Alchen. Landrat Andreas Müller hofft, dass es im Zuge der Ermittlungen nicht zur Anklage kommt. Die Tonkifreunde Bühl sagen ihre Veranstaltungen ab.

Landrat Andreas Müller, Vorsitzender des Heimatbundes Siegerland-Wittgenstein, sichert dem Heimat- und Verschönerungsverein Alchen seine Unterstützung zu. Im Zuge der Aufarbeitung der Katastrophe beim Backesfest in Alchen, ermittelt die Staatsanwaltschaft Siegen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen einen Verantwortlichen des Heimatvereins.

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Staatsanwaltschaft Siegen hat noch keine Anklage erhoben

„Ich möchte zunächst betonen, dass die Staatsanwaltschaft zum heutigen Zeitpunkt keine Anklage erhoben hat“, schreibt Landrat Müller. Es betrübe ihn, dass „ein verdienter langjährig ehrenamtlich Tätiger bei einer Verkettung solch unglücklicher Umstände in den Fokus der Justiz gerät“. Jede Art von Vorverurteilung verbiete sich, so Müller weiter. Er hoffe, dass es „weder zu einer Anklageerhebung noch zu einem Verfahren kommen wird“.

Das Unglück in Alchen – und die möglichen juristischen Konsequenzen, haben bei vielen Vereinen für Verunsicherung gesorgt. So bringt der Freudenberger Verein Tonkifreunde Bühl auf Facebook sein Bedauern darüber zum Ausdruck, dass nach dem Unglück nun Einzelpersonen des Heimat- und Verschönerungsvereins Alchen strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden könnten. „Genau wie unsere Gedanken vor einem Jahr bei den Opfern und ihren Angehörigen waren, sind sie heute bei den betroffenen Personen, die durch ihren persönlichen Einsatz für die Allgemeinheit mit Sicherheit nur Gutes gewollt haben, und auch ohne juristische Verfolgung durch die Ereignisse bereits für ihr Leben traumatisiert sind“, schreibt der Verein.

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Freudenberger Verein sagt Veranstaltungen ab

Als Konsequenz aus den Ereignissen sagen die Tonkifreunde Bühl jede Art von öffentlicher Veranstaltung ab. Das betrifft etwa das „Indianer- und Westernfest“ oder die „Wild-West-Weihnacht“, ebenso Veranstaltungen für Kinder im Rahmen der Ferienspiele. Die straf- und haftungsrechtlichen Risiken seien so groß, dass sie der Verein nicht tragen könne. „Schon gar nicht“ wolle man die den ehrenamtlichen Helfern zumuten, die derartige Veranstaltungen überhaupt erst möglich machen würden.

Der Verein dankt den Helfern und Besuchern und appelliert an die Politik, Rechtssicherheit zu schaffen, so „dass ehrenamtlicher Einsatz für die Allgemeinheit auch ohne Risiko für die persönliche Existenz wieder möglich wird“. Ansonsten blieben zukünftig nur Freizeitbeschäftigungen wie etwa Fernsehen.

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Landrat Müller will Informations- und Aufklärungsarbeit stärken

„Eine Lehre, die wir aus den Ereignissen gezogen haben, ist eine verstärkte Informations- und Aufklärungsarbeit“, sagt Landrat Andreas Müller und erinnert an die Veranstaltung „Sicherheitskonzepte und Versicherungsschutz für Vereine“, die der Heimatbund gemeinsam mit dem Westfälischen Heimatbund (WHB) und der Kreisverwaltung im vergangenen Jahr im Kulturhaus Lyz in Siegen angeboten hat. Die Dokumentation könne auch im Nachhinein wertvolle Tipps geben. Sie ist auf der Homepage des Kreises Siegen-Wittgenstein unter www.siegen-wittgenstein.de verfügbar.

Für die Zukunft kündigt Müller weitere Fortbildungsveranstaltungen an – „sobald die Corona-Pandemie es zulässt“. Für den August war bereits ein „WHB-Expertenforum zum Vereinsmanagement“ geplant, das nun neu terminiert werden muss. Auch Seminare zum Thema „Rechte und Pflichten von Vereinsvorständen“ sollen wieder angeboten werden. Weitere Informationsveranstaltungen sind zu den Themenfeldern „Versicherungsschutz für Vereine, Vorstände und Mitglieder“ und „Veranstaltungsorganisation“ geplant.

Lotse für die ehrenamtliche Arbeit in Siegen-Wittgenstein

In der Kreisverwaltung möchte Müller zusätzliche Kapazitäten zur Beratung und Unterstützung des Ehrenamtes schaffen. „Solch eine neue Ehrenamtsstelle wird Ansprechpartner, Lotse und Unterstützer der vielfältigen ehrenamtlichen Arbeit in Siegen-Wittgenstein sein.“ Auch den Hinterbliebenen der beiden Verstorbenen und allen Verletzten spricht Müller erneut seine Anteilnahme aus.

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