Netphen. Das Besuchsverbot für Pflegeeinrichtungen wird in NRW gelockert. Im Haus Elisabeth in Netphen treffen sich Angehörige und Bewohner im Container

Sechs Wochen bereits dauert das Besuchsverbot in Pflegeeinrichtungen in der Coronakrise. Viele Bewohner leiden besonders unter der Einsamkeit. Nun dürfen die Seniorinnen und Senioren im Haus St. Elisabeth in Netphen endlich wieder Besuch empfangen – wenn auch nur zu Gesprächen in einem Wohncontainer, getrennt durch eine Glasscheibe.

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Corona-Auflagen gelten weiterhin

Pünktlich zum Muttertag am 10. Mai hat die Landesregierung die generellen Besuchsverbote in Pflegeheimen aufgehoben. Bisher waren sie grundsätzlich untersagt, außer in absoluten Ausnahmefällen. Ab Sonntag dürfen die Bewohner wieder Besuch von Familienangehörigen und Freunden bekommen – allerdings unter der Einhaltung strikter Regeln. Ein eigens eingerichtetes Expertengremium hat diese erarbeitet. Demnach sollen Besuche bevorzugt in separaten Räumen stattfinden.

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Für die Umsetzung und die Einhaltung dieser Regeln sind die jeweiligen Einrichtungen verantwortlich. „Unsere Seniorenzentren sind verpflichtet, die Einhaltung der Schutzregelungen durch die Besucherinnen und Besucher zu kontrollieren“, erklärt Dr. Christian Stoffers, Pressesprecher der Marien Gesellschaft Siegen, zu der auch die Wohn- und Pflegeeinrichtung Haus Elisabeth in Netphen gehört. Eine große organisatorische Herausforderung, der die Verantwortlichen jedoch positiv gegenüberstehen. „Wir freuen uns mit den Bewohnern und Angehörigen, dass ein Stück Normalität auf diese Art und Weise zurückkehren kann.“

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Besuchs-Container in Netphen

Im Haus Elisabeth wird die neue Regelung mit einem Container umgesetzt. Das „Verzärlstörvche“ (Erzählstübchen), ursprünglich ein handelsüblicher Container, wurde am Donnerstagmorgen in Netphen angeliefert. Bewohner können den Container auf der einen Seite betreten, während auf der anderen Seite Angehörige hineingelangen. In der Mitte befindet sich eine Glasscheibe, die eine Ansteckung mit dem Coronavirus verhindert.

NRW-Regelungen zu Besuchen in Pflegeeinrichtungen

Maximal zwei Personen dürfen Bewohner von Pflegeeinrichtungen in separaten Räumen besuchen, die Besuche dürfen höchstens zwei Stunden dauern.

Bei bettlägerigen Bewohnern können die Besuche mit Schutzkleidung auch im Zimmer stattfinden, dann jedoch nur von einer Person.

Die Idee für das „Verzärlstörvche“ entstand bei Gesprächen mit Angehörigen von Pflegeheimbewohnern, die erzählten, wie die lange Zeit der Kontaktlosigkeit die Menschen belastete. Ein Bericht aus den Niederlanden über eine „Vertellbude“ bewirkte dann die Aktion im Haus St. Elisabeth.

Hilfsinitiative Netphen übernimmt Kosten

Die Kosten für die Maßnahme trägt die Hilfsinitiative Netphen. Die Gründer Sebastian Zimmermann, Markus Sting, Rainer Sting und Thomas Zaremba übergaben den Container an Einrichtungsleiter Stephan Berres. Sebastian Zimmermann hatte das originelle Erzählstübchen über Frank Diezemann, Geschäftsführer von Containerrent Petri, organisiert und daraufhin mit Dr. Christian Stoffers von der Marien Gesellschaft dieses Pilotprojekt in Netphen gestartet.

„Wir möchten damit wieder Nähe ermöglichen und die Pflegeheime unterstützen, dass die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen bei den Besuchen leicht eingehalten werden können“, sagt Zimmermann. Nach diesem Vorbild soll auch in den weiteren Einrichtungen der Marien Gesellschaft vorgegangen werden. Lediglich für das Haus St. Anna müssen die Verantwortlichen eine andere Lösung finden. Dort leben Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind und für die ein Unterbringungsbeschluss vorliegt.

Nicht alle Besucher sollen am ersten Tag kommen

Eine halbe Stunde lang können Besucher ihre Angehörigen im Erzählstübchen sehen, das wohnlich eingerichtet und mit einer Gegensprechanlage ausgestattet ist. Auf Besucherseite muss dann jeweils von Mitarbeitern vom Haus St. Elisabeth die Räumlichkeit desinfiziert werden. „Bis jetzt wurde der Container, der eine Größe von 3,5 mal 6 Meter hat, erst einmal für einen Monat gemietet – und da es für uns ein Pilotversuch war, sehen wir dann anschließend weiter, ob er länger bleibt“, erklärt Sebastian Zimmermann.

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„Wir freuen uns, dass wir mit dem Erzählstübchen pünktlich zum Muttertag und der jetzt erlassenen Besuchsregelung den Angehörigenbesuch in einer geschützten und zugleich sicheren Atmosphäre ermöglichen können“, so Dr. Christian Stoffers. Nach der langen Sperre erwartet er ein hohes Besucheraufkommen, das es zu organisieren gilt. Daher müssen Besuche unbedingt im Vorfeld mit der Einrichtung abgesprochen werden.

Er hofft, dass nicht alle Angehörigen bereits am ersten Tag der neuen Möglichkeiten das lang erwartete Wiedersehen feiern. „Wir wissen, wie sehr der Angehörigenbesuch vermisst wird, bitten jedoch noch um etwas Geduld und Verständnis, damit wir das Besuchsangebot unter Berücksichtigung der erforderlichen Schutzmaßnahmen gut und geordnet organisieren können.“

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