Siegen. Als erstes deutsches Theater veranstaltet das Siegener Apollo ein Festival der Abstände. Lesungen, Theater und Musik stehen auf dem Programm

Viele Theaterprojekte sind in den letzten knapp drei Monaten abgesagt worden, auch in Siegens Apollo. Doch während andere Schauspiel- und Konzerthäuser noch Coronapause haben, hat sich hier einiges getan und wurde der Theatersaal so hergerichtet, dass wieder Theaterleben möglich ist – und sogar ein 5-wöchiges Festival stattfinden kann.

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99 statt 500 Sitzplätze im Apollo-Theater Siegen

„Wir haben in der Theaterpause bewusst nicht den virtuellen Raum bespielt, sondern die Zeit genutzt, um das Apollo für Künstler und Zuschauer spielfähig zu machen“, sagt Intendant Magnus Reitschuster. „Wir wollen, dass Menschen für Menschen spielen.“ Natürlich unter Wahrung aller Abstands- und sonstiger Regeln. Der Sitzplan wurde so verändert, dass jeder Zuschauer zu seinem Platz gelangen kann, ohne an anderen vorbeizugehen. Natürlich hat sich die Zuschauerkapazität von etwa 500 auf 99 Sitze verkleinert, doch die Kunstfreunde erleben Theater und Musik unmittelbar und live und können ihre Masken im Saal während der Vorstellungen abnehmen. Und so ein Programm genießen, das es in sich hat.

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Siegener Schriftsteller liest zum Thema Ausnahmezustand

Navid Kermani, der aus Siegen stammende Schriftsteller und inzwischen so etwas wie „Hauspoet“ des Apollo, und Politikwissenschaftler Claus Leggewie werden an fünf Abenden Texte zum Thema Ausnahmezustand lesen und diskutieren. Die Freunde geschliffener Sprache und scharfen Denkens können sich auf ein intellektuelles Duett der besonderen Art freuen. Ein besonderer literarischer Höhepunkt dann am 16. Juni, wenn Lutz Seiler aus seinem Berlin- und Familienroman „Stern 111“ liest.

Stück stellt Bezug zu Corona her

Vom Deutschen Theater Berlin kommt die Inszenierung von „Die Pest“ des Franzosen Albert Camus. „Eine starke, düstere Parabel mit starken heutigen Bezügen,“ schrieb die Berliner Morgenpost im November 2019, als von der Coronakrise noch keine Rede war. Umso intensiver wird die Wirkung des Stücks in der Gegenwart sein (26. und 27. Juni). Das Berliner Ensemble zeigt „Die Blechtrommel“ von Günter Grass. Ein Schauspiel-Solo, mit dem der in Siegen bestens bekannte Nico Holonics schon vor einigen Jahren das Apollo-Publikum beeindruckte (3. und 4. Juli).

Theaterkassen öffnen

Die Tickets für die Veranstaltungen des Festivals der Abstände können ab sofort erworben werden.

Für alle, deren Veranstaltungen im März ausgefallen sind, gibt es besondere Kartenkontingente.

Figurentheater in Siegen

Die Bühne Cipolla bringt den „Untergang des Hauses Usher“ von Edgar Allan Poe, mit dem sie noch am 29. Februar aufgetreten waren, kurz vor der von Corona erzwungenen Pause (12. und 13. Juni, jeweils 17 und 20 Uhr), sowie Stefan Zweigs Schachnovelle (10. und 11. Juli um 17 und 20 Uhr).

Philharmonie Südwestfalen spielt Mozart

Endlich wieder auf der Bühne sein und live vor Publikum auftreten. Dieser Herzenswunsch der Musiker und ihrer vielen Musikfreunde erfüllt sich mit dem Konzert ausschließlich der Streicher am 5. und 6. Juni um 17 und 20 Uhr. „Hallo Heroes“ ist das Motto des Programms. Am 19. und 20. Juni spielen sie Werke von Mozart, Elgar und Schönberg.

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Apollo Siegen: Zwischen Abenteuer und Freude

Die Veranstaltungen haben keine Pause, dauern aber nicht länger als 90 Minuten. Statt „Apollo begrüßt“ findet im Anschluss an die 20-Uhr-Vorstellungen ein Theatergespräch im großen Saal statt. „Wir bewegen uns zwischen Abenteuer und Vermittlung von Freude und wollen trotz der notwendigen Regeln keine bedrückende Atmosphäre aufkommen lassen,“ ist der Wunsch von Magnus Reitschuster.

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