Siegen. Das Aktive Museum Südwestfalen wird erweitert: Im Zuge von Rund um den Siegberg soll es neue Formen der Erinnerungsarbeit in Siegen geben.
Gedenkarbeit ist nach wie vor Aufgabe der öffentlichen Hand, „heute umso mehr“, sagt Traute Fries. „Unsere Arbeit ist in den vergangenen Monaten immer wichtiger geworden“, ergänzt Klaus Merklein, Fries’ Kollege im Leitungsteam des Aktiven Museums Südwestfalen (AMS).
Dass die öffentliche Hand diese Aufgabe sehr ernst nimmt, zeigt sich auch daran, dass der Umbau des Hochbunkers am Obergraben, Sitz des Aktiven Museums, in das Städtebauprogramm „Rund um den Siegberg“ aufgenommen wurde. Derzeit laufen die Bauarbeiten, um die Voraussetzungen für eine zeitgemäße Gedenk- und Erinnerungsarbeit zu schaffen.
Das neue Konzept für das Aktive Museum Südwestfalen in Siegen
„Wir haben uns lange auf die reine Erinnerungsarbeit konzentriert“, sagt Klaus Merklein. „Heute ist auch Gegenwartsarbeit abgebracht.“ Die gesellschaftlichen Veränderungen – zunehmende Ausländerfeindlichkeit und Nationalismus in Europa etwa – könne man nicht hintanstellen. „Strukturen wiederholen sich. Rassismus und Antisemitismus sind uralt, aber geändert hat sich nicht viel.“
Seit des Corona-Lockdowns ist auch das „operative Geschäft“ des Aktiven Museums nahezu zum Erliegen gekommen, die Führungen etwa sind vollständig entfallen. Aber: Ein gute Gelegenheit, um an der Neukonzeption für die neuen Räume zu erarbeiten. Inklusive der Gegenwartsbezüge.
Ein modernes Museum soll auch das Aktive Museum sein, Besucher sollen Anknüpfungspunkte an ihre Lebenswirklichkeit finden, anhand derer sie aktiv werden können. Die Anne-Frank-Ausstellung in der Sparkasse Siegen beispielsweise war auch deswegen so erfolgreich, weil sie es den Jugendlichen ermöglichte, sich mit dem Schicksal einer Gleichaltrigen zu identifizieren. „Wir möchten die Ausstellung so konzipieren, dass sie ihre Textlastigkeit verliert“, sagt Klaus Merklein. Das Museum ist außerschulischer Lernort – Schülergruppen sollen in einer Stunde einen Überblick erhalten und dann ihre Arbeitsaufträge entsprechend individueller Fragen und Interessen ausführen können, erklärt Traute Fries.
Visuell sollen sich Besucher dem Thema nähern, vielleicht mit Stelen, die Schubladen oder Auszüge enthalten, die ganz verschiedene Facetten einer Person oder eines Themas vertiefen. Inspiration und Ideen gibt es genug.
Die Bauarbeiten am Aktiven Museum Südwestfalen in Siegen
Erst einmal muss aber die Raumsituation dafür auch geschaffen werden. Statt Dauer- und Wechselausstellungen und Seminare im dann doch eher beengten Untergeschoss steht künftig auch die bislang leerstehende erste Etage dem Aktiven Museum zur Verfügung: Hier werden Wechselausstellungen untergebracht und ein Seminarraum eingerichtet, in dem auch Workshops stattfinden oder ein Theaterstück aufgeführt werden kann, Platz für Registratur und Archiv ist auch noch. „Wir werden die Räume flexibler nutzen können“, sagt Klaus Merklein und allein durch mehr Platz eröffneten sich für die Präsentation neue Möglichkeiten: Wer mehr Raum hat, muss sich nicht auf „Flachware“ beschränken.
Die engen Bunkerzellen in der oberen Etage werden aufgebrochen, für mehr Raum. Das Geschoss bekommt auch einen eigenen Zugang über eine neue Außentreppe, Fenster für mehr Licht im Innern. Das bedeutet bei einem Bunker ziemlichen Aufwand, weil die gewaltigen Betonwände mit einer Diamantsäge durchtrennt werden müssen. „Die räumlichen Gegebenheiten sind nun einmal da“, sagt Klaus Merklein, „das macht das Museum aber auch zu einem authentischen Ort.“ Auch die Geschichte des Bunkers selbst soll dargestellt werden.
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