Freudenberg. In Freudenberg bekräftigt Yvonne Gebauer (FDP): „Lernen auf Distanz ist keine Alternative“. Die Schüler meisterten die Maskenpflicht mit Bravour.

Es gibt viel zu bereden. Ganz offensichtlich, wenn denn schon die nordrhein-westfälische Schul- und Bildungsministerin einen Besuch vor Ort abstattet. Es gibt viel zu bereden, zwischen Eltern und Ministerin, zwischen Lehrern und Ministerin, aber auch zwischen Bürgermeisterin und Ministerin.

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Schule in Zeiten der Corona ist ein weites Feld mit vielen Spannungspunkten. Das wird schnell klar bei der Diskussionsrunde, zu der der FDP-Stadtverband Freudenberg Yvonne Gebauer in das Casino des Maschinenbau-Unternehmens Albrecht Bäumer nach Freudenberg eingeladen hatte. Die 60 Plätze im Publikum seien schnell weg gewesen, sagte Mario McCoy, der FDP-Vorsitzende in Freudenberg. Solingen, Niederkassel, Ministerium in Düsseldorf und Freudenberg waren die Stationen in Gebauers straffem Tagesprogramm, bevor es dann für sie aus dem Siegerland nach Köln nach Hause ging.

Kurze Fristen für die Umsetzung von Corona-Erlassen an Schulen

Erlasse hätten „in kürzester Zeit mit großem Kraftakt und Aufwand“ umgesetzt werden müssen, klagte Nicole Reschke (SPD), „manchmal von Sonntag auf Montag“. Nach dem „Hin und Her nach der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts“ sei die Verwirrung groß gewesen, betonte die Freudenberger Bürgermeisterin. Sie sei in den vergangenen Wochen auch frustriert gewesen und habe den Schulleitern eine Mail geschrieben mit den Worten: „Ich verlasse nun etwas ratlos das Rathaus und hoffe auf weitere Erkenntnis über das Wochenende.“ Ein tiefer Blick in das Seelenleben einer Stadt-Chefin in Corona-Zeiten.

Personalien

Die FDP-Politikerin Yvonne Gebauer (54), ist seit 2017 Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen. Die gelernte Rechtsanwalts-Fachangestellte, ab 2004 selbstständig in der Immobilien-Branche tätig, sitzt seit 2012 im Landtag von Nordrhein-Westfalen.

Nicole Reschke (41) ist seit 2012 Bürgermeisterin der Stadt Freudenberg. Sie gehört der SPD an, wird aber bei der Kandidatur um eine zweite Amtszeit bei der Kommunalwahl vom FDP-Stadtverband Freudenberg unterstützt, wie dessen Vorsitzender Mario McCoy erklärte.

Ministerin Yvonne Gebauer erklärte den Ablauf der Dinge: Mittwochs würde Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten beraten, „Entscheidungen sind dann mitunter erst spät gekommen“. Donnerstags müssten die Vorgaben aus Berlin dann im Landeskabinett und auch in ihrem Ministerium besprochen werden. Sie warb um Verständnis: „Abstimmungsprozesse brauchen mitunter länger.“ Nur in seltenen Fällen aber seien die Entscheidungen erst freitags bekannt geben worden und sollten schon montags umgesetzt werden.

Tausende aufgebrachte Mails wegen der Maskenpflicht an Schulen

Wie es derzeit Familien geht, beschrieb Nina Patisson. Als Bäumer-Geschäftsführerin quasi die Gastgeberin des Abends, hatte sie „als Mutter und Geschäftsfrau“ diesen Wunsch an Schulministerin und Politik: „Bitte keinen zweiten Lockdown mehr“. Den soll es in Schulen des Landes möglichst nicht mehr geben, betonte Yvonne Gebauer: „Lernen auf Distanz ist keine Alternative zum Präsenzunterricht.“ Daher sei es auch zur Maskenpflicht in den Schulen nach den Sommerferien gekommen. „Die Infektionszahlen sind in den Sommerferien kontinuierlich nach oben gegangen“, berichtete die Schulministerin. Die Frage sei gewesen, welchen Schutz Schülern und Lehrern gegeben werden könne. Sie habe sich aber eine zeitliche Begrenzung bis um 31. August gewünscht.

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Die Reaktion auf die Einführung der Maskenpflicht in den Schulen? „Tausende von Mails“, erklärte Yvonne Gebauer. Darin hieß es: „Unverantwortlich, pädagogischer Unsinn, Kinder werden gegeißelt, werden krank.“ Anders sieht das die Bildungsministerin: „Die Kinder meistern das mit Bravour. Die sagen: Lieber mit Maske in der Schule als ohne zu Hause.“ Sie betonte aber auch, dass Schulen „keine Hotspots für Infektionen sind“. Ein zentrales Thema sind Schule und Maske allemal unter Schülern, Lehrern und Eltern, und das Thema irritiert nach wie vor. Eine Mutter im Publikum gab einen Einblick: An der Schule ihres Kindes müssten die Schüler auf dem Gelände eine Maske tragen, hätten dort aber anschließend Sportunterricht – ohne Maske.

Yvonne Gebauer: Es fehlt nicht an Stellen, sondern an Köpfens

Ein anderer Zuhörer schlug vor, geschlossene Grundschul-Gebäude wieder zu öffnen, um die Klassen aufzuteilen, zu entzerren. Das sei Sache der Schulträger und Kommunen, nicht des Ministeriums, betonte Yvonne Gebauer. Andererseits seien die dann notwendigen Lehrer nicht vorhanden: „Es fehlt nicht an Stellen, sondern an Köpfen.“

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Es gab in der Tat viel zu bereden, und es gibt weiterhin viel zu bereden. Immerhin erklärte Yvonne Gebauer: „Generelle Schulschließungen über mehrere Wochen, das darf es nicht mehr geben.“ Und dabei waren Ministerin, Eltern, Lehrer und Bürgermeisterin einig.

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