Siegen. Liberale möchten mit Historikern und Bevölkerung über umstrittenen Siegener Oberbürgermeister und seine Rolle im Dritten Reich diskutieren.
Die FDP Siegen will sich wieder mit dem umstrittenen Alfred Fissmer (1878-1966) beschäftigen. Weil die Rolle des früheren Oberbürgermeisters im Dritten Reich nach wie vor unklar und nicht erforscht sei, möchte die FDP die Fissmer-Anlage in „Platz am Klubb“ umbenennen und mit der Bevölkerung über Fissmer diskutieren.
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Bereits 2018 war auf eine Bürgeranregung hin die Umbenennung der Anlage diskutiert worden, seinerzeit hatte der Hauptausschuss beschlossen, Stadtarchiv und Uni Siegen mit der Aufarbeitung der Person Fissmers zu beauftragen und eine entsprechende Ausstellung zu realisieren. Auf dieser Grundlage sollte dann über die Umbenennung diskutiert werden.
Dem Siegener Rat ein Fundament für eine Entscheidung liefern
Das ist nicht passiert. Die FDP möchte nun eine Diskussion in Gang bringen, um eine Entscheidung untermauern zu können – „wie auch immer das Ergebnis ausfallen wird“, betont die FDP. Alfred Fissmers, Siegener Oberbürgermeister 1919-1945, sei nicht auserforscht, seine Beurteilung aus heutiger Sicht sehr schwierig.
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„Zweifellos handelte es sich bei Fissmer um einen nationalkonservativen Preußen, der mit der Demokratie in unserem heutigen Verständnis wenig am Hut hatte“, schreiben FDP-Fraktionschef Klaus Volker Walter und Geschäftsführer Raimund Hellwig.
Fissmers Verdienst um Bau von Luftschutzräumen in Siegen weitgehend unbestritten
Fissmer war 1933 parteilos, wurde dann „unter heute nicht nachvollziehbaren Umständen Parteimitglied und kurz darauf wieder ausgeschlossen“, heißt es weiter. Nach erneuter Aufnahme in die NSDAP war „Alfred Fissmer kraft Amtes zweifellos beteiligt an der Arisierung von jüdischem Besitz“, so die FDP.
Auch habe sich Fissmer massiv für den Bau der Kasernen auf Wellers-, Fischbacher- und Heidenberg eingesetzt – damals für die Siegener Wirtschaft ein Konjunkturprogramm. Fissmer setzte sich aber auch sehr für den Bau von Luftschutzräumen ein, was ihm zusammen mit sparsamer Haushaltsführung die Ehrenbürgerschaft der Stadt Siegen eingetragen habe.
Workshop mit Historikern und Siegener Bevölkerung über Alfred Fissmer
Positiv oder nicht – Fissmer habe sich ein bleibendes Denkmal in der Stadtgeschichte gesetzt. „Ob sein Gesamtverhalten letztlich ausreichend ist, die Fissmer-Anlage umzubenennen, muss jeder für sich entscheiden. Ob er in seiner politischen Grundeinstellung oder in seiner Amtsführung ein Vorbild für die heutige Generation war, darf ebenfalls diskutiert werden“, so die FDP.
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Unabhängige Historiker sollen eine Gesamteinschätzung vornehmen und die Öffentlichkeit in einem Workshop beteiligen, als Grundlage einer Ratsentscheidung.
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