Siegen-Wittgenstein. IHK Siegen warnt: Exportgeschäft lahmt, Beschäftigung wie vor der Krise erst wieder 2021. Diese Branchen sind besonders stark betroffen.

Die Industrieunternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe haben im April einen deutlichen Umsatzrückgang verzeichnet – 340 Millionen Euro weniger als im März. So steht es in einer aktuellen Erhebung des Statistischen Landesamtes.

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Damit brach der Umsatz des verarbeitenden Gewerbes gegenüber dem Vormonat um 28 Prozent ein, heißt es in einer Mitteilung der Industrie- und Handelskammer (IHK). „Die Zahlen verdeutlichen, mit welcher Wucht die Corona-Pandemie die regionale Industrie im April traf“, so Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener. Das sei selbst während der globalen Finanzkrise 2008/2009 nicht so drastisch passiert.

IHK Siegen: Lahmendes Exportgeschäft verantwortlich für Umsatzrückgänge

Ursache für den Umsatzrückgang, so Klaus Gräbener, sei das nahezu flächendeckend lahmende Exportgeschäft. „Die weltumspannenden Produktionsschließungen und die Einschränkungen im Grenzverkehr ließen das Auslandsgeschäft förmlich einbrechen.“

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Im Vergleich zum Vormonat fiel der Auslandsumsatz der hiesigen Unternehmen im April um 39 Prozent. Konnten die Betriebe im März noch 566 Millionen Euro im Ausland umsetzen, waren es im April nur noch 348 Millionen Euro.

IHK-Konjunkturumfrage: Weniger Aufträge für Industriebetriebe in Siegen-Wittgenstein

Es sei noch unklar, ob der Tiefpunkt bereits hinter den Unternehmen liege, so Stephan Häger, zuständig für den Bereich Konjunktur bei der IHK. In der jüngsten Konjunkturumfrage im Mai berichteten so viele Unternehmen wie nie zuvor von zum Teil erheblichen Auftragsrückgängen.

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Der Gesamtumsatz ist in den ersten vier Monaten im IHK-Bezirk bereits um zehn Prozent gesunken. Der derzeitige Sinkflug könne sich auch negativ auf die „Investitionsbereitschaft und Personalplanungen“ der Betriebe auswirken, selbst wenn er im zweiten Halbjahr abflachen würde, sagt Klaus Gräbener.

Maschinenbau in Siegen-Wittgenstein und Olpe stark betroffen

Mit etwa 56.000 Beschäftigten sei zwar das Niveau wegen der Kurzarbeit bei den Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern aktuell noch hoch, betont Stephan Häger, könne aber auf Dauer sicherlich nicht gehalten werden. „Schließlich ist Kurzarbeit kein Instrument für längere Krisenverläufe.“ Ein Niveau auf Vorkrisenzeit erwarte er – wenn überhaupt – frühestens im dritten oder vierten Quartal 2021.

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Besonders stark hat es den Maschinenbau getroffen, der mehr als die Hälfte des Umsatzes im Ausland erzeugt: Im April setzte die Branche 37 Prozent weniger um als im Vormonat. „Zu Beginn der Corona-Pandemie waren vor allem die unterbrochenen Lieferketten für den Maschinenbau problematisch“, erklärt Stephan Häger. Und die globale Nachfrage sinkt weiter. Das gilt auch für Automobilzulieferer aus der Region. Im Vergleich zum März brach der Auslandsumsatz um 41 Prozent ein, im Inland waren es 29 Prozent.

Derzeit gebe es wegen der milliardenschweren Staatshilfen noch wenig Insolvenzen, sagt Klaus Gräbener, doch „springt die Konjunktur weltweit nicht wirklich an, können wir uns in der zweiten Jahreshälfte warm anziehen“.

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