Siegen. Im Siegener Lyz begeistern Ralf Illenberger und Peter Autschbach die Zuhörer beim virtuellen Konzert. Die Einnahmen helfen heimischen Künstlern
„Noch 30 Sekunden“, heißt es aus der Regiekabine. „Ich hab Angst“, scherzt Peter Autschbach. Was ironische Untertreibung angeht, ist er ein echter Siegerländer geblieben. Autschbach brachte sich das Gitarrenspiel einst autodidaktisch bei, um sich dann den Feinschliff beim großen Joe Pass zu holen. Als Gitarrist war er bei über 1000 Shows an Bord und genießt als Komponist und Lehrbuchautor hohes Ansehen.
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Unterstützung für Siegener Künstler
Autschbach freut sich, auf der Lyz-Bühne das zu machen, was er am besten kann: Gitarre zu spielen. Und ganz nebenbei Gutes zu tun: Denn die Einnahmen des virtuellen Huts sollen in Not geratene heimische Künstler unterstützen. Nachdem Peter Autschbach vor einigen Wochen noch rein solistisch auf der Lyz-Bühne agierte, hat er diesmal einen ganz Großen der Gitarrenwelt dabei: Ralf IIlenberger, mit dem er seit gut 10 Jahren auch im Duo auftritt. Dieser lebt und arbeitet in Sedona/Arizona, hat im Laufe seines Künstlerlebens unzählige Platten aufgenommen und in 50 Ländern Konzerte gegeben. Diese zwei Meister der Saitenkunst schaffen von der ersten Harmonie an eine besondere Atmosphäre.
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Oft sind es impressionistische Klanggemälde, manchmal federleicht gezupft, die sie dann wieder durch überraschende Akzente dramatisch veredeln. Eine feste Führungs- und Begleitgitarre gibt es dabei nicht. Peter Autschbach und Ralf Illenberger begegnen sich auf Augenhöhe. Sie verstehen sich blind und für ihre musikalische Kommunikation genügt ein Augenaufschlag oder ein Kopfnicken. Drei Alben haben sie gemeinsam aufgenommen, von denen sie einige Titel im Lyz spielen. Ein Stück jedoch ist Jahrzehnte alt. Peter Autschbach erzählt, wie er damals in der Bismarckhalle beim Konzert von Ralf Illenberger und Martin Kolbe staunend „Break“ hörte. Dass diese große Symphonie auch heute noch eine besondere Wirkung hat, zeigt: Musik ist zeitlos, sie muss aber gut sein.
Zuhörer 15.000 km von Siegen entfernt
Jeder der Beiden zelebriert auch einen Solo-Titel: „Smile“ spielt Peter Autschbach und singt dazu mit rauer und dennoch einschmeichelnder Stimme. „Egal was passiert“, sagt er, „es wird eine Zeit kommen, wo wir wieder rausgehen und Menschen umarmen, die wir umarmen wollen.“ Ralf Illenbergers musikalischer Solo-Mutmacher ist eine Uraufführung: „Traveling“, die Hoffnung auf die Möglichkeit, wieder frei und ohne Angst reisen zu können. Zu ihren Konzerten gehört immer auch ein Werk, das sie frei improvisieren. „Mal sehen, wo es uns hintreibt“, sagt Peter Autschbach.
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Dazu greift er zur E-Gitarre und sein kongenialer Partner zu seinem zwölfsaitigen Instrument. Sphärische Schwingungen entstehen, große musikalische Bögen mit viel Hall. Das Lyz wird zu einem perfekten Klangraum. Aber auch etwas anderes erkennt das virtuelle Publikum: Wirklich große Musik entsteht, wenn Musiker aufeinander hören. So wie Autschbach und Illenberger, diese alterslos jungen Saitenzauberer. Natürlich wurde das virtuelle Konzert auch wieder weltweit gehört: Es meldeten sich Zuschauer von Irmgarteichen bis zu den Osterinseln, rund 15.000 km Luftlinie vom Siegerland entfernt.
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