesem Mittag aber eher anekdotisch zu. Und mit viel Gefühl – schließlich tritt im Hilchenbacher Forstamt gerade eine ganze Generation ab.
Die Pensionäre
Helmut Ahlborn stammt aus dem Solling, hat in Göttingen studiert, kommt nach Stationen in der Landesforstverwaltung und der Landarbeitsschule Neheim 1987 ins Siegerland. 1990 wird er Leiter des Forstamtes Siegen-Süd, das 1995 mit dem Forstamt Siegen-Nord zusammengelegt wird. 2000 bis 2008 leitet er das Forstamt Siegen, aus dem – zusammen mit dem Forstamt Hilchenbach – das Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein hervorgeht. Eins von noch 15 in ganz NRW, die von 148 Forstämtern übrig geblieben sind. In Hilchenbach ist Ahlborn zunächst für die Waldgenossen, später für den gesamten Privat- und Körperschaftswald zuständig.
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Klaus Münker ist gebürtiger Lützeler, wächst in Oberhausen auf, studiert zunächst bis zum Vordiplom Chemie in Köln, dann Forstwissenschaften in Göttingen. Bis 1995 ist er Dezernent im Forstamt Meschede, seitdem ist sein Arbeitsplatz in Hilchenbach. Bis 2012 ist er Ansprechpartner für die Besitzer von 30.000 Hektar Genossenschaftswald und 3.000 Hektar Kommunalwald in 24 Forstbetriebsbezirken. Eine schwere Erkrankung zwingt ihn kürzer zu treten; in den letzten Jahren ist er für Rechtsfragen, Genehmigungs- und Planungsverfahren zuständig – „Hoheit“ heißt das in der Forstorganisation.
Der Chef
Diethard Altrogge, seit 1987 in Hilchenbach, fällt der Abschied aus dieser Forstamtsepoche schwer. Ihr Weggang mache es ihm leicht, „mich auf meine Pensionierung in einem halben Jahr zu freuen“, sagt er den beiden Neu-Ruheständlern, „es würde mir keinen Spaß mehr machen, ohne euch zu arbeiten, so nett es mit allen Kolleginnen und Kollegen im Forstamt sicherlich sein würde“.
Überwiegend Privatwald
Zum Bereich des Forstamts Siegen-Wittgenstein in Hilchenbach gehören 80.000 Hektar Waldfläche. Davon sind 85 Prozent in Privatbesitz, der Rest Staats- oder Kommunalwald.
Derzeit betreut das Forstamt rund 17.000 Waldbesitzer, von denen die Mehrzahl einer der etwa 180 Waldgenossenschaften oder zwölf Forstbetriebsgemeinschaften angehören.
Die Gäste
„Diethard Altrogge hat mir versprochen, dass das keine Falle ist“, sagt Heiner Brodale. Und begründet sein Misstrauen: „Die Eisenstraße ist schließlich lang.“ Der Ministerialrat erklärt: „Das Ministerium ist in letzter Zeit gar nicht mehr gut gelitten.“ Das Land hat Rahmenbedingungen verändert, die staatliche Forstverwaltung darf nicht mehr das Holz der privaten Waldbesitzer mitverkaufen und auch nicht mehr so ohne weiteres ihre Förster-Dienstleistungen den Genossenschaften zur Verfügung stellen. Auch mit Helmut Ahlborn („Dein Herz für die Genossenschaften kann niemand leugnen“) habe es darüber Kontroversen gegeben. Den Abschied von Forstmann zu Forstmännern überschattet das nicht: „Bis die Tage“, sagt Heiner Brodale.
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Ohne „Düsseldorf“ – in der Wald-Szene die Chiffre für Staat und Regulierung – wäre auch Norbert Uebach heute einfacher Waldvorsteher. So aber tritt er als Vorsitzender der neu gegründeten „Forstwirtschaftlichen Vereinigung Südwestfälischer Gemeinschaftswald“ ans Rednerpult. Der Zusammenschluss der Waldgenossen wird künftig selbst Holz verkaufen, die Zusammenarbeit mit den Nachfolgern der Pensionäre wird anders aussehen. Trotzdem: Beide, Ahlborn und Münker, rissen mit ihrem Abschied eine „richtige Lücke“, sagt Uebach, „Sie werden fehlen.“
Finale
Ganz zum Schluss, wie zum Beginn, spielen die Jagdhornbläser des Hegerings Netphen. Davor meldet sich Klaus Münker, der Mann – nicht nur – für die Zahlen, mit der Essenz aus 153 Millionen Sekunden Hilchenbach. Mit Nachdenklichem: „Die ständig steigende Bürokratie und Regelungswut werde ich bestimmt nicht vermissen – es gab irgendwann mal ein Volk, das mit zehn Geboten auskam.“ Mit Ermutigendem Auch Kyrill und Klimaerwärmung seien „Herausforderungen, an denen wir wachsen können“. Und mit einem Stoßseufzer, dass er erst 1995 nach Hilchenbach zurückgekehrt sei: „Ich weiß nicht, ob ich das alles überlebt hätte.“
Denn vorher hat Helmut Ahlborn ein Feuerwerk von Anekdoten aus dem Forstamtsalltag gezündet. Wobei er die Geschichte eines Rechtsanwalts und Notars, der am Ende als Wildfrevler vor Gericht stand, seinem Chef überlässt: Diethard Altrogge erzählt, wie Ahlborn den Mann aus dem Büro hinauswarf, als der die Förster mit einer Lustreise bestechen wollte. „Ein Genuss für alle Soap-Opera-Fans.“ Von wegen Beerdigung.
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