Burbach. In Burbach fordern Nicole Schoeppner und Dominik Eichbaum Bürgermeister Christoph Ewers heraus

Die Burbacher haben die Wahl zwischen Kandidaten, die sich deutlich unterscheiden. Das findet auch der Amtsinhaber erfrischend: Bei den vergangenen Kommunalwahlen wurde Christoph Ewers von Wolfgang Kasper, SPD, herausgefordert; ein verdienter Politiker, etwa in Ewers Alter. Mit Nicole Schoeppner (SPD) und Dominik Eichbaum (parteilos, unterstützt von der UWG) treten zwei jüngere Bewerber an, deren Profile sich vom dienstältesten Bürgermeister des Siegerlands abheben.

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Erfahrung für die Verwaltungsspitze

Ewers: Der Bürgermeister sieht sich als Generalist. Zum Forstwissenschafts-Studium gehörten Volkswirtschaft, Botanik, Jura, Natur- und Verwaltungswissenschaften. „Der Bürgermeister versteht von allem etwas, aber von nichts richtig“, grinst er – dafür hat er Spezialisten im Rathaus. Das und die Zusammenarbeit mit allen Ratsfraktionen helfe bei guten Lösungen. Das habe ihn vor 17 Jahren angetrieben: Das Lebensumfeld der Menschen verbessern. „Ich bin der Vermittler, der Brückenbauer.“ Auch zu Ministerien, der Bezirksregierung. Kaum eine NRW-Kommune wirbt pro Einwohner so viel Fördermittel ein wie Burbach. Da helfen Kontakte und maßgeschneiderte Projekte.

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Christoph Ewers
Christoph Ewers © privat

Schoeppner: Seit sechs Jahren ist sie im Rat, hat in dieser Zeit viel identifiziert, was sich ändern muss, so Nicole Schoeppner. „Das geht nur im Chefsessel.“ Sie schätze Christoph Ewers. Aber, und so dächten viele Burbacher, „jetzt muss was Frisches ins Rathaus.“

Eichbaum: Geballte UWG-Kommunal-Erfahrung vor Ort, externer Kandidat und unverblümter Blick auf Burbach – gutes Rezept für ein Umdenken in der Gemeinde, findet Dominik Eichbaum. Politik sei verantwortlich, Themen strategisch anzugehen, zum Wohl der Menschen – und Parteien hätten Strukturen ausgebildet, die der Demokratie eher schaden würden, weil sich Bürger davon abwenden. „Herr Ewers kann sich warm anziehen.“

Zur Person

Christoph Ewers, 58, ist verheiratet und hat vier Kinder. Nach dem Studium der Forstwissenschaften arbeitete Ewers in den Forstämtern Minden und Siegen, dann im NRW-Umweltministerium. 2003 wurde er erstmals zum Bürgermeister in Burbach gewählt und 2009 und 2014 in diesem Amt bestätigt.

Ziele für Burbach

Ewers: Zusammenhalt und Gemeinschaft fördern „kann man nirgends so gut wie auf kommunaler Ebene“. Lebenswerte Dörfer sind Ewers’ Kernanliegen; hier bündeln sich Fragen wie Kitas und Schulen, Klimaschutz, Gewerbeflächen und Wohnbauland. Viele Burbacher engagieren sich, die Kommune steht gut da – nicht alles der Verdienst des Bürgermeisters, betont Ewers. „Da gehört auch Glück dazu.“ Er sehe in Burbach eine Kommune mit Zukunft und Potenzial – gerade bei ÖPNV oder Jugendbeteiligung.

Schoeppner: Sie sprudelt geradezu vor Ideen. Mobilität, ärztliche Versorgung, flexible Kinderbetreuung, Einkaufsservice, Grünschnittmobil, barrierefreier Umbau von Wohnungen für Senioren, Jugendbeteiligung, mehr Bürgernähe. Viel Luft nach oben. Einiges gebe es, oft „aber nur für den Ortskern“. Viele dieser kleinen Probleme könne man eigentlich schnell abstellen – „vieles wird aber ausgesessen“, kritisiert Schoeppner. Die Finanzlage der Gemeinde sei gut, also gehöre sie so umgeschichtet, dass alle profitieren. Jetzt aktiver werden, „damit andere nicht an uns vorbeiziehen“.

 Nicole Schoeppner
 Nicole Schoeppner © Privat

Eichbaum: Als Parteiloser ziele seine Politik auf alle Bürger ab – insbesondere die Nichtwähler, in Burbach sei das auffällig. Eine „Akzeptanz- und Repräsentationskrise“. Bürger, gerade Jugendliche, sollen sich einbringen und mitgestalten können. „Bei Politik geht es um Veränderung, Meinungen, Kompromisse.“ Strukturen müssten das ermöglichen – das fehle. Ideen würden abgewiegelt. Wenn Menschen denken, dass egal ist, was sie sagen, „läuft etwas falsch“. Mit der UWG wolle er es anders machen, umdenken eben. „Wir möchten in Burbach mit den Menschen substanziell etwas verändern“, sagt Eichbaum. Viele sagten: „Ewers hat den Job nicht schlecht gemacht“ – „ich biete neue Möglichkeiten.“

Zur Person

Nicole Schoeppner, 40 Jahre, war nach der Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten als Controllerin bei einer internationalen Industriemontagefirma tätig. Mit Mann und Kindern, 7 und 9 Jahre alt, lebt sie in Würgendorf. Sie ist Fraktionsvorsitzende der SPD im Gemeinderat und Kreistagsabgeordnete.

