Siegen. Zum 5. Mal tritt Michael Groß für die Grünen Siegen als Bürgermeisterkandidat an – diesmal will er Steffen Mues ablösen und einiges anders machen
Die Siegener Grünen gehen selbstbewusst in den Kommunalwahlkampf, mit einer paritätisch besetzten Liste, einer energischen Spitzenkandidatin und einem Michael Groß, der durchaus entschlossen ist, Bürgermeister an Stelle des Bürgermeisters werden. Zum fünften Mal tritt der Geschäftsführer des Vereins für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen (VAKS) für dieses Amt an.
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Bei der offiziellen Vorstellung am Samstag, 30. Mai, in der Weißtalhalle gibt er unumwunden zu, die ersten drei Male keine wirklichen Ambitionen gehabt zu haben. Wer keinen Kandidaten aufstellte, sei aber nicht zu Diskussionen eingeladen worden, habe sich als Partei nicht präsentieren können. Also hätte es einfach sein müssen. 2014 „war es schon anders“, sagt Groß. Und nun gehe er mit neuer Einstellung ins Rennen: Mit ihm als Bürgermeister könne sich einiges ändern, glaubt er und setzt auf die Zahlen aus der Europawahl. So vorsichtig die im Einzelnen betrachtet werden müssten: „Da waren wir in einigen Bezirken deutlich zweistellig vor dem nächsten Mitbewerber“, so Groß. Darin liege die Chance auf Direktmandate für die Partei.
Siegener Grünen sehen ihre Partei durch Europawahl im Aufwind
Er selbst möchte Dinge bewegen. Die Bilanz der Jamaika-Koalition fällt für den 61-Jährigen gemischt aus. Vor allem in Sachen Windkraft tue sich nichts, Siegen hänge hoffnungslos hinterher. Hauptproblem für ihn: Die Umsetzung von Ratsentscheidungen. „Wir haben viele schöne Beschlüsse, aber sie werden nicht umgesetzt!“ Das hänge an Personen, an Dezernaten, in letzter Konsequenz aber am Bürgermeister. „Natürlich gibt es immer gute Begründungen“, da könne der Rat dann nicht viel ausrichten: „Ich kann ja nicht selbst mit der Arbeit vor Ort anfangen.“
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Mit ihm zöge eine andere Haltung ins Rathaus ein, sagt Groß, der sich auf den Wahlkampf freut, die anderen Kandidaten schätze er allesamt, auch wenn sie zu ihm unterschiedliche Haltungen hätten. Das Kandidatenteam sei eine gute Mischung aus Jung und Alt, aus Erfahren und Frisch, sagt Groß. Er selbst komme aus einer Zeit, da es keine Alten gegeben habe, die den engagierten jungen Mitgliedern Dinge vorgeschrieben hätten. „Das habe ich nicht vergessen“, betont er. Junge Leute bekämen ihre Chance, könnten sich etwa in Haushaltsreden ausprobieren. Der eine könne es besser, „manche sind eher in anderen Bereichen stark“. Wobei bei den Neumitgliedern der vergangenen Monate – die Grünen haben sich nach Auskunft des Vorsitzenden Reinhard Hillnhütter in Siegen verdoppelt – auch einige Rentner seien, die sich engagieren wollten.
Angela Jung: Siegener Bevölkerung nicht genug berücksichtigt
Für Groß ist das Ende von Jamaika nicht gekommen, weil er gegen Steffen Mues antritt. „Aber natürlich werden die Gespräche nach der Wahl geführt“, sagt er. In all diesen Punkten ist er sich einig mit Angela Jung, die im etwa gleichen Alter ist, „fast 60“, und auf Listenplatz 1 in die Wahl geht. Ihr Anspruch: „Wir möchten zu 100 Prozent grüne Politik durchsetzen!“ Das sei teils in den vergangenen Jahren gelungen, teils aber eben nicht.
Problemlos paritätisch
Im Gegensatz zu anderen hätten die Grünen problemlos 30 Listenplätze paritätisch gefüllt, so Angela Jung und Florian Kraft (Listenplatz 6) – es gab sogar genug Kandidaten für Kampfabstimmungen.
Flyer und Programme sollen in spätestens 14 Tagen gedruckt sein, viel Wahlkampf läuft übers Internet. Für den 10. Juni ist zum Beispiel ein Online-Chat geplant.
Jung beklagt vor allen ein fehlendes Ohr für die Belange der Bürger – Beispiele Fissmer-Anlage oder „Timberjack’s“, hier seien Wünsche der Menschen nicht berücksichtigt worden. Das möchte sie mit den Grünen künftig anders handhaben. Wichtig ist ihr auch, dass sie als berufstätige Mutter von vier Kindern seit 2002 politisch tätig sein konnte. Dies soll anderen Frauen als Beispiel dienen, die vielleicht glaubten, die Belastungen seien zu hoch.
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