Siegen. Die Dating App Tinder verspricht „Matchen, Chatten, Daten“ – aber was ist dran an diesem plakativen Spruch? Siegener Studierende berichten
Die amerikanische App Tinder ist eine Dating-App und hat somit viele Konkurrenten. Doch was genau macht sie aus und wie funktioniert das überhaupt? Dafür haben ein Siegener Student und eine Siegener Studentin Fragen beantwortet, um das Dating-Dickicht zu durchleuchten und mit Tipps für den Umgang mit unangenehmen Situationen zur Seite zu stehen. Denn so sehr Tinder die Sinne und Glückshormone anspricht, umso tiefer kann der Fall in der Realität ausfallen.
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Siegener Student: Äußeres statt Persönlichkeit
Prinzipiell lässt sich die App auf allen gängigen Mobiltelefonen und in allen Internetbrowsern kostenfrei benutzen. Ein Account ist schnell erstellt. Dann werden Bilder hinzugefügt, die dazu dienen, dass man Likes erhält. Dabei verspricht die App, dass die Erfolgschancen mit mehr Bildern steigen. Wenn sich gegenseitig ein Like gegeben wird, dann ergibt sich ein Match und die Personen dürfen sich anschreiben. Sollte nur einseitiges Interesse bestehen, gibt es keine Möglichkeit, Kontakt herzustellen. Maik Müller, ein Studi der Uni Siegen (Name anonymisiert), vertritt dazu eine klare Meinung: „Ich kann nicht mit meiner Persönlichkeit Punkte sammeln, sondern nur mit meinem Äußeren. Am meisten nervt mich, dass ich Leute nicht direkt anschreiben kann.“
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Für 27,49 Euro im Monat oder ein günstigeres Jahresabo lässt sich ein Goldstatus erreichen, der mehr Erfolg und Likes verspricht. Die Optionen sind allerdings für Studis teuer und nach Meinung von Maik undurchsichtig.
Siegenerin erwischt Ehemann der Freundin
Vor dem Date gibt es gewisse Erwartungen. Diese beschreibt Julia Bäcker, ehemaliger Studi der Uni Siegen (Name anonymisiert), wie folgt: „Einfach und unkompliziert. In fremden Städten schnell Anschluss und oder Abenteuer finden.“ Für sie ist das Angebot in Siegen allerdings zu klein, und es werden oftmals Leute angezeigt, mit denen sie keinen Kontakt haben wollte. Die Erfahrungen bei den eigentlichen Treffen waren dann durchwachsen. „Eine grandios durchtanze Nacht mit Kretanern oder länger anhaltende Techtelmechtel“, gehörten für sie zum Positiven.
Erfolgreiche Dating-App
Die App Tinder wurde im Jahr 2012 an der University von Southern California entwickelt – ursprünglich für Apple-Geräte.
In Deutschland erfreut sich die Dating-App nach wie vor großer Beliebtheit. Laut eigenen Angaben hatte die Seite im vergangenen Jahr rund 4,1 Millionen zahlende Nutzer und konnte somit steigende Zahlen vorweisen.
„Den fremdgehenden Ehemann einer Freundin zu enttarnen und an mich gesendete Dickpicks und sexuelle Belästigung, inklusive der Benutzung von Falschbildern“, klar zu negativen Erlebnissen. Andere Erfahrungen sind komplett falsch vorgetäuschte Identitäten und sexuelle Übergriffe. Die Schuld ist dabei nicht primär in der App zu verankern, sondern an dem Umgang mit ihr.
Laut Wikipedia wird die App „zur Anbahnung von Flirts, zum Knüpfen von Bekanntschaften oder zur Verabredung von unverbindlichem Sex verwendet.“ Für Maik hingegen haben sich deutlich weniger Erfahrungen ergeben. „Meine Erwartungshaltung war relativ niedrig, aber ich würde mich gerne positiv überraschen lassen. Die Chats waren meist überhöflich und sind dann oft eingeschlafen“, berichtet er im Interview. Somit ist es nie zu einem Treffen über Tinder gekommen, denn bereits im Vorfeld haben sich die unterschiedlichen Interessen herausgestellt. Insbesondere die Negativerfahrungen über die berichtet wurden, führen bei vielen Frauen zu einer logischen Vorsicht gegenüber Fremden: „Einige Idioten, die ihren Penis an Frauen schicken, machen die App kaputt!“, regt sich Maik auf.
Lahme Ausreden in Siegen
„Es ist ein furchtbares Gebaren mancher Männer nach dem Motto: mein Haus, mein Auto, ich im Paradies, am Strand, guck mal mein Bizeps und so weiter“, meckert Julia. Allerdings geht sie davon aus, dass es auch auf weiblicher Seite solche Personen gibt. Maik kann dem nur zustimmen und betont: „Die Oberflächlichkeit und das Problem, dass die App als Fun Faktor genutzt wird und das nur wenige nach etwas ernsthaftem suchen.“ Hinzu kommen für Julia Personen, die gar nicht erst ein Bild beifügen mit folgender beispielhaften Begründung: „Man könne es sich karrieremäßig nicht erlauben, sei aber natürlich ein Halbgott, der dir alle (sexuellen) Wünsche von den Augen abliest.“ Die Erfahrungen sind also oft negativ. Daraus kann sogar die Abwertung des eigenen Selbstwertgefühls mit einhergehen und man sollte sich stets vor Augen führen, dass gerade in der heutigen Zeit viel möglich ist bei Bildern aus dem Internet.
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Es gibt aber auch positive Geschichten, wie zum Beispiel das Kennenlernen über Tinder und die anschließende Eheschließung. Der Tipp von Julia bezüglich der Verwendung der App ist dabei logisch: „Ich bin immer sehr direkt und mache klar was ich suche und was nicht. Daher kam es selten zu richtig unangenehmen Überraschungen.“ Das ist wohl ein Hinweis, der nicht nur für Tinder verwendet werden darf, sondern auch erfolgversprechend für den allgemeinen Umgang zwischen Mann und Frau ist. Durch ehrliche Haltung und klare Definition von Wünschen und Bedürfnissen lässt es sich zahlreichen Problemen vorbeugen. Verlogene Persönlichkeiten gibt es natürlich immer. Davon sollte man sich aber nicht die Motivation nehmen lassen, sondern positiv bleiben.
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