Kaan-Marienborn. Zirkus kommt ohne Tiere nach Siegen. Bis Sonntag bleibt der „Moskauer Circus“ in Kaan. Zur ersten Vorstellung sind die Ränge dünn besetzt

„Wir sind der einzige Circus in Deutschland, der heute Abend gastiert“, ruft Fernando Frank mit hörbarem Stolz ins Mikrofon. Am Freitagabend hat der „Moskauer Circus“ auf einer Wiese am Alten Bahnhof in Kaan seine Premiere gefeiert, mit den ersten beiden Vorstellungen. Zwei weitere soll es täglich noch bis zum 19. Juli geben. Vornehmlich ist dem Unternehmen dabei ein Zuwachs an Zuschauern zu wünschen. Maximal zwei Dutzend Menschen dürften es sein, die sich in der ersten Siegener Vorstellung auf den Rängen verlieren. „Die wollen natürlich Tiere sehen“, klagt der Seniorchef. Die seien aber mit Blick auf die Corona-Einschränkungen nicht mit auf der kleinen Tour, die weiter nach Hagen und dann nach Osnabrück geht.

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Corona lässt Zirkus stranden

Vorher hat der Circus eine ganze Zeit lang in Augsburg „festgehangen“, wo die Artisten vom „Lockdown“ überrascht wurden und nicht weiter konnten. Das habe auch die Verbindungen nach Hause ein wenig gekappt, nickt Fernando Frank. Der spricht fließend deutsch, betont aber zugleich, dass der Name des Unternehmens nicht nur eine bloße Marke sei. „Alle Artisten haben die Moskauer Circusschule besucht“, unterstreicht Frank. Da werde schon ein anderer Maßstab angelegt, „als sonst oft hier in Deutschland, wo es einfach heißt, kannst Du einen Handstand?“ Hier gehe es um Qualität, Ausbildung und Nachweise.

Das lässt sich tatsächlich ausmachen an den Leistungen der kommenden knappen Eindreiviertelstunde, mit 15 Minuten Pause zwischendurch und der ausdrücklichen Entschuldigung für die fehlenden Tiernummern. Die Vorstellung im Zelt darf übrigens ohne Maske verbracht werden. Draußen muss sie getragen werden. Ruth und Ivano Jarz begeistern unter der Kuppel mit einer außergewöhnliche Luftnummer an Seidentüchern, die nebenbei auch noch einen leisen erotischen Touch hat. Die vielköpfige Tonito Family aus Spanien spornt sich selbst immer wieder selbst zu Hochleistungen auf dem Trampolin an, bis hin zum „dreifachen Salto Mortale. Eine Nummer, die nach den Informationen auf der Internetseite „mit Bronze bei internationalen Circusfestivals belohnt wurde.

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Fehlende Tiere und fehlende Zuschauer in Siegen

In kleinerer Besetzung zeigen die Tonitos auch noch spannende Drahtseilacts. Jonglage mit Ruth und Ivano Jarz und athletische Vorführungen von Olexander Mak runden das Programm ab, in dem auch ein Clown - „Bolek“, alias Sandro Frank - nicht fehlen darf. Und die Tiere? Da werde so viel Unwahrheit verbreitet und gehetzt, schüttelt Fernando Frank den Kopf. „Gequält werden Tiere im Circus doch schon lange nicht mehr“, versichert er mit Überzeugung und ärgert sich, dass mancher Erwachsene doch keine Lust habe, mit Kindern und Enkeln in den Circus zu gehen, „wenn draußen demonstriert wird“. Nun ja, da muss Frank an diesem 10. Juli in Siegen keine Angst haben. Demonstriert wird woanders.

Jedenfalls sieht er die fehlenden Tiere als wichtigen Grund für den Mangel an Zuschauern. Aber im Programm fehlen sie eigentlich überhaupt nicht, die Dromedare oder Seelöwen, die in der Manege sonst buchstäblich vorgeführt werden.

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