Motivation der Burbacher Kandidaten

Ewers: Nach 17 Jahren habe er sich die Frage durchaus gestellt, sagt Christoph Ewers: Nochmal? Die Antwort war eindeutig, „ich spüre großen Rückhalt und mache mit Leidenschaft weiter“. Einen anderen Posten will er nicht, „die Arbeit vor Ort macht so viel Spaß – ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen.“ Angebote, im Ministerium Karriere zu machen, gab es, „das wäre mir aber zu weit weg von den Leuten gewesen“. Und von Burbach: Lebensqualität hängt nicht nur vom Beruf ab. „Ich möchte Zeit für meine Familie haben.“

Schoeppner: Aus Überzeugung und Leidenschaft will sie Bürgermeisterin werden, „nach 17 Jahren braucht es frische Ideen“, findet Schoeppner. Sie kam, zufällig, wie Ewers vor 17 Jahren nach Burbach. Die CDU-Mehrheit müsse gebrochen werden, findet sie, für eine neue politische Kultur mit der Sache im Fokus, nicht der Partei – wie im Kreistag. Mehr Kompromisse, mehr miteinander reden – das würde Burbach guttun, findet Schoeppner. „Ich bin hier verwurzelt, ich kann hier etwas verändern“, sagt die gebürtige Aschaffenburgerin, die längst Siegerländer Zungenschlag spricht. „Ich bin in Burbach zuhause, kenne jeden Winkel und weiß, ob es läuft oder nicht.“ Die Menschen müssten wieder die Hauptrolle spielen, auch kleine Stellschrauben zum Wohle der Bevölkerung gedreht werden.

 Dominik Eichbaum
 Dominik Eichbaum © privat

Eichbaum: Der UWG fiel Eichbaum durch seine Arbeit und bisherige politische Erfahrungen auf, auch durch private Kontakte sei er kein unbeschriebenes Blatt in Burbach. Er begann, sich intensiver mit Burbach zu beschäftigen. Fazit: „Eine erfolgreiche Gemeinde mit großen Versäumnissen.“ Man müsse „sich immer dann verändern, wenn es einem gut geht“ – das fehle. Als Demokrat sei es seine Verantwortung, sich zu beteiligen, als Bindeglied zwischen Menschen und Interessen zu agieren.

Zur Person

Dominik Eichbaum, 41, aus Siegen, ist Diplom- und Bankkaufmann, arbeitet bei der Wirtschaftsförderung der Stadt Siegen, ist verheiratet und Vater. Als parteiloser Einzelkandidat trat er bereits bei Landrats-, Landtags- und Bundestagswahlen an. Bei der Kommunalwahl unterstützt ihn die UWG Burbach.

Kontakte in Burbach

Ewers: Er verzichtet auf Soziale Medien, „das wäre nicht authentisch. Die Informationen sind oft recht flach. Nicht mein Stil.“ Als Bürgermeister ist er gut bekannt. Persönliche Kontakte sind ihm am Liebsten, wenn die junge Mutter nach der Kita fragt, der Arbeiter nach Kurzarbeit, der Würgendorfer nach der Ortsdurchfahrt. Viele seien dankbar, für die guten Verhältnisse etwa. Eine Ausnahme in Sachen Social Media gibt es: Ewers ist bei WhatsApp. „Da kommt einiges“, sagt er – und das beantwortet er auch. Ihn freute die Nachricht eines alten Herrn aus dem Seniorenheim Lützeln: „Ich finde Ihren Flyer klasse, meine Stimme bekommen Sie.“

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Schoeppner: Mehrere Stunden am Tag sind es schon: Häuserwahlkampf, Telefonate, Mails. „Die Gespräche sind sehr positiv“, sagt Nicole Schoeppner, ihre Kinder freuen sich, dass Fotos der Mama überall hängen. Die Sozialen Medien: ein Baustein unter mehreren, zu viel Schmutz werde da geworfen, findet sie. Lieber geht sie mit dem Kümmer-Fahrrad auf Tour, jeder kann Anliegen, Lob, Kritik loswerden. „Wir arbeiten damit“, verspricht sie: Rückmeldung an die Bürger. „Das bleibt hier ein Stück auf der Strecke.“ Auch als Bürgermeisterin will sie weiter Ideen sammeln und entwickeln, raus unter die Leute. „Sonst verliere ich das Gefühl für Burbach.“

Eichbaum: Leider hätten die anderen kein Interesse an einer Wahlarena gehabt. Eichbaum ist viel online, schreibt einen Blog, nutzt Facebook als Dialogmedium. Mit den Wahlkreiskandidaten gab es Ortsteilrundgänge – die Burbacher Innensicht muss er noch ausbauen.

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