Siegen. Der Elternverein der Hammerhütter Schule setzt einen erneuten Hilferuf ab: Ihm fehlt Geld, um das Betreuungsangebot fortzuführen.
An der Hammerhütter Schule ist der Elternverein Träger von Betreuungsangeboten wie „Schule von acht bis eins“ und – über Mittag – „13 Plus“. Nicht zum ersten Mal schrammt der Verein am finanziellen Abgrund. Vor der Kommunalwahl hat er einen erneuten Hilferuf an die Parteien und Fraktionen abgesetzt: Selbst wenn es Corona nicht gegeben hätte, hätte der Verein keine Ferienbetreuung mehr anbieten können. Das erwartete Geld aus der Stadtkasse bleibe aus, klagt Matthias Seibel, Vorsitzender des Elternvereins: „Wir werden immer wieder hingehalten.“
Das ist das Problem
Die Gemengelage, die den Elternverein immer wieder in die Bredouille bringt, ist komplex. Unter dem Strich ist das Ergebnis einfach: Das Geld, das dem Verein zur Verfügung steht, reicht nicht aus. Nicht zu der Zeit, als der Verein noch, wie die Betreuungs-Träger an anderen Grundschulen auch, selbst seine Elternbeiträge festgesetzt hat. Und jetzt nicht, wo die Stadt die Elternbeiträge einheitlich festsetzt, einzieht und weiterleitet.
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Andere Betreuungs-Anbieter haben es allerdings etwas einfacher als der Hammerhütter Elternverein: Sie können mit eigenen Rücklagen gelegentlich ein paar Tage überbrücken. „Unser Puffer ist aber Null“, sagt Matthias Seibel. Seiner Amtsvorgängerin wirft der Elternverein vor, in zehn Jahren 140.000 Euro veruntreut zu haben. Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft dauert an, die Beweislage ist schwierig. „Wir haben keine Original-Unterlagen.“
Angebot wird erweitert
Die Mehrzahl der Grundschulen in Siegen bietet mittlerweile den offenen Ganztag (OGS) an. Angestrebt ist, auch die Schulen umzuwandeln, die bis jetzt nur eine 13-Plus-Betreuung anbieten.
Zuletzt wurden Sonnenhang- und Friedrich-Flender-Schule als OGS ausgestattet. An die Reihe kommt nun die Grundschule Auf dem Hubenfeld mit ihren beiden Standorten.
Das sagt die Stadt
Geärgert hat sich Matthias Seibel, dass die zum 1. September fällige Zuschussrate für das neue Schuljahr ausbleibt. „Die ist dieser Tage auf dem Konto“, sagt Schuldezernent André Schmidt, „wir haben das Geld vom Land selbst erst vorige Woche bekommen. Das letzte Schuljahr ist abgerechnet – das vorletzte allerdings noch nicht, bestätigt André Schmidt. Der Verwendungsnachweis werde geprüft, „da sind noch Fragen offen.“ Da geht es immerhin um 51.000 Euro. Für den Verein, dem die Stadt ein (Schul-)Jahresbudget von knapp 100.000 Euro zumisst, ist das viel Geld.
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Das sind die Ursachen
Schwerer wiegt der andere Einwand des Vereins: Selbst wenn die Stadt alle Zuschüsse pünktlich und ungekürzt auszahlen würde, würde das Geld nicht ausreichen. Im letzten Schuljahr habe der Verein einen Sparkurs gefahren, auf Anschaffungen verzichtet, berichtet Matthias Seibel. Für jede der vier Gruppen, in die die 90 teilnehmenden Kinder wegen Corona eingeteilt werden müssen, stehen zwei Betreuungskräfte zur Verfügung. „Mehr können wir uns nicht leisten“, sagt Matthias Seibel, „wir brauchen dringendst Personal.“
Die neuen roten Zahlen kommen mit Ansage: Bei 37,50 Euro Elternbeitrag pro Monat für die Schule von acht bis eins sei an der Hammerhütter Schule die Kostendeckung „insoweit nicht gegeben“, steht in der Vorlage, die der Rat im Juli 2019 beschlossen hat. Unausgesprochene Botschaft: Dann müsse der Verein eben sparen – andere kämen mit dem Geld auch aus. Es sind allerdings auch nur drei Grundschulen, mit denen sich die Hammerhütter Schule noch messen lassen kann: Friedrich-Flender-, Glückauf-Schule und Grundschule auf dem Hubenfeld – alle anderen haben den offenen Ganztag (OGS), der vom Land anders und auskömmlicher finanziert wird.
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Früher war alles besser: Die Schule setzte ihre Elternbeiträge fest, sogar Ausflüge waren drin, auch mal eine Schiffstour auf der Bigge. „Die Betreuung war gut, das konnte alles bezahlt werden“, berichtet Matthias Seibel, der seit gut zwei Jahren Vorsitzender des Elternvereins ist. Damals war die Hammerhütter Schule mit Standort an der Achenbacher Straße allerdings auch noch eine echte katholische Konfessionsschule mit Schülern aus dem ganzen Kreisgebiet, „durchaus auch aus besser gestellten Familien“. Das hat sich mit dem Umzug in das Gebäude der ehemaligen Fischbacherbergschule gründlich geändert. Jetzt stehen Elterngespräche auf der Tagesordnung, Sprachförderung für Kinder aus zugewanderten Familien, Anträge für das Bildungs- und Teilhabepaket, um das Mittagessen bezahlen zu können. „Wir bieten mittlerweile ein Rumdum-Paket an.“
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Das ist die Perspektive
„Natürlich wollen wir auch OGS werden“, sagt Matthias Seibel, „aber dafür benötigen wir Zeit.“ Konzepte und Anträge müssen geschrieben, politische Beschlüsse gefasst werden. Die Trägerschaft würde dann neu ausgeschrieben – an dieser Frage ist schon die Umstellung bei Friedrich-Flender- und Glückauf-Schule ausgebremst worden: Da wollte die Stadt selbst die Trägerschaft übernehmen und ihre Jugendtreffs in Weidenau und Geisweid beauftragen, die jetzt schon in die Nachmittagsbetreuung eingebunden sind – der Rat wollte das nicht. So blieb die Trägerlandschaft unverändert: Den offenen Ganztag in Siegen managt der Verein für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen (VAKS) derzeit ganz allein.
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