Dreis-Tiefenbach. Auf seine Dortmunder Borussia lässt Arnold Engel nichts kommen: Seinen Dreis-Tiefenbacher BVB-Garten hegt der 80-Jährige seit 50 Jahren.
Alles schwarz. Oder gelb. Sogar die Kerzen in den Windlichtern, die den Garten abends illuminieren. „Die habe ich selbst gelb gestrichen“, berichtet Arnold Engel. Blau sei die Kerze ursprünglich gewesen. „Ich kann kein blau sehen.“ Denn Arnold Engel ist, wie man nicht nur an seinem Garten in der Dreis-Tiefenbacher Bruchstraße sieht, BVB-Fan. „Der größte BVB-Fan ist ein Engel“, steht auf dem Kapuzenpullover, den er zum 80. Geburtstag geschenkt bekommen hat.
1957 erstmals ins Rote-Erde-Stadion
Überall BVB: Die frisch herausgeputzte Milchkanne trägt die Jahreszahlen 2011 und 2012, als die Borussia Deutscher Meister wurde. Der Leuchtturm. Die Windmühlen Der schachbrettgroße Hubschrauberlandeplatz, falls mal jemand aus Dortmund kommt. Die gut 2000 Randsteine.
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Fan, sagt Arnold Engel, ist er seit 1957, als er zum ersten Mal mit einem Freund im Rote-Erde-Stadion war. Damals, als er selbst noch in der 1. Mannschaft des SV Dreis-Tiefenbach spielte. Bis zu seiner Heirat 1971 war er aktiv, später noch bei den Alten Herren, vor allem aber 33 Jahre lang Hauptkassierer – das passiert, wenn man von Beruf Betriebsbuchhalter ist, wie Engel, über 30 Jahre bei Kölsch Fölzer.
So sieht der BVB-Garten in Dreis-Tiefenbach aus
1970 wird aus der Weide ein Garten
Auf dem Tisch in der Sitzecke im Garten, wo Arnold Engel abends gern den Grill anwirft, liegen Fotoalben. Die beiden Mädchen auf dem Foto mit dem Blumenbeet, Engels Töchter Claudia und Silke, sind noch klein. Die Zypresse in der Mitte, damals gerade erst gepflanzt, ist 50 Jahre später über 20 Meter hoch.
Die Geschichte mit dem Garten hat 1970 begonnen, erzählt Arnold Engel, als er, als Ältester von eint sieben Geschwistern, das Elternhaus übernahm. Die Stallungen kamen weg, die Wiese, auf der keine Kühe mehr grasten, wurde zum 800 Quadratmeter großen Garten. Um die 200 Petunien, Geranien, Begonien und Fleißige Lieschen pflanzt er auch heute noch Jahr für Jahr. Früher waren es zehn Mal so viel. Dafür ist aber jetzt kein Platz mehr – Bäume und Sträucher sind eben auch gewachsen.
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Die ganze Mannschaft gratuliert
Jetzt ist der Garten 50. Und der größte BVB-Fan 80, seit 5. Dezember. Zwei Tage später ging er mit dem Neffen ins Stadion nach Dortmund und sah sich das 5:0 gegen Düsseldorf an. Am selben Abend wurde nebenan bei Franco in Dreis-Tiefenbach groß gefeiert. Auf der Geburtstagstorte war viel Gelb.
Früher Luxus
1954, als er aus der Schule entlassen wurde, unternahm der Dreis-Tiefenbacher SV eine Busreise nach Schweden. „Das war der einzige Verein im Siegerland, der sich das damals leisten konnte“, erinnert sich Arnold Engel – immerhin war noch Nachkriegszeit. Danach war dann aber auch Ebbe in der Kasse. Als neuer Kassierer bekam Arnold Engel viel Arbeit.
Aus Dortmund kam eine Karte, die die ganze Mannschaft unterschrieben hat. Und Emma, Lothar Emmerich, Dortmunds Stürmer in den 1960ern. Seit vielen Jahren schob schreiben sich Arnold Engel und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hin und wieder mal, seit Watzke von dem treuen Fan weiß. „Der Trainer gefällt mir nicht, das habe ich ihm auch geschrieben“, erzählt Arnold Engel. Der natürlich weiß, dass der Profi auf andere Ratgeber hört.
Einsatz für arme Leute
Nicht, dass Arnold Engel vor lauter Gelb und Schwarz aus den Augen verloren hätte, was wirklich wichtig ist: Neun Jahre lang, so erzählt er ganz nebenbei, hat er als Rentner mit einer Mitstreiterin ein privates Tafel-Projekt im Netpherland gestemmt und um die 30 Familien mit Lebensmitteln versorgt, die ein örtlicher Supermarkt sonst hätte wegwerfen müssen. Auf Armut und Bedürftigkeit stößt man ganz schnell, sagt er: „Ich bin doch seit 80 Jahren hier – ich kenne jeden.“
Meisterfeier wäre auch mal wieder fällig
Die 50 Jahre BVB-Garten würde Arnold Engel, der seit sieben Jahren verwitwet ist, gern mit dem Klassenkameraden von einst feiern. Nur sind die im Moment mal, wie er selbst auch, Risikogruppe. Das Fest wird nachgeholt. Arnold Engel hat vor, noch lang fit zu bleiben und sich mit seinem Garten jung zu halten. „Mir macht das Spaß und Freude.“
Eine Meisterfeier wäre natürlich auch mal wieder nett. Wie es ihm gestern Abend ergangen sei, als Bayern sich den Titel geholt hat? „Dortmund spielt heute.“ Der Fan kann auch diplomatisch. Und Casper, der elfjährige Westhighland-Terrier und Engels treuer Begleiter, wedelt mit dem Schwanz dazu.
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