Kreuztal. Kreuztal gehört zu den NRW-Städten mit besonders vielen Zuwanderern aus südosteuropäischen EU-Ländern.

Die Stadt Kreuztal hat den Zuschlag für das Landes-Förderprogramm Südosteuropa bekommen. Für die Sozialarbeit mit Migranten wurden der Stadt über das beim Kreis angesiedelte Kommunale Integrationszentrum knapp 309.000 Euro bewilligt. Damit kann die Stadt Kreuztal ab sofort bis Ende 2020 zwei „Ankommenslotsen“ einsetzen. Ausgeschrieben werden die Stellen für Fachkräfte „möglichst mit rumänischen Wurzeln“, sagt Sozialdezernentin Edelgard Blümel, „zumindest mit rumänischen Sprachkenntnissen“.

Im Förderprogramm des Landes wird – neben einer Reihe von Ruhrgebiets-Großstädten – Kreuztal als einzige Kommune in Siegen-Wittgenstein ausdrücklich erwähnt: In der Stadt liegt der Anteil der Einwohner aus „EU-11-Mitgliedsstaaten“, die Hartz IV beziehen, um mehr als 50 Prozent über dem Landesdurchschnitt. „Kreuztal hat einen enormen Zuwachs“, stellt Edelgard Blümel fest. Seit 2014 gilt die EU-Freizügigkeit auch für Arbeitnehmer aus Rumänien und Bulgarien.

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Überdurchschnittlicher Anteil

Das Kürzel „EU 11“ steht für eine Gruppe von Mitgliedsstaaten, die in Kreuztal überdurchschnittlich stark vertreten ist: Von den 4577 ausländischen Staatsangehörigen, die rund 15 Prozent der Kreuztaler Einwohnerschaft stellen, gehören 1215 der Zielgruppe des Förderprogramms an – 909 aus Rumänien, 161 aus Kroatien, 92 aus Bulgarien, 48 aus Ungarn und fünf aus Slowenien. Sie sollen besonders in den Bereichen Wohnung, Bildung und Ausbildung unterstützt werden.

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Schwerpunkt der Tätigkeit der neuen Fachkräfte wird die Fritz-Erler-Siedlung sein, wo auch schon das Stadtteilbüro und das jetzige Team des Rathaus-Sachgebietes Flüchtlinge und Integration soziale Arbeit leistet. „Es reicht einfach noch nicht“, sagt Stadträtin Edelgard Blümel, die sich darüber freut, dass die Stadt innerhalb von wenigen Wochen die Aufnahme in das Programm mit Erfolg beantragen konnte: „Darauf sind wir stolz.“ In der Fritz-Erler-Siedlung leben rund 2200 Menschen aus 50 Nationen in 709 Wohnungen. Zwei Drittel haben keinen deutschen Pass. „Manche Kinder“, berichtet die Beigeordnete, „haben noch nie eine Schule besucht.“

Projekte aus dem Innenstadt-Konzept

Kreuztal-Mitte mit der Erlersiedlung ist der Bezirk mit dem stärksten Einwohnerwachstum und der größten Einwohnerdichte. Er ist der „jüngste“ Stadtteil und der Stadtteil mit dem größten Migrantenanteil. Im Integrierten Entwicklungskonzept (IEHK) wird für die Erlersiedlung das Problem der „Armutszuwanderung“ genannt.

Die aufsuchende Jugendarbeit und mobile Beratung durch die Kümmerer ist eines der Projekte aus dem IEHK Kreuztal-Mitte, über das auch der Sport- und Bildungscampus und die Erweiterung der Stadthalle zum Bürgerforum gefördert werden.

Bereits seit 1.Oktober ist die Grundschule an Dreslers Park Familienstützpunkt. Träger ist die katholische Erwachsenen- und Familienbildung Olpe, Beraterin ist Margret Dick.

Kontakt zu Kitas und Schulen

Die neuen Fachkräfte der Stadt werden zuerst versuchen müssen, Zugang zu den Menschen zu gewinnen, bei deren Integration sie mithelfen wollen: Woran fehlt es ihnen, was brauchen sie? Auf der anderen Seite sind die Lotsen dafür da, den Kontakt zu Kitas, Familienzentren und Schulen zu halten: Was können diese Einrichtungen tun, wo brauchen sie Unterstützung? Wichtig für die Sozialdezernentin ist es, die Community der rumänischen Migranten aktiv in die Arbeit der Ankommenslotsen und -lotsinnen einzubinden: „Die sollen das begleiten und unterstützen.“ Mit dem Ziel, dass sie die Arbeit für ihre Landsleute eines Tages ehrenamtlich weiterführen, wenn das Drei-Jahresprojekt des Landes abgelaufen ist.

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