Siegen. Ingmar Schiltz soll für die SPD in Siegen Bürgermeister Steffen Mues herausfordern. Er ist auch die Nummer 1 auf der Liste für den Rat.
„Das hier ist meine Heimat. Hier lebe ich, hier fühle ich mich wohl“, erklärt Ingmar Schiltz am Samstagmittag. Und hat damit zugleich die wichtigsten Gründe dafür genannt, warum er künftig als Bürgermeister die Geschicke „seiner Stadt“ Siegen entscheidend mitprägen möchte. Der 42-Jährige, „nach der Wahl wäre ich dann 43“, ist zuvor einstimmig von der Vertreterversammlung des SPD-Stadtverbandes zum Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl im Herbst gewählt worden. Er ist somit Bürgermeisterkandidat und zugleich die Nummer 1 auf der Liste für den Rat.
Der Kandidat: seit 2005 im Rat
Erstmals angesprochen worden sei er im Herbst, sagt der Geschäftsführer der Ratsfraktion. Er habe ausführlich Rücksprache mit seiner Familie genommen und sich dann für die Kandidatur entschieden. Eine erste Anfrage habe es bereits vor fünf Jahren gegeben, „aber da waren meine Kinder noch zu klein“. Jetzt seien sie im richtigen Alter, damit er es verantworten könne, eine solche Aufgabe anzugehen. Ingmar Schiltz ist 1998 in die SPD eingetreten. 1999 war er erstmals sachkundiger Bürger, seit 2005 ist er Mitglied des Siegener Rates. 2008 übernahm er die Geschäftsführung der Fraktion.
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Das Programm: Auch der Siegbergtunnel soll kommen
Der Diplom-Mathematiker, der in Niederschelden wohnt, einiges vorgenommen. Er lebt gern in Siegen, findet aber, dass es dennoch reichlich zu verbessern gibt:
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Der Wohnungsmarkt ist ihm ein Anliegen. 1000 neue Wohnungen hat er sich als Ziel für die nächste Legislaturperiode gesetzt, um die aus seiner Sicht bestehenden Engpässe zu beheben. Dabei sei klar, „die Stadt allein kann das nicht leisten“. Aber er will die Anreize für die Privatwirtschaft erhöhen, Sozialwohnungen zu bauen, deren Quote auf 30 Prozent steigern und letztlich auch der Kommune stärkere Einfluss- und Betätigungsmöglichkeiten eröffnen. Auch neue Baugebiete sollen ausgewiesen werden, wobei zu sehen sei, „wie es da mit den Mehrheiten im Rat ausfällt“.
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Zweiter Schwerpunkt soll die Klimapolitik werden. Da wünscht sich Ingmar Schiltz Siegen „so schnell wie möglich“ als klimaneutrale Kommune und will das unter anderem mit der Förderung erneuerbarer Energien erreichen, wobei die städtischen Gebäude als Vorreiter gelten müssten. Der Verleih von E-Bikes und E-Rollern solle verstärkt werden, vor allem aber sieht der Sozialdemokrat eine verkehrsberuhigte Innenstadt als wichtigstes Ziel. Das setze aber wiederum den Bau des Siegbergtunnels voraus. Da komme es wiederum auf die Fördertöpfe an, sagt Schiltz: „Ohne Förderung ist das nicht zu stemmen.“
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Corona: Kommunen brauchen Rettungsschirm
Er sehe natürlich die Probleme durch Corona, „das muss dann wohl über Schulden finanziert werden“, glaubt aber, dass sich entsprechende Einsichten auch auf Landes- und Bundesebene durchsetzen würden. Überhaupt wolle er sich für einen „Corona-Rettungsschirm“ einsetzen, ohne den die Folgen der Krise nicht abzufedern seien. Die ist auch im Leonhard-Gläser-Saal der Siegerlandhalle präsent, durch die auszufüllenden Info-Bögen, die eine Nachverfolgung bei einer Infektion ermöglichen sollen, durch die Masken, die am Ende für das obligatorische Foto getragen werden. damit sich die Beteiligten in normalen Abständen aufstellen können.
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Der Wahlkampf, der eigentlich unmittelbar im Anschluss starten sollte, ist zumindest in seiner klassischen Form erst einmal verschoben. Dafür werde es auf den sozialen Kanälen richtig losgehen.
Blick zurück: Rathaus in CDU-Hand
Bei der Kommunalwahl 2014 hat Angelika Flohren versucht, für die SPD das Bürgermeisteramt zurückzuerobern, das seit in der Hand der CDU ist. Steffen Mues gewann 2014 mit 55,12 Prozent, Angelika Flohren holte 24.04 Prozent. 2007 wurde Mues erstmals mit 47,79 Prozent gewählt, Herausforderer war damals Fraktionschef Detlef Rujanski (30,91 Prozent). 2004 war Ulf Stötzel, seit 1999 erster hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt, noch einmal angetreten und gewann mit 48,35 Prozent gegen Detlef Rujanski (29.30 Prozent). 1999 eroberte CDU-Mann Stötzel, bis dahin Gemeindedirektor in Netphen, das Siegener Rathaus mit 61,40 Prozent. Gehen musste SPD-Stadtdirektor Ulrich Mock (23,71 Prozent).
Bei der Ratswahl errang die SPD 2014 mit 28,8 Prozent der Stimmen 19 von 66 Sitzen. 2009 waren es 25,12 Prozent und 18 Sitze, 2004 reichten 29,61 Prozent für 18 Sitze, 1999 gab es für 29,21 Prozent 17 Sitze in einem deutlich kleineren Rat mit insgesamt 58 Mandaten.
Der Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion Detlef Rujanski, nach Schilz und der stellvertretenden Bürgermeisterin Verena Böcking auf Platz 3 der Liste für die Kommunalwahl, sieht gute Chancen für die Partei, die deutlich verjüngt in diese Auseinandersetzung gehe. In dieser Hinsicht sei die SPD gut aufgestellt und ist auch bis Listenplatz 18 paritätisch mit Männern und Frauen besetzt. Soweit es eben Anwärterinnen gegeben habe, fügt der Stadtverbandsvorsitzende Adhemar Molzberger an. Die Quote von 40 Prozent jedenfalls sei erfüllt, betont Ingmar Schiltz.
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