Netphen. Die Entscheidung, das Netphener Freibad in diesem Sommer nicht zu öffnen, trifft auf Widerspruch. Jetzt sind die FON-Gesellschafter am Zuge.

Die Gesellschafterversammlung der Freizeitpark Obernautal GmbH (FON) hat am Mittwochvormittag getagt. Auf dem Konferenztisch lag die Beschlussvorlage, die Freibadsaison in diesem Sommer abzusagen. Damit wäre eine Entscheidung der Geschäftsführung der städtischen Gesellschaft bestätigt worden, die die Verwaltung bereits am Donnerstag im Rat mitgeteilt hat. Die Entscheidung wurde auf den 28. Mai vertagt.

CDU: Entscheidung „an der Sache vorbei“

„Wir werden das nicht hinnehmen“, sagte Sebastian Zimmermann, Stadtverbandsvorsitzender und Bürgermeisterkandidat der CDU, dieser Zeitung am Mittwochmorgen. „An der Sache vorbei“ gehe die Argumentation von Bürgermeister Paul Wagener, die in der Gesellschafterversammlung vertretenen Ratsmitglieder seien eingebunden gewesen. Die Versammlung im April habe die Entscheidung der Landesregierung, den Freibadbetrieb bereits wieder ab 20. Mai zuzulassen, gar nicht kennen können. „Damals ging man davon aus, dass die Saison erst ab August stattfinden könnte.“ Fliesenreparaturen und der Umbau der Wasserrutsche sind unterblieben. Die Arbeiten würden nun nach Schätzung der Verwaltung auf jeden Fall noch etwa zwei Wochen in Anspruch nehmen,

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Begründet worden war der Verzicht auf den Freibadbetrieb mit den hohen Kosten für Personal und Schutzvorkehrungen und nur noch geringen zu erwartenden Einnahmen. Das seien „rein wirtschaftliche Erwägungen“, sagt Zimmermann, „wir haben aber auch Verpflichtungen gegenüber der kommunalen Familie. Jede Kommune geht jetzt Risiken ein.“

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Alle anderen Kommunen öffnen Bäder

Tatsächlich steht die Stadt Netphen mit ihrer Entscheidung allein: In Siegen öffnen die Freibäder am Mittwoch, Freudenberg öffnet am Donnerstag. Die von Vereinen betriebenen Freibäder in Hilchenbach beginnen Pfingstsamstag, 30. Mai (Müsen) und Samstag, 6. Juni (Hilchenbach). Neunkirchen startet am Dienstag, 2. Juni, und in Burbach soll die Saison Mitte Juni beginnen. Die Stadt Kreuztal bereitet das Warmwasserfreibad Buschhütten ebenfalls vor, der Eröffnungstermin ist Samstag, 30. Mai. Alle Bäder haben Zugangskonzepte – in Siegen zum Beispiel per Online-Anmeldung, in Neunkirchen mit Chips und auf drei Stunden begrenzter Badezeit.

In Deuz kein Zutritt für Kinder und Jugendliche

Im Rat hatten Bürgermeister und Kämmerer auf das Naturerlebnisbad in Deuz verwiesen. Das nimmt tatsächlich am Donnerstag seinen Betrieb auf – allerdings nur registrierten Saisonkartenbesitzern, die sich mit einem Chip das Tor selbst öffnen können. Eine Badeaufsicht setzt der Trägerverein nicht ein. Wer das Bad nutzt, erklärt sich damit einverstanden, dies auf eigene Gefahr zu tun.

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„Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass es vorerst keine Partner- und Familienkarten gibt. Kindern können wir leider zur Zeit den Zutritt nicht gewähren“, heißt es in der Mitteilung des Vereins, „aus rechtlichen Gründen ist der unbeaufsichtigte Zutritt und das Schwimmen ohne Badeaufsicht für unter 18-Jährige nicht gestattet. Darum ist es leider nicht möglich, ihnen eine Saisonkarte zu verkaufen.“

Bürgermeister: „Gesundheit geht vor Gaudi“

„Das Freibad in Netphen bleibt aus Kostengründen geschlossen... Und nach Deuz dürfen keine Kinder und Jugendlichen... Netphen... Eine familienfreundliche Stadt... Da kann man nur den Hut ziehen“, heißt es in einem der vielen Kommentare auf der Facebook-Seite des Deuzer Trägervereins.

„Gesundheit geht vor Gaudi! Gesundheit geht vor Kommerz!“, überschreibt dagegen Bürgermeister Paul Wagener eine ausführliche Stellungnahme zu dem Bericht in unserer Zeitung. „Effekthascherei und Populismus“ wirft Wagener der CDU vor, die nach der Ratssitzung eine Öffnung des Freibades gefordert hatte. Wagener: „Und das auf Kosten der Gesundheit, der Sicherheit von Kindern und jugendlichen Badegästen im Freizeitpark, die bei Öffnung um jeden Preis mit Corona infiziert werden können.“

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