Hilchenbach. Erster Bauabschnitt: Aus dem Parkplatz-Plateau wird im ersten Bauabschnitt ein Baum-Hain mit Biergarten oder Lesecafé.

Die Stadt Hilchenbach beginnt mit der Erneuerung des Marktplatzes. Der Stadtentwicklungsausschuss hat bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung grünes Licht für die Planung gegeben. Wenn der Rat am 9. September zustimmt, stellt die Stadt den Förderantrag beim Land – dann kann es nächstes Jahr mit dem ersten Bauabschnitt losgehen. Ausgeschlossen werden soll, dass die Stadt Zuschüsse zurückzahlen muss, die sie für die jetzige Gestaltung des Platzes in den 1980er Jahren bekommen hat, und dass KAG-Beiträge von den Anliegern erhoben werden müssen.

Der Plan

Christine Loth, die mit ihrem Siegener Stadtplanungsbüro den Planungsauftrag von der Stadt bekommen hat, stellte dem Ausschuss die vier Bauabschnitte vor:

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Begonnen wird mit zwischen den Einmündungen Hilchenbacher Straße und Gerbergasse mit dem Parkplatz-Plateau. Daraus wird ein Baum-Hain mit wassergebundener Decke, in dem Platz für einen Biergarten oder auch ein Lesecafé der benachbarten Buchhandlung wäre. Die Treppen fallen weg, die an ihrer Stelle entstehende, etwa einen Meter hohe Stützmauer bietet weitere Sitzgelegenheiten. In diesem Bereich soll auch der Wochenmarkt stattfinden. Hier beginnt ein Wasserlauf, in den in Höhe der Gerbergasse ein Wasserspiel einbezogen wird , der entlang der Sichtachse bis zur Gerichtswiese verläuft – schon im 18. Jahrhundert hatte der Markt, oben an der Bruchstraße, einen Springbrunnen. 247.000 Euro wird dieser erste Bauabschnitt zuzüglich Neben- und Planungskosten kosten, auf etwa 70.000 Euro wird der Eigenanteil der Stadt geschätzt.

Der zweite Bauabschnitt betrifft den Bereich zwischen Gerbergasse und Rathaus. Auf der Nordseite sollen künftig nicht nur eine, sondern zwei Reihen Linden stehen – nicht unbedingt die jetzt vorhandenen, sagt Christine Loth „vielleicht Ersatzpflanzungen“. Der Blick auf die attraktiven Fachwerkhäuser auf der Südseite bleibt frei, dort werden außer den Außengastronomien die verbleibenden 14 von jetzt bis zu 25 Parkplätzen gruppiert. Die Kosten werden auf 240.000 Euro geschätzt, kalkuliert wird mit 85 Prozent Fördermitteln. Mit einzurechnen ist die barrierefreie Bushaltestelle, für die allein 90 Prozent Zuschuss fließen.

Der dritte Bauabschnitt am östlichen Ende des Marktplatzes schafft den Übergang zur Gerichtswiese. Der vom oberen Markt aus durchgehende Fußweg mündet in einen Steg mit abschließender Aussichtsplattform auf die Gerichtswiese. Kosten: 55.000 Euro.

Im vierten Bauabschnitt vor der Kirche empfiehlt die Planerin die „Rücknahme von Gehölzen“. Die Kirche ist prägendes Bauwerk – „es wäre schön, wenn man draufgucken könnte“, sagt Christine Loth. Dort oben auf der Grünanlage vor dem Brunnen wäre auch Platz für eine Sitzbank: „Eine sehr schöne Stelle, um von dort den Blick über den Markt zu genießen.“

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Die Grundsatzdebatte: Finanzen

„Ein schönes Projekt, aber in den nächsten Jahrzehnten nicht realisierbar“, sagt Christoph Rothenberg (FDP) mit Blick auf die Finanzlage der Stadt, die durch Corona noch tiefer in die roten Zahlen gerät. „Dann brauchen wir die nächsten Jahrzehnte auch keinen Stadtentwicklungsausschuss mehr“, erwidert Martin Born (fraktionslos). Die Planung für den Marktplatz gehe auf einen Beschluss des Rates zurück, der diese Priorität für die Verwirklichung der Projekte aus dem Integrierten Handlungskonzept (IKEK) gesetzt habe, erinnert Bürgermeister Holger Menzel. Kämmerer Christoph Ermert regt an, nicht nur an aktuelle Zahlen zu denken: „Wir können keinen Stillstand produzieren.“

„Können und wollen wir uns das leisten“, fragte Oliver Schneider (CDU) mit Blick auf die fast 900.000 Euro trotzdem. Vorsitzender Michael Stötzel (SPD) verwies auf bisherige Erfolge bei der Akquise von Fördermitteln: „Da brauchen wir uns wirklich nicht zu verstecken.“ Birgit Weiß (SPD) wundert sich über die erneute Grundsatzdebatte: „Ich kann manche Herren nicht verstehen, dass hier so ein Bohei gemacht wird.“ Renate Becker (UWG) wird deutlicher: „Die Stimmung hier gefällt mir nicht. Wir sollten das nicht verkacken.“

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Die Details: Bäume

„Das geht so nicht“, widerspricht Peter Kraus (UWG), der etwaige Baumfällungen („Die sind zum Teil erst 30 Jahre alt“) entschieden ablehnt. Neun Neupflanzungen seien zudem kein Ersatz für 14 gefällte Bäume. „Bäume fällen ist ein absolutes No Go“, stellt Katrin Fey (Linke) fest. Am Ende seien immerhin noch insgesamt 13 auf der grünen Nordseite, zählt Martin Born (fraktionslos) nach: „Das ist keine geringe Zahl.“ Christoph Rothenberg (FDP) fragt, warum überhaupt neue Bäume gepflanzt werden sollte, wenn es doch auf die freie Sicht ankomme: „Der Sinn erschließt sich mir nicht.“

Dr. Peter Neuhaus (Grüne) warnt davor, bei dem Rückschnitt unter der Kirche die bald 150 Jahre alte Friedenseiche anzugreifen. „Die Diskussion hatten wir schon mal“ – vor mittlerweile zwölf Jahren, als die Kirchengemeinde die Axt anlegen wollte. Andreas Bolduan (UWG) rät, den vierten Bauabschnitt vor der Kirche ganz zu streichen. „Ursprünglich waren es auch nur drei“, erinnert Wirtschaftsförderer Kyrillos Kaioglidis – der vierte sein vom Rat ausdrücklich gewünscht worden.

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