Rudersdorf. In Rudersdorf versucht Bäckermeisterin Simone Hellmann beim Backen Tradition und Moderne zu verbinden. Das kommt bei vielen Kunden gut an

Seit 1886 gibt es die Bäckerei Hellmann in Wilnsdorf, seit Oktober 2011 mit der Hauptbackstube an der Werkstraße in Rudersdorf. Bäckermeisterin Simone Hellmann versucht, Handwerkstradition und Moderne zu verbinden – und trifft damit den Geschmack eines großen Kundenkreises.

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Bäcker steht in Rinsdorf noch mit 75 Jahren in der Backstube

Das Backen liegt Simone Hellmann im Blut. Die Bäckermeisterin leitet das Familienunternehmen in vierter Generation. „Das wird einem in die Wiege gelegt“, sagt die 43-Jährige. Man sollte sich gut überlegen, ob dieser Job der Richtige ist, sagt sie. Ihr macht es offensichtlich Spaß. Neben der Arbeit in der eigenen Bäckerei ist sie auch im Vorstand der Innung tätig – trotz extrem fordernder Arbeitszeiten. 21 Stunden ohne eine Pause, ohne sich auch nur einmal hinzusetzen, habe sie einmal in der Backstube gestanden, erinnert sie sich. „So fühlte man sich danach auch.“ Das war jedoch zu Weihnachten und eine absolute Ausnahme. Um 22 Uhr beginnt sie an normalen Tagen mit der Arbeit und backt dann in die Nacht hinein.

Corona und die Bäckerei

Corona habe zwar auch sie getroffen, doch im Vergleich zu anderen Branchen sei das „Jammern auf hohem Niveau“, sagt Simone Hellmann.

Mit dem Verkaufswagen hat die Bäckerei während der Krise den Kundenstrom entzerrt.

Backen ist ein kreatives Handwerk, sagt Simone Hellmann. Dass sie diese Seite ausleben kann, verdankt sie ihrer Schwester Caroline Leyener. Sie kümmert sich um den bürokratischen Teil der Bäckerei. „Sonst wäre das ein 24 Stunden Job“, sagt Hellmann. Auch ihr Vater steht mit 75 Jahren noch ab und zu am Backofen in der „alten“ Niederlassung in Rinsdorf. „Er kann nicht ohne“, lacht Simone Hellmann – und das nach über 60 Jahren. Nach dem Tod seines Vaters musste er als ältester Sohne bereits mit 14 die Führung der Bäckerei übernehmen und die Familie ernähren. Zu jeder Zeit – „Urlaub kannte ich gar nicht“, erinnert sich Simone Hellmann an ihre Kindheit.

Beliebte Brötchen aus Rudersdorf

Die lange Geschichte der Familienbäckerei verbindet Simone Hellmann mit ihrer Kreativität und modernen Trends. „Wenn man Moderne und Tradition verbindet, kommen ganz tolle Sachen heraus“, sagt die Bäckermeisterin. Immer wieder entwickelt sie neue Kreationen, zuletzt ein mediterranes Landbrot und das Rubensbrot, oder verleiht den alten Siegerländer Spezialitäten wie dem Kartoffelbrot oder dem Schwarzbrot eine eigene Note. Der absolute Verkaufsschlager sind die „Rudis“, kleine Brötchen. Die gab es schon bei der Bäckerei Schäfer, deren Laden sie 2011 übernommen hat. Das Rezept hat sie verfeinert. „Bei jeder Backprüfung würden die wahrscheinlich durchfallen“, scherzt sie, doch bei den Kunden sind sie äußerst beliebt. Umso besser schneiden bei den Prüfungen die Brote ab. Der Reibekuchen, das Rubensbrot und das mediterrane Landbrot erhielten 2020 alle die Note sehr gut.

Wichtiger ist ohnehin, was die Kundschaft denkt. Und die kommt nicht nur aus dem ganzen Siegerland, „die stehen auch im Winter bei Regen draußen 20 Minuten in der Schlange“, freut sich Simone Hellmann. Trotz aller Kreativität, Auszeichnungen und Lobesbekundungen, kennt Simone Hellmann auch ihre Grenzen. Sie bliebe bei ihrem Kerngeschäft, Brot und Brötchen, „von Torten lasse ich die Finger, das sollen die Konditoren machen“.

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Keine schlechten Brote im Siegerland

„Wir legen sehr viel Wert auf Handwerk“, sagt Simone Hellmann. Das beginnt schon bei der Auswahl der Zutaten. Hochwertige Rohstoffe müssen es sein, außerdem sollten sie möglichst aus der Nähe kommen. Neben den Zutaten komme es auf die Leidenschaft beim Backen an. Wasser, Mehl, Hefe, Salz – und Zeit – „mehr braucht man nicht für ein gutes Brot“. in der Industrie müsse alles immer schell gehen. Aber auch manche Bäcker hätten es sich eine Zeit lang „zu einfach gemacht“.

Dieser Trend gehe zum Glück aber wieder zurück, sagt Simone Hellmann. Im Bereich des Bäckernachwuchses sehe es – mittlerweile wieder – gut aus. Sie lobt die Kreativität der jungen Bäcker, und auch für die Konkurrenz im Siegerland hat sie nur lobende Worte: „Wir haben keine schlechten Brote im Siegerland“, sagt Simone Hellmann. Welches Brot am besten schmeckt, sei dann einfach Geschmacksache.

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