Siegen. Jamaika nennt ökologische und ökonomische Gründe, warum am Bürbacher Giersberg in Siegen nicht mehr Wohnbauland entstehen soll. Empörung ist groß
Die nächste Kehrtwende: Die politische Jamaika-Mehrheit im Siegener Rat lehnt es ab, am Bürbacher Giersberg Wohnbaulandflächen zu entwickeln. Zur Überraschung der Verwaltung und der anderen Parteien lehnten CDU, Grüne und FDP die entsprechende Vorlage im Stadtentwicklungsausschuss ab – was auf großen Unmut stieß.
Auch interessant
Die Begründung: Wäldchen am Bürbacher Giersberg zu wichtig
Ökologische und ökonomische Gründe führte Henner Klaas (CDU) für die Ablehnung an: „Wir benötigen Wohnbauflächen – aber nicht um jeden Preis.“ Die Jamaika-Koalition sei bereit, Wohnbauland zu schaffen, aber das „Wäldchen“ sei ganz besonders erhaltenswert, höchstens auf einen Verlust von fünf Prozent der Waldfläche könne man sich einlassen, so Klaas. Und so eine Minimalvariante sei wirtschaftlich nicht sinnvoll.
Auch interessant
Zumal dieser Bereich für die Bevölkerung ungemein wichtig sei – und es werde ja Wohnbauland geschaffen, „umso mehr sollten wir uns um den Wellersberg kümmern, er bietet mehr Potenzial.“ Der Bürbacher Giersberg sei nur eine von 28 Flächen, die im städtischen Wohnbaulandkonzept aufgeführt sei. Für Joachim Boller (Grüne) ist es fraglich, ob es angesichts der komplizierten Besitzverhältnisse auf dem Giersberg überhaupt umsetzbar sei.
„Wenn Jamaika in Siegen etwas priorisiert, findet es nicht statt“
„Ich kann nicht glauben, dass Jamaika hier keinen Wohnraum schaffen will – wegen einem Wäldchen?“, machte Andreas Haßler (SPD) seinem Ärger Luft. Die Bedeutung der Waldfläche für Natur und als Naherholungsgebiet sei sehr überschaubar, er wohne in Sichtweise der Fläche. Oben auf dem Giersberg gebe es jede Menge Wald – dort gingen die Menschen spazieren. Auch Fraktionskollege Bernd Schneider wohnt in der Gegend: „Ich kenne Leute, die zur Miete wohnen, die gerne Eigentum in diesem Gebiet schaffen wollen. Da ist aber nichts.“
Auch interessant
„Wenn Jamaika etwas priorisiert, findet es nicht statt“, spielte Fraktionskollegin Tanja Wagener auf die Jamaika-Wende bei der Fissmer-Anlage an: Auch hier sei einmütig etwas beschlossen worden, das die Ratsmehrheit dann entgegen aller Verabredungen im Alleingang wieder kippte. Wagener erinnerte an das Wohnbaulandkonzept, für das die Verwaltung viel Zeit und Aufwand investiert hatte, um die wenigen Flächen in Siegen zu identifizieren, auf denen überhaupt noch Wohnraum geschaffen werden könne. „Wenn wir Firmen nach Siegen holen möchten, wollen, dass die Arbeitskräfte sich hier ansiedeln, müssen wir ihnen auch etwas bieten. Die Verwaltung hat hier wieder einmal für die Tonne gearbeitet.“ Jetzt wisse man, was das Wort von Jamaika keinen Bestand habe.
Siegener Verwaltung verärgert über Vorpreschen von Jamaika
„Wie erklären Sie den Menschen, die eine Wohnung suchen, dass Sie hier keinen Wohnraum schaffen wollen?“, fragte Silke Schneider (Linke). Der Druck im Wohnungsmarkt sei groß, sagte Stadtbaurat Henrik Schumann, „wir haben noch eine Handvoll Grundstücke und dann ist Schluss.“ Zumal er betont hatte, dass es um eine strategische Grundsatzentscheidung gehe und nicht um den Beschluss, wo Wald erhalten wird und wo Häuser gebaut werden sollen.
Auch interessant
Auch aus Verwaltungssicht: Kritik an der Kehrtwende. „Für die Zusammenarbeit in Zukunft: Schlagen Sie nicht zu früh Pflöcke ein. Wir lernen in der Planung dazu, wir wissen vorher nicht, was alles geht und was nicht. Damit wir arbeiten können, brauchen wir ein atmendes System“, so Schumann
Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.
Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.