Kreuztal. Kreuztal legt mit Radvorrangrouten vor. Die vorhandenen Radstreifen im Stadtgebiet sind durchweg zu schmal.

Mit der Verwirklichung der Radvorrangrouten und des Radwegekonzeptes bekomme Kreuztal „ein völlig neues Verkehrsnetz abseits der Hauptverkehrsrouten“, stellt Bürgermeister Walter Kiß fest. Dieses Angebot und die Etablierung von Pedelecs und E-Bikes als neuer eigenständiger Verkehrsträger werde „Verkehrsteilnehmer dazu bewegen, das Auto auch mal stehen zu lassen.“

Was sind die Vorrangrouten?

Die meisten Pendler, die außerhalb Kreuztals arbeiten, fahren nach Siegen oder Hilchenbach; Netphen und Freudenberg finden sich auf den folgenden Rängen. In diese Richtungen orientieren sich die beiden Radvorrangrouten von Nord nach Süd und von Ost nach West, die ein eigenes, von den Hauptverkehrsstraßen losgelöstes Netz bilden sollen. Sie sind eine Alternative zu den Radschnellwegen, wie sie zum Beispiel im Ruhrgebiet entstehen und eine Breite von 6,50 Metern erfordern. Der „mittlere Standard“, den Planer Peter Gwiasda vom Planungsbüro Via (Köln) der Stadt Kreuztal empfiehlt, sieht so aus:

außerorts ein Radweg für beide Richtungen, 3 Meter breit, bei gemeinsamer Nutzung mit Fußgängern 4 Meter

innerorts an Hauptverkehrsstraßen ein eigener, zwei Meter breiter Radweg für jede Richtung, der durch einen Sicherheitstrennstreifen von Fahrbahn und Parkplätzen am Straßenrand abgeschirmt wird. Läuft der Radweg über Nebenstraßen, werden diese als Fahrradstraßen mit Fahrrad-Vorrang ausgewiesen; die Fahrbahn ist dort vier Meter breit und von Fußweg und Parkstreifen getrennt.

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Die Kreuztaler Nord-Süd-Vorrangroute könne auch Teil der auf Kreisebene gewünschten Verbindung von Littfeld bis Betzdorf werden, bestätigt Gwiasda auf Nachfrage von Dieter Gebauer (Grüne) im Infrastrukturausschuss. Zumindest eine Teilstrecke, etwa zwischen Kreuztal und Siegen-Mitte, könne dann auch Radschnellweg werden – „wenn das Land sagt, wir bauen das Ding“, so der Planer, „leider sind die nicht so schnell“. Im Verkehrsausschuss des Kreistags war diese Variante auf Interesse gestoßen: Bei einer Entscheidung für den Schnellweg würden die Kosten zu 100 Prozent vom Land getragen.

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Was passiert außerhalb der Vorrangrouten?

Die Planer haben ein „gelbes Netz“ entlang der Hauptstraßen und ein „grünes Netz“ abseits davon erarbeitet. Wie dort ein Radweg aussehen muss, hängt davon ab, wie schnell und wie viele Autos dort fahren. In der Stadt gibt es die ganze Bandbreite vom Wirtschaftsweg über den Schutzstreifen (mit der gestrichelten Linie) und den rot eingefärbten Radfahrstreifen auf der Fahrbahn bis hin zum regulären abgetrennten Radweg: Allen gemeinsam ist – sie sind zu schmal.

Für Fahrradboxen

Bei zwei Gegenstimmen hat sich der Infrastrukturausschuss für den Antrag der Grünen ausgesprochen, Fahrradboxen nicht nur an den Bahnstationen, sondern auch im Innenstadtbereich und im Schulzentrum vorzusehen.

Der Antrag „rennt offene Türen ein“, sagte Bürgermeister Walter Kiß, „das wird selbstverständlich mitgeplant“. Arne Siebel (CDU) forderte aber ein Konzept für die gewünschte Boxen-Infrastruktur: Auch über Nutzungsgebühren müsse gesprochen werden.

Aus diesem Grund werden Alternativen im grünen Netz ausgearbeitet: Das sind dann zum Beispiel, wie berichtet, in Ferndorf die Austraße und die Ferndorfer Straße, die als Fahrradstraßen ausgewiesen werden sollen. Auch ganz einfache Maßnahmen können schon Verbesserungen bewirken: Aufstellflächen für Abbieger direkt vor der Ampel. Oder weiße Farbe, um die Fahrrad-Piktogramme aufzufrischen. Denn oft, so Planerin Andrea Fromberg, „werden die Radfahrstreifen als Parkstreifen missbraucht“. Richtung Buschhütten empfehlen die Gutachter auf der Siegener Straße wegen des starken Schwerverkehrs einen abgetrennten Radweg. Dazu müsste die Fahrbahn der ehemaligen Bundesstraße auf 6,50 Meter eingeengt werden. Andrea Fromberg warnt, mit Blick auf das Geschehen an der B 508 Richtung Hilchenbach: Hier sollten „die sehr schönen stadtbildprägenden Bäume auf jeden Fall erhalten werden“.

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Wer bezahlt das alles?

12,1 Millionen Euro stehen – wie berichtet – unter dem Strich. Davon sind 5,6 Millionen Euro für langfristige Maßnahmen fällig, die erst nach zehn Jahren anstehen sollen. Für eine Reihe von Vorhaben teilt sich die Stadt die Kosten mit Bund, Land oder Kreis – je nach dem, wem die Straße gehört. Die reinen Stadtstraßen-Maßnahmen sind mit 4 Millionen Euro veranschlagt. Die teuren Neubaumaßnahmen, darunter die Kreuzung der Vorrangrouten auf einer Brücke im Zuge der Heesstraße in Kreuztal, sieht der Plan für die kurzfristige, erste Phase von drei Jahren noch nicht vor. „Das war uns allen klar, dass es teuer wird“, sagt Andreas Müller (SPD), Vorsitzender des Infrastrukturausschusses, „aber das ist gut angelegtes Geld.“

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