Siegen. Auftakt zur heißen Phase des NRW-Kommunalwahlkampfs: Die Junge Union begrüßt beim Südwestfalentag in Siegen NRW-Innenminister Herbert Reul

„Zum Auftakt der heißen Wahlkampfphase“ begrüßt Johannes Winkel die Delegierten des 12. Südwestfalentages der Jungen Union in Siegen. Dass sich die Temperaturen derart dem Anlass anpassen würden, habe ja keiner ahnen können, witzelt der aus Kreuztal stammende Bezirksvorsitzende, ist aber vor allem erfreut, nach langen Monaten der Arbeit auf digitaler Ebene, „wieder zu einer Präsenzsitzung begrüßen zu dürfen“.

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Im Spandauer Saal der Siegerlandhalle sind am Samstagnachmittag nicht nur die Vertreter aus den fünf Kreisen anwesend, dazu kommen noch Siegens Bürgermeister Steffen Mues, der Bundestagsabgeordnete Volkmar Klein, Landratskandidat Arne Fries, Klaus Kaiser, der seit Jahren der CDU im Bezirk vorsteht und schließlich Landesinnenminister Herbert Reul, der als Gastredner fungiert.

Herbert Reul in Siegen: „Ich war der Krawallo“

Der ist begeistert über das Wiedersehen „mit vielen alten Mitstreitern“, die auch genauso aussähen, „im Gegensatz zu mir“, stellt der Mann aus dem Rheinland fest. In diesem hemdsärmligen Ton hält er auch seine Rede und macht zunächst deutlich, dass er Termine bei der JU immer gern wahrnehme, weil es um jene gehe, die künftig die Verantwortung trügen.

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Und auch – das hat er mit manchem der anderen Kollegen gemein – weil er selbst einmal in der Jugendorganisation angefangen habe. Wenngleich das vielleicht nicht unbedingt seine beste Zeit gewesen sei, nutzt er dies später zur Selbstkritik. „Ich war der Krawallo“, betont Reul. Geduld sei nichts für ihn gewesen damals. Die brauche es aber, um vernünftige Politik für die Menschen zu machen und deren vielfach verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Redner stellen in Siegen die Verdienste der CDU heraus

Es ist Wahlkampf und alle Redner übertreffen sich dabei, die Verdienste der Christdemokraten nach vorn zu stellen, gerade auch bei der Bewältigung der Pandemie. Herbert Reul nutzt seine Rede ebenfalls, um eine Bilanz der Arbeit als Innenminister zu ziehen. Die Corona-Zeit habe den Wert von Disziplin deutlich gemacht, wie wichtig es sei, sich an Regeln zu halten. Das gelte auch in allen anderen Bereichen, dass die Polizei wieder ertüchtigt worden sei, die bestehenden Regeln durchzusetzen.

Reul erinnert an die Kurdendemos, die wegen des Zeigens von PKK-Symbolen abgebrochen wurden. Er spricht über den Kampf gegen die Clans, der sicher bis zum Ende der Legislaturperiode nicht gewonnen sei, „aber wir haben angefangen“. Mit ständigen Nadelstichen laufe die Kampagne. „Der Mann nervt“, werde über ihn in jenen Kreisen gesagt. „Das war die Absicht“, grinst Reul, erinnert aber ebenso daran, dass „wir alle“ viel zu lang nichts getan hätten. Die Arbeit gehe weiter, auch gegen rechte Gewalt. Er sei in einem Alter, „wo ich eigentlich gedacht habe, die Sache ist durch“, gesteht Reul. Das sei sie aber nicht, das wisse er wohl, „und gerade auch in dieser Stadt“, geht er auf ein aktuelles Siegener Problem ein, ohne es beim genauen Namen zu nennen.

„Unsäglicher Streit“ zwischen den Unionsparteien in der Flüchtlingskrise

Diese Politik erfahre viel Zustimmung, nickt der Innenminister. Und dann sei ein kleines Wäldchen im Rheinland ins Spiel gekommen, der Hambacher Forst. Plötzlich hätten bürgerliche Kräfte ihm böse Briefe geschrieben, wäre ein Unterschied gemacht worden, den er schon aus Uni-Zeiten kenne: Der zwischen schlechter und guter Gewalt. Das gebe es mit ihm aber nicht, betont Reul, der ansonsten wenig überraschend die umfangreichen Neueinstellungen bei der Polizei hervorhebt und deren Ausstattung mit moderner Ausrüstung. Nicht alle auf einmal, aber jeder bekomme es, verweist Reul auf die finanziellen Möglichkeiten und darauf, wie wichtig es sei, Versprechen zu halten. Was nirgendwo so leicht umsetzbar sei, wie auf lokaler Ebene, gibt er den Anwesenden mit.

Eine Hoffnung hat der Landespolitiker. Dass die große Bereitschaft, sich für andere Menschen zu engagieren, die in der Krise sichtbar geworden sei, von seiner Partei besser genutzt werden könne, wie 2015. „Solche Menschen brauchen wir“, ruft Reul in den Saal und bedauert, dass damals die anfängliche Begeisterung über die Flüchtlingsarbeit im unsäglichem Streit zwischen CDU und CSU gemündet und zerrieben worden sei. Das dürfe nicht wieder passieren. Das C im Namen der Partei müsse einen Wert haben und sollte genutzt werden, fordert der Politiker, der insgesamt sehr viel Beifall bekommt.

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