Hilchenbach. Vor 50 Jahren ist Wilhelm Münker, Gründer des Jugendherbergswerks, gestorben. Hier ist der Spaziergang zu Stationen seines Lebens.
Einmal im Jahr führt Michael Thon seine Gäste nicht im Gewand des Nachtwächters Johann durch Alt-Hilchenbach. Sondern ganz zivil auf die Spuren von Wilhelm Münker. Wobei dieses Jahr ein besonderes ist: Vor 50 Jahren, am 20. September 1970, ist der Hilchenbacher Ehrenbürger im Alter von 95 Jahren gestorben. Eigentlich wollte die Stadt diesen Jahrestag feierlich begehen. Weil das in Zeiten von Corona nicht geht, bleibt der Rundgang mit Michael Thon der einzige Beitrag zu diesem Wilhelm-Münker-Jahr. Zehn Personen dürfen am heutigen Samstag daran teilnehmen. Wer nicht mitkommt, hat am 22. August eine zweite Chance. An Michael Thon solls nicht liegen: „Ich bin begeistert von dem Mann.“
1. Station: Jugendherberge
Los geht es an der Wilhelm-Münker-Jugendherberge, die längst gar nicht mehr zum Jugendherbergswerk gehört, das Münker und Richard Schirrmann 1909 gemeinsam gegründet hatten. Für den Neubau auf dem Galgenberg rührte er die Werbetrommel und trieb mitten in der Weltwirtschaftskrise Spenden ein – „als keiner Geld hatte“, stellt Michael Thon fest. 1928 wurde mit dem Bau durch den Freiwilligen Arbeitsdienst begonnen, erst 1932 wurde der Grundstein gelegt. Doch bei der Eröffnung am 3. September 1933 war er nicht mehr dabei. Wenige Monate vorher, am 10. April, hatten die Nazis das Jugendherbergswerk mit der Hitlerjugend „gleichgeschaltet“ und die Geschäftsstelle in der Unterzeche besetzt.
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2. Station: Schützenhalle
Der Vorgängerbau war auch einmal Behelfs-Jugendherberge. Tatsächlich, und deshalb führt Michael Thon eigentlich hier hin, war Wilhelm Münker aber auch ein Freund der Schützen. „Durch ihm ist das Schützenfest erst zum echten Familienfest geworden.“ Münker führte nämlich die so genannte „Kinderbelustigung“ ein. Und blieb sich im übrigen treu: Selbst in Gesellschaft seiner Schützenbrüder rührte er keinen Tropfen Alkohol an.
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3. Station: Friedhof
Auf dem neuen Friedhof im Langenfeld ist das Grab von Wilhelm Münker
4. Station: Am Preist 3
Am Preist war Hilchenbachs erste Jugendherberge – und die erste Jugendherberge der Welt. 1907 wurde sie von Wilhelm Münker als Herberge für Wanderer eröffnet. Richard Schirrmann, später Münkers Mitstreiter im gemeinsam gegründeten Jugendherbergswerk, kam erst 1912 mit der Jugendherberge in der Burg Altena hinterher Wilhelm Münker war nicht eitel, sagt Michael Thon. Deshalb konnte Richard Schirrmann „seine“ Erfindung für sich reklamieren. Das Haus mit der Nummer 3 war ursprünglich eine Rotgerberei.
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5. Station: Schützenstraße 30
Hier, wo es über den Preisterbach zu einem Wohnhaus geht, gibt es nichts mehr zu sehen. Im Bürogebäude einer ehemaligen Furnierschreinerei wurde 1921 Hilchenbachs erste Jugendherberge für Mädchen eröffnet. Sie bestand bis 1934.
6. Station: Jung-Stilling-Allee
Die Jung-Stilling-Allee liegt auf dem Weg und ist ein schönes Beispiel für ein anderes großes Thema Wilhelm Münkers: die Bäume, die Alleen, der Wald. Er leitete einen „Ausschuss zur Rettung des Laubwaldes“, polemisierte gegen Fichten-Monokulturen, war Mitbegründer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Nach seinem Tod stand die Wilhelm-Münker-Stiftung an der Seite der Aktionsgemeinschaft Naturpark Rothaargebirge im erfolgreichen Kampf gegen den Bau der A 4.
