Siegen. Der Wohnungsmarkt in Siegen ist angespannt. Es gibt zu wenig Wohnungen, besonders Einkommensschwache, Familien und Senioren haben es schwer

Zum dritten Mal hat die Stadt Siegen ihr Wohnungsmarktbarometer veröffentlicht. Seit 2018 bringt die Arbeitsgruppe Stadtentwicklung jährlich die Broschüre heraus, die einen aktuellen Überblick über den Siegener Wohnungsmarkt gibt auf Grundlage der Einschätzungen von lokalen Experten. Ein Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse.

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39 Wohnungsmarktexperten aus Siegen

Für das Barometer wurde ein Online-Fragebogen mit 15 Fragen erarbeitet und an etwa 70 Fachleute des Siegener Wohnungsmarktes verschickt. 39 Personen beteiligten sich an der Umfrage, darunter Immobilienmakler, Mietervereine und Wohnungsunternehmer. Die Fragen basieren auf Empfehlungen des „Forums Kommunale Wohnungsmarktbeobachtung“ (KomWoB), dem die Stadt Siegen seit 2014 angehört, sowie auf den Erfahrungen aus der jährlichen Wohnungsmarktbeobachtung der NRW-Bank.

Um die Entwicklung auf dem lokalen Wohnungsmarkt zu analysieren und darstellen zu können, sind die gestellten Fragen weitestgehend identisch zum Vorjahr. „Die regelmäßige Durchführung mit einem zum Teil festen Fragenkatalog ermöglicht es, frühzeitig Entwicklungstendenzen zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen“, sagt Siegens Stadtbaurat Henrik Schumann.

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Zu wenig Wohnraum in Siegen

Es gibt zu wenige Sozialmietwohnungen: Der Wohnungsmarkt im preisgebundenen Segment ist in Siegen sehr angespannt. Besonders größere Mietwohnungen fehlen, für kleinere Objekte ist die Lage nur unwesentlich besser. Für beide Bereiche erwarten die Experten eine weitere Verschlechterung in den kommenden Jahren. Auch bei frei finanzierten Mietwohnungen, Eigenheimen und Eigentumswohnungen im normalen Preissegment ist die Lage angespannt, wie bereits seit 2018. Hier erwarten die Befragten jedoch eine leichte Verbesserung. Lediglich Wohnungen und Eigenheime im oberen Preissegment bewegen sich wie in den Vorjahren auf einem ausgewogenen Niveau.

Hohes Einkommen erleichtert die Wohnungssuche: Für Familien und Menschen mit geringem Einkommen ist der Wohnungsmarkt in Siegen am schwierigsten. Auch Senioren haben Probleme damit, geeigneten Wohnraum zu finden. Für Studierende und Singles schätzen die Experten die Marktlage als angespannt bis ausgewogen ein. Menschen mit hohem Einkommen haben keine Probleme auf dem Wohnungsmarkt. Für die Senioren hat sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr gebessert, während sie für Einkommensschwache und Familien noch schlechter geworden ist.

Informationen zum Siegener Wohnungsmarkt im Netz

Das aktuelle Wohnungsmarktbarometer kann auf der Homepage der Stadt Siegen unter www.siegen.de/womba heruntergeladen werden.

Dort sind außerdem das Wohnungsmarktkonzept der Stadt Siegen, das in Zusammenarbeit mit vielen Akteuren des Siegener Wohnungsmarktes 2014 erarbeitet wurde, sowie weitere Informationen rund um das Thema „Bauen und Wohnen“ zu finden.

Der Bau von Sozialwohnungen ist unattraktiv: Das Investitionsklima für öffentlich geförderte Mietwohnungen ist mit Abstand am schlechtesten. Als größte Hemmschwelle schätzen die Experten die zu hohen Baukosten ein, die sich aus den Vorgaben zum Beispiel in Bezug auf die Barrierefreiheit ergeben. Die zu niedrige Bewilligungsmiete wird als zweitgrößtes Problem gesehen, auf Platz 3 folgt die Angst vor dem zugewiesenen Mieterklientel. Auch die Investitionsbereitschaft für den Neubau frei finanzierter Wohnungen wird als eher schlecht bis ausgewogen eingestuft.

Für den Neubau von Eigentumswohnungen bewegt sich das Investitionsklima im Bereich ausgewogen bis eher gut. Die knappe Verfügbarkeit von Bauland und die dadurch entstehenden hohen Kosten der vorhandenen Grundstücke sind die größten Hindernisse für den Eigentumsneubau. Auch die Wohnungspolitik sowie die Kommunale Planungs- und Genehmigungspraxis werden eher als hinderlich eingeschätzt. Der größte Anreiz hingegen sind die aktuellen Finanzierungsbedingungen. Für den Mietwohnungsneubau wird die Situation ähnlich eingeschätzt, als weiteres Hemmnis kommt hier das Mietrecht hinzu.

Maßnahmen von Kreis und Stadt sind erwünscht: Der Kreistag hat im Dezember 2019 verschiedene Maßnahmen beschlossen: Mietkostenzuschüsse für den Wohnungsneubau und Wohnungsmodernisierungen, die Errichtung eines Wohnbauflächenfonds zur Finanzierung kommunaler Grunderwerbsmaßnahmen und Mietkostenzuschüsse für die (Re-) Aktivierung von Leerständen. Die Experten bewerten diese Maßnahmen alle überwiegend als hilfreich, insbesondere die ersten drei. Aus Sicht der Fachkundigen könnte auch die Stadt mit verschiedenen Maßnahmen die Lage auf dem lokalen Wohnungsmarkt verbessern. Genannt werden zum Beispiel die Bereitstellung von Bauland und der Abbau von Bürokratie. Auch wünschen sich die Experten, dass die Stadt selbst im Bereich des besonders benötigten sozialen Wohnungsbaus aktiv wird und bezahlbaren Wohnraum anbietet.

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Stadt Siegen muss Neubau fördern

Das Wohnungsmarktbarometer kommt zu dem Schluss, dass das Wohnungsangebot grundsätzlich nicht ausreicht. Die Kosten für Bauland und den Bau zu hoch. „In angespannten Marktlagen werden vor allem mehr normalpreisige frei finanzierte und öffentlich geförderte Mietwohnungen gebraucht“, sagt Siegens Stadtbaurat Henrik Schumann dazu. Für die Stadt Siegen leite sich die Herausforderung ab, auch weiterhin den Neubau von bedarfsgerechtem Wohnraum zu fördern. „Dies ist möglich durch die Bereitstellung von Grundstücken oder der Realisierung neuer Wohngebiete“, so Schumann weiter.

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