Lützel. Die Kräuterey in Lützel war aufgegeben. Monika Massow aus Kreuztal hat mit ihrer Familie den Anbau von Kräuter- und Gemüsepflanzen neu begonnen.

Es ist Frühling. Es duftet. Sogar durch den den Mund-Nasen-Schutz hindurch. Die Kräuterey ist wieder da. Olivenkraut und Basilikum, Currykraut und Salbei verlassen Topf für Topf mit ihren Käuferinnen das Gewächshaus. Und natürlich jede Menge Tomatenpflanzen. Denn mit denen hat alles angefangen, irgendwann im Spätherbst 2018.

Eine Entdeckung: Das aufgegebene Gewächshaus

„Wir wollten Tomaten pflanzen, und wir haben ein Gewächshaus gesucht“, berichtet Monika Massow. Oben auf der Lützel wurde Ehemann Jörg fündig. Kein kleines Gewächshaus, sondern ein ziemlich großes, mit Schuppen und großzügigem Freigelände drumherum. Von der Wunderwelt der Kräuter, die Gabriele Pauly hier seit 1996 hegte und pflegte, war nichts mehr übrig. Zuletzt 2015 war hier ein Kräuterfest gefeiert worden.

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Nach dem Tod der „Kräuterhexe“, als die sich sich selbst immer vorstellte, war die Anlage sich selbst überlassen. Das Glasdach teilweise zerstört, die Pflanzen vertrocknet, und drumherum kein Kraut, sondern tatsächlich nur noch Unkraut. „Dann haben wir die dicken Pullover angezogen und angefangen aufzuräumen“, sagt die Kreuztalerin. Denn im Winter wird es kalt auf der Lützel. Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus dem Siegerland

Der Start: Zuerst vor allem Tomaten

Für Massows Eigenbedarf an Tomaten erweist sich die Kräuterey als ein wenig groß – um die 10.000 Pflanzen stehen immerhin gerade im Gewächshaus, das zum Start der zweiten Saison längt noch nicht voll ist. Ein kleiner Nebenerwerbsbetrieb entsteht, in dem die ganze Familie mithilft. Nach und nach kommen die Kräuter dazu, alle gezogen aus Biosaatgut selbst. Monika Massow ist Amateurin, und sie hat Freude daran, ihre Pflanzen selbst nach und nach kennen zu lernen. „Ich freue mich über Rückmeldungen“, sagt sie, und natürlich auch über Anregungen, was man mit den Kräutern in der Küche machen kann.

Service

Die Kräuterey in Lützel ist mittwochs von 18 bis 20 und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.

Informationen über das aktuelle Angebot gibt es auf kraeuterey-luetzel.de

Gespannt ist Monika Massow im Moment auf den Erdbeerspinat, den sie unter der Plane vorzieht, „das ist ein bisschen was Extravagantes.“ Die „Babystation“ unter der Plane ist eine Massow’sche Erfindung: Dort werden die Kräuter- und Gemüsepflanzen ab Februar bei 25 Grad groß. „Die große Heizung benutzen wir dann gar nicht“, erklärt Jörg Massow. Heizöl wird hier nicht verbraucht, die Sonne leistet die ganze Arbeit.

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Küstengold, Deutscher Fleiß, Süße runde Sünde und Bonner Beste. Oder Banana Legs, Plum Lemon und Tigerella. Insgesamt 15 Tomatensorten mit diesen und anderen wohlklingenden Namen bietet die Kräuterey in diesem Jahr an, rote, gelbe und orange, süße und säuerliche. Im vorigen Jahr waren es sogar um die 50. „Nicht mehr zu bewältigen“, musste Monika Massow einsehen: Tomatenpflanzen wachsen und müssen gebändigt werden. Um so mehr Platz ist nun für andere Töpfe: für Borretsch und die russische Minigurke, für den Hokkaido-Kürbis und und und... Das Gießen ist übrigens nicht das Problem. Der Bewässerungskreislauf von Tisch zu Tisch aus dem großen Becken am unteren Ende des unmerklich geneigten Gewächshauses ist intakt geblieben.

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Ein Familienbetrieb: Viele helfen mit

Das Geschmacksspektrum ist groß: Die Zitronenverbene ist außer für Tee auch für Süßspeisen gut, ebenso natürlich die Schokominze. Gern gekauft werde gerade der Habanero-Chili, „ganz scharf – die Grillfans fragen danach“, berichtet Anna Massow, die zusammen mit ihrer Schwester Sarah im Gewächshaus mithilft und sich um die Werbung im Netz kümmert. Außer Ehemann und Töchtern wäre auch Sohn Benjamin noch im Einsatz, wenn er wieder einmal aus Österreich heraus und auf Heimaturlaub kommt. Vielversprechend auch Enkel Emil, der seine eigene Pflanze draußen auf der Wiese betreut. Ein richtiger Familienbetrieb, der samstags morgens beim gemeinsamen Frühstück in der Kräuterey erlebbar wird.

Pläne: Kochkurse ab Herbst

Monika Massow, die eigentlich Erzieherin ist, hat gern Gesellschaft, die Kräuterey soll auch Treffpunkt sein. Bei Eintopf, Kaffee und Kuchen, wenn es wieder erlaubt ist, während die Kinder auf dem großen Gelände der ehemaligen Pferdeweide spielen. Ein großes Fenster macht den Schuppen, der früher Lager- und Verkaufsraum war, hell. Hier entsteht eine Küche für die Kochkurse, die im Herbst beginnen sollen: „Zum Beispiel mit Kräutern und gutem Fleisch.“ Da trifft es sich, dass Jörg Massow in seiner Freizeit nicht nur Imker, sondern auch Jäger ist. „Nichts muss. Alles kann“, sagt Anna Massow, „alle sollen Freude daran haben.“

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Was draußen passiert, auf der Wiese, die von der einstigen Kräuterfarm übrig geblieben ist? „Fragen Sie mal in zwei Jahren“, antwortet Monika Massow, „da wollen wir in Zukunft auch noch mehr machen.“ Hier und da kommen aber auch jetzt immer noch der Rhabarber, das Maggikraut und der Colastrauch heraus. Damit man, so scheint es, die Kräuterhexe nicht vergisst.

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