Siegen. Das Gewerbegebiet Martinshardt II soll nach den Maßstäben des Klimaschutz-Modellprojekts geplant werden – und darin noch besser werden.
Die Erkenntnisse des Klimaschutz-Modellprojekts für das Industrie- und Gewerbegebiet Oberes Leimbachtal/Martinshardt sollen in jedem Fall für die Umsetzung des Industriegebiets Martinshardt II genutzt werden. Die Stadt Siegen und der Kreis Siegen-Wittgenstein erproben im Leimbachtal im Rahmen eines Klimaschutzteilkonzepts verschiedene Ansätze zur Reduktion von Treibhausgasen in der Industrieproduktion (wir berichteten). Diese sollen bei der weiteren Planung für das neue Gewerbegebiet berücksichtigt werden.
Das Leimbachtal
Die Maßnahmenpalette reicht von einer besseren ÖPNV-Anbindung zur Arbeitsplatz-Erreichbarkeit der Beschäftigten über Photovoltaik-Anlagen, gemeinsam genutzte (E-)Fahrzeugflotten oder den Bau einer sicheren Radwegverbindung zum Siegener Bahnhof bis hin zu Solarthermie für die Wasseraufbereitung. Oberstes Prinzip dabei ist die überbetriebliche Zusammenarbeit; Unternehmen investieren in eine Infrastruktur, die dann gemeinsam genutzt wird – was sich auch wirtschaftlich schneller rentiert.Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus dem Siegerland
Stadt und Kreis haben für das Konzept die Betriebe ins Boot geholt, „von vielen Unternehmen kamen Rückmeldungen, viele haben sich aber auch nicht beteiligt“, sagt Dominik Eichbaum, Wirtschaftsförderung der Stadt Siegen, im Umweltausschuss. Man wolle noch mal auf die Unternehmen zugehen, weil man sich insbesondere im Bereich der Photovoltaik positive Effekte verspreche: „Die Kosten sind stark gesunken, man erreicht schnell eine Wirtschaftlichkeit“, so der Wirtschaftsförderer.
Und natürlich eine deutlich bessere Umweltbilanz – immer mehr Unternehmen fragten nach „grünen Aushängeschildern“, berichtete Henner Klaas (CDU) – aus den Erkenntnissen, die im Leimbachtal gemacht würden, könne man Projekte ableiten, die weit über Siegen hinaus relevant seien.
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Die Nachbesserungen
Für das Klimaschutzteilkonzept noch nicht berücksichtigt waren die Treibhausgasemissionen der Ziel- und Pendlerverkehre; nur die Fahrten innerhalb des Geländes, die etwa fünf Prozent am Gesamtausstoß ausmachen – und auch dabei sehen die Experten schon enormes Einsparpotenzial.
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Widmen müsse man sich in jedem Fall der Frage der unterschiedlichen Stromlastkurven, berichtet Dominik Eichbaum: Angesichts unterschiedlich hoher Stromverbräuche zu unterschiedlichen Zeiten durch die Unternehmen brauche es bei der Photovoltaik eine Austausch- und Speichertechnologie, um Energie gezielt bei Bedarf abrufen zu können und nicht in eine Versorgungslücke zu geraten.
Beim Öffentlichen Nahverkehr fühlten sich die Unternehmen, deren Belegschaften die Radwegverbindung Richtung Stadt sehr positiv aufgenommen hätten, noch nicht ausreichend beteiligt; hier werde man auf den Kreis und die VWS zugehen. Denn bislang sei das Obere Leimbachtal nur im 2-Stunden-Takt ans Bus-Netz angebunden, merkt Heike Katz an – anders als im Konzept beschrieben, wo von stündlichen Busfahrten die Rede ist.
Noch gar nicht die Rede gewesen sei von überdachten Parkplätzen, auf denen man wiederum Photovoltaik-Anlagen installieren könne, merkt Joachim Boller (Grüne) an. Ebenso solle man über Regenwasserauffang- und aufbereitungsanlagen nachdenken: „Es regnet dort zehn Prozent mehr auf die Dächer, als das Gewerbegebiet an Wasser verbraucht“, so Boller. Denkbar sei eine Nutzung zur Anlagenkühlung oder als Spülwasser für Sanitäranlagen. Bei diesem Thema sei überall „noch Luft nach oben“.
Martinshardt II
Seit 2019 bereitet die Stadt Siegen die Erschließung des riesigen Areals oberhalb des bisherigen Gewerbegebiets Martinshardt vor: 14 Hektar Nutzfläche sollen im Gewerbegebiet Martinshardt II entstehen, so viel wie Martinshardt I und Oberes Leimbachtal zusammen. Dazu muss der Boden 20 Meter abgesenkt werden, die Hügelkuppe wird abgesenkt.
2022 soll das Gebiet so weit erschlossen sein, dass sich die ersten Unternehmen ansiedeln können.
Die Martinshardt
Das Gewerbegebiet Martinshardt II werde noch ganz andere Beschäftigtenzahlen haben als die bisherigen beiden Industriegebiete im Leimbachtal, sagt Dominik Eichbaum – entsprechend größer sind die Potenziale für gemeinschaftliche Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit. „In der aktuellen Krise die Kirsche auf der Sahne zu planen ist das eine – sie zu bezahlen das andere“, merkt Henner Klaas an. Man könne jedenfalls „sehr viel lernen“, sagt Joachim Boller.
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