Granada/Siegen. Zwei Monate in Quarantäne verbringt eine Studentin aus Siegen in Spanien. Doch zurück in Deutschland packt sie das Fernweh.
Als die Lehramtsstudentin Ludmilla Gergert im Februar ihr Auslandssemester in Spanien beginnt, ist das Coronavirus noch nicht in Europa angekommen, von einer Pandemie ist in den Medien noch nicht die Rede.
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Die Welt in Granada scheint in Ordnung: Vormittags besucht sie täglich eine Sprachschule, nach den Kursen besichtigt sie mit einer Freundin die Stadt. Doch die Berichte über das Virus in den deutschen Medien häufen sich. Ein mulmiges Gefühl breitet sich aus. „Während meine Freundin sich Sorgen machte, dachte ich mir nur, so schlimm kann es doch gar nicht sein“, erzählt Ludmilla. Am 8. März besucht sie mit ihrer Freundin noch die Festung Alhambra – so wie Tausend andere Touristen auch. Es ist das letzte Wochenende, an dem die Sehenswürdigkeit für Publikum geöffnet hat. Dann folgt der Lockdown in Spanien.
Ihr Auslandssemester in Spanien verbringt Siegener Studentin vor dem Laptop
Ihre Freundin fliegt zurück nach Deutschland, Ludmilla bleibt in Spanien – trotz Bitten ihrer Familie. Sie will ihr Auslandssemester nicht abbrechen. Dass Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez angesichts des enormen Anstiegs an Todesfällen durch Covid-19 den staatlichen Alarmzustand ausruft und die Ausgangssperre verhängt, erschüttert die Studentin nicht: „Ich dachte, dass die Sperre maximal zwei Wochen gehen wird“, sagt sie ein paar Monate später. Unterricht an der Sprachschule gibt es fortan im Online-Format. Wegen der rasanten Schließung aller Geschäfte kann sich Ludmilla nicht mal mehr mit Stiften und Papier eindecken. „Ich musste teilweise auf Pappe schreiben“, sagt die Spanisch-Studentin.
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Der Sprachkurs ist in der Ausgangssperre das Fenster zur Welt. „So vergingen die Tage recht schnell und ich hatte immer was zu tun“, erinnert sich Ludmilla, die in einer Ein-Zimmer-Wohnung lebte. „Nach zwei bis drei Wochen habe ich gemerkt, dass mir die Ausgangssperre an die Substanz geht. Mein Schlafrhythmus war komplett durcheinander. Ich war täglich bis fünf Uhr nachts wach, da ich nachmittags nichts zu tun und aus Langweile immer geschlafen habe.“
Tipps für die Planung
Studierenden, die in diesem Jahr ein Auslandssemester geplant haben, empfiehlt der DAAD einen virtuellen Beginn und eine spätere physische Fortsetzung.
Mehr Infos unter eu.daad.de/service/faq/coronavirus/de/
Erste Lockerungen in Spanien als Hoffnung
Halt findet Ludmilla in dieser Zeit den Telefongesprächen mit der Familie und den spanischen Freunden. „Mir wurde klar, dass ich den Tag nicht nur mit Schlafen verbringen kann.“ Doch sie fängt auch an zu grübeln: „Welche Folgen hat dies für Kinder, für die Wirtschaft und Eltern?“ Erleichterung spürt Ludmilla bei den ersten Lockerungen: Kinder dürfen in Begleitung eines Erwachsenen eine Stunde draußen spielen. „Dies war für mich der Beginn der Hoffnung“, berichtet sie. „Als Präsident Sanchez dann die nächste Lockerung verkündete, sprang ich vor Freude in die Luft.“
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Ihr eigener Weg in die Freiheit nach rund zwei Monaten Quarantäne ist jedoch mit Einschränkungen verbunden. Spaziergänge und Treffen mit Freunden geht nur auf Abstand. Trotzdem genießt sie den neuen Zustand.
Siegener Studentin blickt positiv auf ihr Auslandssemester in Spanien zurück
Nun ist Ludmilla Gergert wieder zurück in Deutschland. „Leider musste ich mich von Spanien verabschieden, genau zu dem Zeitpunkt, an dem sich das Land langsam wieder zur Normalität begibt.“ Nach zweimonatiger Quarantäne überwiegt aber die Freude, endlich wieder in der Heimat zu sein. Spanien hat sie aber trotz tausender Kilometer Entfernung nicht aus den Blick verloren: „Freunde von mir aus Spanien haben nun keine Arbeit mehr, sie wissen nicht, wie sie ihre Miete zahlen sollen“, erzählt sie.
Auf ihre Zeit blickt sie positiv zurück: „Auch wenn ich zu Beginn des Auslandsaufenthaltes ganz andere Erwartungen hatte, bereue ich es nicht, dass ich länger geblieben bin.“ Zurück in Siegen packt sie schon wieder das Fernweh: „Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken und es war mir eine große Freude in der schwierigen Zeit in Spanien sein zu dürfen und mich mit Einheimischen austauschen zu können. Ich werde dieses Jahr auf jeden Fall zurückkehren!“
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