Siegen. Was für ein Mensch war Alfred Fissmer? Hat er es verdient, dass ein Platz in Siegen nach ihm heißt? Es geht um Erinnerungskultur, so der Rat.

Die Fissmer-Anlage behält ihren Namen. Es wird eine Informationstafel zur Person des früheren Siegener Oberbürgermeisters angebracht, deren genauen Text der Kulturausschluss beschließt, weiterführende Informationen gibt es auf unser-siegen.com und außerdem wird der Arbeitskreis zu kritischer Namensgebung von Straßen und Plätzen wieder eingesetzt, der auch Leitlinien für eine entsprechende Erinnerungskultur erarbeiten soll. Das beschloss Mittwoch, 24. Juni, der Rat.

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„Viele Siegener verehren Fissmer“, so Klaus-Volker Walters Fazit zahlreicher Rückmeldungen. Seine FDP hatte angeregt, dem Bürgerantrag von 2018 zu folgen, die in „Platz am Klubb“ umzubenennen und sich intensiver mit der „nicht auserforschten“ Person Alfred Fissmers zu beschäftigen.

Grüne: Intensiv die Geschichte umstrittener Siegener Persönlichkeiten aufarbeiten

Die Linke forderte die Umbenennung. Fissmer sei Mitglied der NSDAP gewesen, stellte mehrere Aufnahmeanträge – „der Mann war kein Nazi?“, fragte Silke Schneider. Dies als einziges Bewertungskriterium heranzuziehen würde Fissmer Unrecht tun, meinte Bürgermeister Steffen Mues – das sei ja eben die Schwierigkeit: die Beurteilung Jahrzehnte später.

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Die Realität sei nunmal nicht schwarz und weiß, sagte auch Michael Groß, Fraktionschef der Grünen, „Menschen handeln in Widersprüchen, haben gute und schlechte Seiten.“ Ein Grund mehr, sich intensiv mit der Geschichte auseinanderzusetzen – die Grünen stellten den über die Vorlage der Verwaltung hinausgehenden Antrag, den Arbeitskreis wieder einzusetzen.

Hat Fissmer Henner und Frieder für Siegen gerettet?

Traute Fries (SPD) erinnerte an eine Rede des Siegener Juden Hugo Herrmann, der nach dem Krieg berichtete, wie Fissmer Plünderungen und Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung verhindert habe. Zudem solle Fissmer verhindert haben, dass Henner und Frieder eingeschmolzen wurden. Dafür sei er seit 1933 Fördermitglied der Waffen-SS gewesen, merkte Peter Schule (fraktionslos) an.

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Walter Krämer, der „Arzt von Buchenwald“ sei immerhin Kapo im KZ gewesen – ungewiss, ob er sämtliche Entscheidungen zu Gunsten der Menschlichkeit habe treffen können, so Fries. Und Fürst Johann Moritz sei am Sklavenhandel beteiligt gewesen, „wir stürzen ihn aber nicht vom Fürstenthron“, sagte die Stadtverordnete.

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