Netphen. Die Ruanda AG des Gymnasiums Netphen kann wieder Geld mit den Partnern in Kigali teilen. Das Thema „Glück“ steht in Zeiten von Corona zurück.

3000 Euro. Das ist das Schulgeld für zehn Sekundarschüler in Kigali, und für Schreibzeug und Schulranzen für ein paar Grundschüler reicht es dann vielleicht auch noch. „Wenn man sieht, was mit 3000 Euro möglich ist...“ Björn Krumpholz kommt ein weiteres Mal ins Nachdenken. „Geld ist in Massen vorhanden, nur die Verteilung ist komisch.“ Hier, im Forum des Gymnasiums Netphen, ist er richtig. Björn Krumpholz und Jörn Bach sind die Erfinder von 57wasser, bei dem im Verkaufspreis ein gutes Werk inbegriffen ist. Sie nennen ihr Produkt den „Robin Hood of Waters“. Und genau den braucht die Ruanda AG des Gymnasiums.

Auf der Bühne erzählen die Mädchen und Jungen aus den Klassen 6 und 7, wie sie Menschen dafür überzeugt haben, für sie abzustimmen bei 57wasser: „Wir haben den Menschen gezeigt, dass man nicht aneinander vorbeischauen soll.“ „Wir versuchen, mit jedem Projekt die Welt besser zu machen.“ „Wir sind unseren Verwandten und Bekannten so lange auf den Keks gegangen, bis sie für uns abgestimmt haben.“ Immer für das Projekt gegen Plastikmüll und für Nachhaltigkeit, das sie – wie die Projekte davor – mit ihren Partnern von der Root Foundation in Kigali umsetzen, wo Plastik übrigens nicht einfach weggeworfen wird. Schulleiter Eckhard Göbel spielt auf die braunen Bäume an: „Ich fahre jeden Tag über die Siegquelle und sehe, was mit unserer Umwelt los ist.“

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Das war bisher: Sich ein Bild machen

Ursula Wussow ist 2015 mit der Ruanda AG an der damaligen Realschule gestartet. „Wir haben noch Schüler, die seit der ersten Sekunde dabei sind“, berichtet die Lehrerin und zeigt zwei Videos aus dem Startprojekt „Mach dir ein Bild“. Über Alterseinsamkeit haben die Netphener gefilmt, den Tagesablauf einer Frau gezeigt und ihr Glück, als die Enkelin zum Kartenspielen und Fotosgucken vorbeischaut.

Geht gar nicht, haben die Straßenkinder aus Kigali gezeigt, denen die Stiftung den Schulbesuch ermöglicht. Sie gehen mit alten Menschen besser um. Am Ende heißt das Musikvideo „Let’s talk about Love“, und getanzt und gesungen wird nicht nur in Kigali, sondern auch auf den grauen Novemberwiesen hinter dem Gymnasium. „Die können weniger von uns lernen als wir von ihnen“, sagt Ursula Wussow, die in der AG-Leitung von ihrer Kollegin Sarah Ebert unterstützt wird.

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Beim Plastik-Thema war es nicht viel anders, ebenso beim „Kippen“-Projekt – das dazu gehört, weil Rauchen nicht nur für Menschen ungesund ist, sondern weil die Zigarettenkippen auch die Umwelt verschmutzen. „Auf Augenhöhe“ bedeutet auch, dass man nicht schenkt und spendet, sondern teilt. Und da war einiges in den letzten Jahren, das Preisgelder brachte: „Gut für Schule“ bei den Sparkassen, „Alle für eine Welt für alle“ beim Bundespräsidenten, der Trashbusters-Preis der Naturschutzjugend, zwei Mal der Innogy-Umweltpreis, zwei Mal der Schulwettbewerb „Demokratisch handeln“.

57wasser

Vier Mal im Jahr schüttet 57wasser 57 Prozent des Gewinns aus dem Verkauf von Mineralwasser aus.

Auf der Website 57wasser.de können Projekte zur Förderung vorschlagen und Stimmen für vorgeschlagene Projekte abgegeben werden.

Aktuell läuft eine Abstimmung bis 4. Oktober.

Das liegt an: Nachhaltig werden

Björn Krumpholz und Jörn Bach applaudieren den Kindern, bevor sie den symbolischen Scheck an Karl-Heinz Pithan, den Schatzmeister des Schul-Fördervereins, überreicht. Und auch Bürgermeister Paul Wagener lässt gratulieren: „Ihr zeigt auf, dass es wichtig ist, unsere Umwelt zu schützen“, sagt Hans-Georg Rosemann, der Kämmerer der Stadt.

2012 sind die Für die Robin Hoods im ehrenamtlichen Nebenjob mit 57wasser gestartet. Jedes Jahr verkaufen sie um die zwei Millionen Flaschen, geben 57 Prozent des Gewinns ab, inzwischen mehr als 120.000 Euro für einen guten Zweck. Für sie ist die nunmehr 25. Ausschüttung eine besondere. Nicht nur, weil auch Björn Krumpholz hier mal zur Schule gegangen ist. „Bildung ist das Schlüsselwort“, sagt er. Aber was ist eigentlich, wenn die Straßenkinder von Kigali eines Tages in einem industrialisierten, wohlhabenderen Land erwachsen sind? Und fragt weiter: Ob die Alten dann immer noch fröhlich in ihren Familien umhegt werden? Oder so einsam sind wie die Oma in Deuz?

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Glück ist tatsächlich auch ein Thema. Die Kinder aus Netphen und Kigali haben damit in diesem Schuljahr begonnen, einen gemeinsamen „Stairway to Happiness“ im Netphener Gymnasium betextet. Und mit einem Tanz-Video begonnen, um Glück darzustellen. Bis Corona kam. Das muss nicht schrecken, denn „Auf Augenhöhe“ hat Zeit. Die Ruanda AG fängt gerade an, die Fünftklässler in Sachen Plastikmüll zu coachen. Damit es immer weitergeht. Nachhaltig eben.

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