7. Station: Schwanenweiher
Der Schwanenweiher, einst „toller Teich“ genannt, war der Vorgänger des Hilchenbacher Freibades. Vor allem aber war die Westfalia dahinter Münkers Firma. Der Sohn des Nagelfabrikanten Karl Münker gründete das Karborationswerk zusammen mit Gustav Weiß, das ab 1906 als „Westfalia“ firmierte, Eisenbleche und später Metallschläuche herstellte. Bis 1919 blieb er Geschäftsführer, 1935 übernahm Rolf Weiß die Münkerschen Anteile. Seinen Aktienbesitz an der Westfalia vermachte der unverheiratete und kinderlose Kaufmann seiner Stiftung, die er 1958 mit einem Kapital von drei Millionen Mark ausstattete.
8. Station: Kirchweg 1
Das Haus Kirchweg 1 ist Wilhelm Münkers Geburtshaus. Bei „Steftmönkersch“ wurde er am 29. November 1874 geboren. Man kann an dieser Stelle den Blick zur Kirche wenden. Dort soll auf Veranlassung Münkers am 9. April 1945 die weiße Fahne gehisst worden sein. Oder am Rathaus – da gehen de Darstellungen auseinander. Man will gesehen haben, wie Münker von deutschen Soldaten durch die Bruchstraße geführt wurde, er sollte erschossen werden. Man sagt, die weiße Fahne hätte gar nicht mehr gehangen, als die Amerikaner kamen. Wie auch immer: Wilhelm Münker hatte in den Tagen zuvor auf die Siegerländer Nazi-Führer, die sich in Burgholdinghausen versteckt hatten, eingeredet, Hilchenbach kampflos aufzugeben. „Er hat versucht, Blutvergießen zu vermeiden“, stellt Michael Thon fest. Tatsächlich waren die Deutschen weg, als die Besatzer kamen. Nur die Lederwerke hatten sie vorher angezündet.
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9. Station: Unterzeche 15
In der Unterzeche 15 hatte Wilhelm Münker sein Wohnhaus, und dort war auch die Geschäftsstelle des Jugendherbergswerks, bis zur Gleichschaltung durch die Nazis. Richard Schirrmann blieb als Ehrenvorsitzender in dem nun zur Hitlerjugend gehörenden Verband. Wilhelm Münker übernahm die Geschäftsführung noch einmal von 1945 bis 1949. Von hier aus könnte Michael Thon noch einen ganz langen Abstecher zur Wilhelm-Münker-Hütte des SGV im Insbachtal zwischen Allenbach und Grund einlegen. Das wird er nicht tun. Aber natürlich berichten, dass das Jugendherbergswerk aus dem SGV hervorgegangen ist, dessen Hilchenbacher „Ortsgruppe“ er von 1903 bis 1921 leitete. „Wilhelm Münker ist nur zu Fuß gegangen“, sagt Michael Thon. Als jugendlicher „Wandervogel“, später 1958 als Erfinder des Schulwandertages, 1967 ausgezeichnet mit dem „Goldenen Schuh“ der Stiftung Spazierengehen.
10. Station: Herrenwiese
In einer Grünanlage neben dem Kreisel stehen ein Gedenkstein und eine Rotbuche, die an Wilhelm Münker erinnern. Es ist der zweite Versuch, nachdem 1999 zu Münkers 125. Geburtstag eine Buche auf der Gerichtswiese gepflanzt wurde. Der Baum ging ein, der Gedenkstein wurde versetzt. Der neue Standort passt: Gegenüber ist das neue Einkaufszentrum, über dessen Leuchtwerbung sich die Nachbarn beschwerten. Der Kampf gegen die „Auswüchse der Außenreklame“ war Münker ein wichtiges Anliegen. Besonders die Deutsche Bundesbahn nahm er sich vor, die ihre Bahnbusse ausgerechnet mit Jägermeister-Werbung versah: „Der größte Schnapspropagandist von der Nordsee bis zum Bodensee.“
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11. Station: Freibad
Das Freibad, das Wilhelm Münker seiner Heimatstadt 1906 schenkte, hieß „Badeanstalt“ – ein Vergnügen sollte der Aufenthalt in dem von einem hohen Holzzaun umgebenen Bassin nicht sein. Man witterte sittliche Gefahren und war keineswegs nur begeistert, als Münker, selbst ein Freund des hüllenlosen Sonnenbadens, auf dem Nachbargrundstück auch noch ein Licht-Luft-Bad, sprich: eine Liegewiese, anlegte.
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