Siegen. Zwei Wochen war die Germania-Statue in der Fissmer-Anlage Basis für die Installation „Psychomania“. Die Siegener haben daran mitgewirkt.

Zurück zum Ursprung: die Germania-Statue in der Fissmer-Anlage trägt keine zeitgenössische Kunst mehr. Die beiden Künstler David Rauer und Samuel Treindl haben ihre Installation „Psychomania“ wieder abgebaut.

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Das Projekt „Psychomania“ in Siegen

Vor gut zwei Wochen wurde die Statue, eigentlich ein Denkmal anlässlich der Gründung des Deutschen Kaiserreichs, mit bunten Rohren und Gipsgüssen ins 21. Jahrhundert geholt. Statt an ein seit gut 100 Jahren nicht mehr existierendes Kaiserreich zu erinnern, trat die Germania in den vergangenen Tagen mit aktuellen Anliegen mit Passanten in Kontakt.

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Samuel Treindl und David Rauer installierten bunte Rohre um die Statue herum – sie selbst steht unter Denkmalschutz – und animierten Bürger, ihren Teil beizufügen – in Form von Gips; die Formen dazu wurden vor Ort angefertigt.

Die Reaktionen auf die Installation in der Siegener Oberstadt

Vom Germaniaschwert bis zur Pizza Funghi kam alles zusammen und bildete einen Orbit aus Bedeutung um die so massive Steinstatue. Ist so ein Zusammenstoß von altehrwürdiger Denkmalkunst und Gipsbasteleien denn nicht eine ästhetische Blasphemie? „Es polarisiert schon ziemlich“, gesteht Rauer, „entweder die Leute finden es absolut scheußlich oder total toll. Man merkt, dass die Menschen an diesem alten Stück Siegen hängen“.

Quietschbunte Installation: „Psychomania“
Quietschbunte Installation: „Psychomania“ © Hendrik Schulz (Archiv)

Nach anfänglicher Zögerlichkeit brachten jedoch mehr und mehr Menschen ihre Ideen ein und fertigten vor Ort ihre kleinen Kunstwerk-Kometen, die in den vergangenen Wochen um die Germania herumschwebten. Neben der geplanten Grundidee entwickelte das performative Kunstwerk auf Zeit, genannt „Psychomania“, ein Eigenleben: „es hat sich sogar noch viel besser transformiert, als wenn wir es selber allein gemacht hätten. Es wurde da richtig interessant, als die Leute angefangen haben, dreidimensional zu sprechen. Das hatte etwas schönes, so richtig unmittelbares mit Ton und Gips“, meint Rauer.

Die nächsten Schritte: Die Teilkunstwerke von Psychomania bleiben erhalten

Der Versuch, in Kontakt zu treten, war also definitiv ein Erfolg – das lässt sich auch daran ablesen, dass die vielen einzelnen Kunstwerke zurück ins Atelier kommen und dort weiterleben – entweder als Kunstwerk für sich oder als Teil eines neuen Gebildes. „Es hat einen performativen Teil, einen partizipativen Teil, und es ist Bildhauerei, aber trotzdem nicht für die Ewigkeit. Es befindet sich in steter Veränderung“, erklärt Samuel Treindl das Kunstprojekt.

Die bunten Stangen und Insignien der Bedeutung verliehen der Germania etwas bewegliches, dynamisches, nun steht sie wieder in ihrer ganzen Wucht da. „Politik hat uns nicht interessiert, wir wollten etwas lebendiges machen“, erklärt Rauer, „irgendwann war die Germania auch nicht mehr so wichtig, sondern stand eher so dabei. Wir wollten dem Kriegerischen mit Lebendigkeit entgegentreten“.

Die Effekte von Psychomania auf die Siegener Bevölkerung

Die beiden Künstler nennen ihre Psychomania eine „positive Störung“, einen Anlass zum Nachdenken und zum Dialog, zugänglich für jedermann und nicht verschlossen im Museum. Vielleicht hat die Psychomania geholfen, Dinge in neuem Licht zu sehen, sich auszutauschen und zu lernen, mit der Vergangenheit umzugehen. Einfach mal mit neuem Blickwinkel schauen, etwas darstellen und Dinge differenzierter sehen, wie Rauer und Treindl sagen.

Das Festival

Das „Out & About“-Festival findet den ganzen Sommer über in Siegen statt – verschiedene Kunstwerke sind in der Stadt zu entdecken, einige bleiben, andere sind nur eine Momentaufnahme.

Eine Übersicht über alle Projekte gibt es im Internet auf urban-art-siegen.de.

So wird aus einem Denkmal der Vergangenheit – und manchmal Verklärung – eine aktuelle Momentaufnahme von individuellen Bedeutungsträgern, von Bewegung und Lebendigkeit.

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