Siegerland. Hotels in Siegen und Umgebung fürchten um ein Standbein: Die in der Corona-Zeit erprobten Videokonferenzen könnten dem Tagungsgeschäft schaden.
Die Corona-Pandemie könnte für die Hotels im Siegerland dauerhaften Schaden nach sich ziehen. Die während der Krise in Unternehmen und Einrichtungen erprobten Videokonferenzen könnten sich als neuer Standard durchsetzen, der das Tagungsgeschäft einbrechen lässt. Das würde viele heimische Betriebe hart treffen.
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Die Sorge bei Hotelbetreibern, die Tagungsräume bieten oder viele Tagungsgäste anderer Veranstaltungsorte aufnehmen, zeichnet sich ab. Noch gelte es abzuwarten, sagt Lars Martin, stellvertretender Hauptgeschäftsführer im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Westfalen und zuständig für den Geschäftsstellenbereich Siegen. Doch die von der Branche befürchtete Entwicklung „wäre plausibel“.
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Siegen: Tagungsgeschäft hat für Hotels und Gastgewerbe große Bedeutung
Gerade im Siegerland spiele das Tagungsgeschäft „eine extrem wichtige Rolle“, sagt der Dehoga-Vertreter. „Seien wir ehrlich: Die Zahl der Menschen, die aus rein touristischen Gründen nach Siegen kommen, ist überschaubar.“ In den Siegerländer Kommunen, die mehr touristische Gäste anziehen, sei das Problem weniger drängend. In der Kreisstadt hingegen seien viele der Übernachtungsgäste Tagungsteilnehmer, Monteure oder Geschäftsreisende.
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Dabei seien es nicht so sehr die großen Tagungen, deren Wegfall dem Gastgewerbe Sorge bereite. „Videokonferenzen mit mehr zehn Leuten“ stießen an Grenzen, sagt Lars Martin. Für kleinere Meetings und Besprechungen hätten sich die digitalen Systeme aber in den vergangenen Monaten, in denen reale Zusammenkünfte nicht zur Debatte standen, in vielen Unternehmen als tragfähig erwiesen. Und auch Besuche einzelner Mitarbeiter zum Firmensitz – das Siegerland verfügt über einige Weltmarktführer und Hidden Champions mit auswärtigen Dependancen – seien teilweise durch Online-Austausch ersetzt worden. Auch für Fortbildungsveranstaltungen mit Frontalunterricht sei die Online-Lösung auf dem Vormarsch: Webinare erreichen sehr viele Teilnehmer, ohne sie an einem Ort versammeln zu müssen.
Schwierige Aussichten
Der gesamte Gastronomiebereich ist vom Corona-Lockdown massiv betroffen. Nach den Schließungen der ersten Wochen hat nun die Außengastronomie große Bedeutung.
Unklar ist, wie stark deren Wegfall in den Wintermonaten die Branche treffen wird.
Tagungen im Siegerland: Hoteliers müssen Mehrwerte schaffen und hervorheben
Eine Prognose, ob und wie sehr sich die in der Corona-Phase gemachten Erfahrungen als verbreiteter Dauerzustand in die Nach-Pandemie-Zeit übertragen, sei „Glaskugelleserei“ sagt der Dehoga-Mann. Die Gastgeber müssten aber vorbereitet sein und rechtzeitig gegensteuern. Vor allem gehe es darum, Unternehmen deutlich zu machen, „welchen Mehrwert Hotels bieten, den man vorm Bildschirm nicht hat. Da ist auch die Kreativität des Gastgewerbes gefragt.“ Eine analoge Veranstaltung mit realer Präsenz ist schließlich aufwändiger und teurer als eine Videokonferenz.
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Dafür seien die Potenziale aber auch ganz andere, betont Lars Martin. Während Videokonferenzen in aller Regel sehr fokussiert und streng themenbezogen abliefen, seien es bei Tagungen und Meetings gerade die Begegnungen und Gespräche „jenseits des Programms“, aus denen sich etwas entwickele. Nicht nur sei „der soziale Aspekt sehr wichtig“, weil er den Zusammenhalt stärke; zudem entstehe vieles im kleinen Kreise beim Austausch am Kaffeeautomaten oder dem Plausch auf dem Flur, nicht selten wertvolle Ideen. Davon „müssen die Gastgeber die Chefs überzeugen“.
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Akquise sei von besonderer Bedeutung. „Vielleicht wird gerade das Ende der Krise der Zeitpunkt sein, zu sagen: ,Kommt wieder zusammen’“, sagt Lars Martin. „Nach so viel Social Distancing kommt es wieder auf Socializing an.“
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