Kreuztal. In Kreuztal singen während der Corona-Pandemie die Bewohner der Anlage am Heugraben jeden Abend gemeinsam. Die Aktion stärkt den Zusammenhalt
Dass Musik auch in Corona-Zeiten verbindet, beweisen die Anwohner der Wohnanlage am Heugraben in Kreuztal jeden Abend um 18 Uhr. Seit Ende März treffen sie sich regelmäßig zum musikalischen Rendezvous.
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Gute Gemeinschaft in Kreuztaler Wohnanlage
Gitte und Frank Schiffer, beide Sänger in einem Chor, standen eines Abends auf ihrem Balkon und sangen. Für sich – und für diejenigen, die ihre Musik und Stimmen an diesem Abend hörten. „Das hat mir so gut gefallen. Wir haben uns unterhalten und beschlossen, bei uns in der Wohnanlage jeden Abend gemeinsam zu singen“, erklärt Ingrid Dickel.
Nachdem 2018 die Bewohner in die verschiedenen Wohnungen am Heugraben eingezogen waren, hatte die 75-Jährige im Sommer 2019 ein erstes Kennenlernfest organisiert. Mit Erfolg, denn viele Menschen kamen zusammen. „Wir haben hier in der Wohnanlage eine gute Gemeinschaft“, sagt Ingrid Dickel. Die musikalische Aktion sorgte auch über die Grenzen der Wohnanlage hinaus für Aufmerksamkeit. In der Facebook-Gruppe „Du bist Kreuztal…“ fragte jemand, woher denn die schöne Musik und der Gesang stamme.
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Corona schweißt zusammen
„Diese Corona-Geschichte hat uns noch mehr zusammengeschweißt“, sagt Ingrid Dickel. Jeden Abend wurde gesungen, geschunkelt und viel gelacht. Eine gute Mischung, um der Krise ein wenig die kalte Schulter zu zeigen. Rund 15 Lieder haben sich in den Wochen angesammelt, die meist auf Wunschbasis zusammengetragen wurden. „Sierra Madre“ von den Schürzenjägern lud beim Pressebesuch zum Mitschunkeln ein, genauso wie „Nimm Dir Zeit für das Leben“. Jeder der Heugraben-Bewohner hat bei dieser gemeinsamen Aktion ein Mitspracherecht. So wünschte sich Niels Runkel als jüngster Sänger „Der Mai ist gekommen“ und „Der Herr Segne Dich“. „Es ist einfach eine ganz tolle Sache gemeinsam zu singen“, sagt der Siebenjährige.
Neue Interpretation
Für das musikalische Stelldichein entstand eine eigens geschriebene Corona-Version des Leonard Cohen-Klassikers „Hallelujah“. Darin heißt es zum Beispiel „Wenn jeder von uns zuhause bleibt, sich ganz allein die Zeit vertreibt, dann können wir die Krankheit auch besiegen. Es geht um dich, um mich, um uns, um jeden, den man schützen muss. Auch wenn die Zeiten schwer sind, bleib zuhause. Halleluja“.
Noch einige Minuten früher hatte Frank Schiffer ein Mikrofon an die Beschallungsanlage gehalten, um „Gute Freunde kann niemand trennen“ in der Wohnanlage erklingen zu lassen. Was schon Franz Beckenbauer 1966 gesungen hatte, das gilt auch für die Heugraben-Bewohner bei ihren gemeinsamen Singabenden. Auch wenn alle fast nur von ihren Balkonen und Fenstern aus sangen, ein paar versammelten sich mit Abstand auch im Innenhof der Wohnanlage.
In Kreuztal soll auch nach Corona-Lockerungen gesungen werden
„Auch jetzt, wo es in der Corona-Zeit einige Lockerungen gibt, wollen wir an unserem gemeinsamen Singen festhalten. Aber nur noch an zwei Abenden in der Woche“, erklärt Ingrid Dickel. Doch bevor Gitte Schiffer letzten Freitagabend „das war es für heute Abend“ ins Mikrofon sprach, sangen alle noch gemeinsam ein Geburtstagsständchen. Niels Mutter Corina Runkel hatte am Vorabend ihren 36. Geburtstag gefeiert und freute sich über ein „Happy Birthday“ das aus rund 30 Kehlen zu ihr in den Innenhof schallte.
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