Siegen. Mit dem „Festival der Abstände“ will das Apollo-Theater Siegen zeigen, Gesundheitsschutz und Lebensfreude lassen sich verbinden. Nur wie?

Mit dem „Festival der Abstände“ meldet sich das Apollo-Theater in Siegen aus der verordneten Corona-Pause zurück. Vom 4. Juni bis 11. Juli erwartet die Besucherinnen und Besucher unter dem Titel „Menschen spielen für Menschen“ ein Programm aus Konzerten, Lesungen und Schauspiel.

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Mit dem Fest möchte Apollo-Intendant Magnus Reitschuster zeigen, das Apollo könne beides miteinander verbinden, „den Gesundheitsschutz und die Lust am Leben und an der Kunst“.

Apollo-Theater Siegen hat nun Sitzplätze für 99 Besucherinnen und Besucher

Dafür hat das Siegener Theaterhaus das Raumkonzept des Saals erweitert. 99 Besucherinnen und Besucher finden nun einen Platz - etwa ein fünftel des gesamten Raumes. In jeder zweiten Reihe gibt es jeweils sechs Paarsitze, die anderen Reihen bleiben frei, damit die Gäste ihren Platz während der Veranstaltung verlassen können, ohne, dass die Sitznachbarn aufstehen müssen. Eine Pause gibt es nicht.

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Beim Einlass und Verlassen des Theaters gilt Maskenpflicht, Desinfektionsmittelspender sind im Foyer aufgestellt. „Wir wissen, welche Verantwortung wir haben“, betont Magnus Reitschuster, „gerade bei den Lockerungen bedarf es der Disziplin und Zuverlässigkeit des Veranstalters, aber auch der Mitarbeit des Publikums.“

Philharmonie Südwestfalen mit acht Konzerten im Apollo-Theater Siegen

Ihm zufolge sei das Apollo bundesweit eines der ersten Theater, das ein mehrtägiges Festival unter den vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen anbietet. Die Öffnung kleiner Theater- und Konzerthäuser erlaubt die NRW-Landesregierung vom 30. Mai an. Die Veranstalter seien nun in der Pflicht, ein Konzept für einen Theaterbesuch mit Corona-Maßnahmen zu entwickeln, so Magnus Reitschuster, denn an eine Wiederaufnahme des regulären Betriebs im Herbst glaube er derzeit nicht. Wie Theater in der Corona-Pandemie aussehen könnte, soll dann auf dem „Festival der Abstände“ erprobt werden. Den offiziellen Spielplan für die insgesamt achtzehn Tage stellt das Apollo-Theater in der kommenden Woche vor.

Acht Konzerte im Juni

Acht Aufführungen wird es in der Konzertreihe der Philharmonie Südwestfalen geben. Am Freitag, 5. Juni, und Samstag, 6. Juni, sowie Freitag, 19. Juni, und Samstag, 20. Juni, jeweils 17 Uhr und 20 Uhr.

Gäste mit gültiger Karte für das Apollo-Theater können ihr altes Ticket gegen eine neue Karte für das Festival eintauschen, es in einen Gutschein für die kommende Spielzeit umwandeln, sich das Geld zurückerstatten lassen oder den Betrag spenden.

Schon bekannt ist, dass die Philharmonie Südwestfalen mit einem nur aus Streichern bestehenden Orchester zwei Konzertreihen mit jeweils drei Musikstücken spielen wird. Dass die Philharmonie in dieser Spielzeit nochmal auftritt, freut Chefdirigent Nabil Shehata. „Als der Entschluss kam, war ich sehr glücklich.“

Menschen mussten in der Corona-Pandemie acht Wochen auf Live-Musik verzichten

Seit acht Wochen habe er nun nicht mehr mit den Musikern proben dürfen. „Wenn man lange nicht zusammen musiziert, dann verlernt man ein wenig das Hören.“ Das Ohr müsse nach fast zwei Monaten ohne Live-Musik wieder geschult werden.

Intendant Michael Nassauer (l.) und Chefdirigent Nabil Shehata der Philharmonie Südwestfalen sitzen mit Apollo-Geschäftsführer Magnus Reitschuster (m.) im neuen Saal des Siegener Theaters.
Intendant Michael Nassauer (l.) und Chefdirigent Nabil Shehata der Philharmonie Südwestfalen sitzen mit Apollo-Geschäftsführer Magnus Reitschuster (m.) im neuen Saal des Siegener Theaters. © Westfalenpost | Nicolas Stange

Mit acht Proben an vier Tagen in der kommenden Woche startet dann die intensive Vorbereitung auf die Konzerte Anfang Juni. Eine große Herausforderung, denn normalerweise trimme man das Orchester so dicht wie möglich. Nun müssen 24 Streicher mit einem Mindestabstand von anderthalb Meter auf der Bühne verteilt werden. „Die Verantwortung bei den Musikern ist größer geworden und ich glaube, dass sich das erstmal positiv auswirken wird“, sagt er. Ein Höhepunkt der Konzertreihe sei eine halbstündige Serenade für Streicher von Edward Elgar. In das reguläre Programm nehme er das Stück normalerweise nicht auf, so Nabil Shehata, weil sonst die Bläser sich bei ihm beklagten. „Jetzt ist die Zeit, in der wir solche Werke ausprobieren und daran wachsen können.“