Siegen. Die Stadt Siegen plant mit verschiedenen Konzepten, den Immobilienmarkt weiterzuentwickeln. Dafür sollen auch neue Grundstücke gekauft werden

Die Stadt Siegen nimmt die Baulandentwicklung konkreter in den Blick und plant, auch kleinere Wohngebiete zügig zu erschließen. Neben Immobilien, die der Stadt bereits gehören, will Siegen Grundstücke kaufen, baureif machen und weiterverkaufen. So soll größtmöglicher Einfluss auf die Entwicklung des Siegener Immobilienmarkts gewahrt sein – nicht nur bei großen, zentralen Potenzialflächen wie Wellersberg oder Bürbacher Giersberg (wir berichteten), wo einiger Erschließungsaufwand erwartet wird.

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Stadt Siegen will wohnungspolitische Ziele durchsetzen

Verfahren: Die Verwaltung schlägt für kleinere Wohngebiete wie „Am Altenberg“ das sogenannte „Zwischenerwerbsmodell“ vor, das sich etwa beim Baugebiet „Am Zäunchen“ bewährt habe. Die Stadt hatte seinerzeit alle nötigen Grundstücke erworben und erst anschließend das Bebauungsplanverfahren eingeleitet, um Preis und Vergabe der baureifen Grundstücke steuern zu können und Bauverpflichtungen der neuen Besitzer in den Kaufverträgen festzuschreiben.

Auf diese Weise könne die Stadt wohnungspolitische Ziele besser durchsetzen. Ein Kriterium könnte etwa eine bevorzugte Abgabe einiger Grundstücken an ortsansässige junge Familien sein. Die Eigentümer sollen zwar an den Planungskosten beteiligt werden, allerdings sollten sie immer noch deutlich Gewinn machen können. Kann die Stadt nicht alle Grundstücke für ein Baugebiet kaufen, sollte es Alternativen im Stadtteil geben – oder die Fläche entbehrlich sein. Denn eine kurzfristige Entwicklung sei sonst nicht machbar. Das Modell eigne sich nicht für Flächen mit stadtweiter Bedeutung.

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Eine Million Euro für Kommunen in Siegen-Wittgenstein

Kalkulation: Der zu erwartende Verkaufserlös soll allen Kosten gegenüber gestellt werden, die bis zur Baureife anfallen: Grunderwerb, Planung, Natur- und Artenschutzuntersuchungen und ökologische Ausgleichsmaßnahmen, Altlasten- und Kampfmittelräumung, Abbruch- und Entsorgung, Verkehrserschließung, Vermessung, je nach Standort Hochwasserschutz oder Altbergbau. Die Stadt würde den Kauf mit Mitteln aus dem neuen Wohnbauflächenfonds des Kreises finanzieren: Den Kommunen in Siegen-Wittgenstein stehen 2020 eine Million Euro zur Verfügung, die nach Verkauf der Grundstücke wieder zurückgezahlt werden müssen. Alternativ gebe es auch Haushaltsmittel – in jedem Falle seien diese Ausgaben durch eine erfolgreiche Vermarktung refinanziert.

Flächen: Acht Bauplätze sieht die Stadt Am Altenberg und erwartet Einnahmen durch den Grundstücksverkauf von 574.550 Euro. Dem gegenüber stehen voraussichtliche Aufwendungen von 186.061 Euro. Laut Verwaltung bleibt ein Flächenwert von 289.960 Euro, das entspricht 55,10 Euro pro Quadratmeter. „Zu diesem Wert kann die Stadt die Grundstücke rentierlich ankaufen“, heißt es in der Vorlage. In der Kalkulation enthalten sind anteilige Straßenausbaubeiträge. Die Eigentümer der Flurstücke wurden über die Pläne informiert, die Stadt macht ihnen nun – vorbehaltlich Ratsbeschluss – ein verbindliches Kaufangebot. Sind alle Eigentümer einverstanden, wird der Kauf politisch beschlossen.

Stadt Siegen bevorzugt dichte Bebauung in Seelbach

Auf dem Gelände des ehemaligen Hotels Waldhardt am Nelkenweg soll bedarfsgerechter, bezahlbarer Wohnraum entstehen. Die Stadt Siegen hatte das Gebäude 2016 zur Unterbringung von Flüchtlingen erworben, inzwischen steht es leer. Das Grundstück sei dazu gut geeignet und soll vor dem Hintergrund des Wohnbaulandkonzepts mit hoher Priorität umgesetzt werden. Zustand, Zuschnitt und technische Ausstattung des früheren Hotels ließen es nicht zu, das Gebäude umzubauen – jedenfalls nicht mit überschaubarem Aufwand.

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Weil Landesfördermittel in Anspruch genommen werden sollen, gibt es Vorgaben etwa für barrierefreie Wohnungen mit einer gewissen Größe – das könnte im Bestand nur mit hohem Aufwand realisiert werden. Am wirtschaftlichsten seien daher Abriss und Neubau sowie Erschließung der hinteren Grundstücksbereiche. Das Gelände könnte in sechs Baugrundstücke mit Ein- oder Doppelhäusern unterteilt werden, die Stadt bevorzugt die verdichtetere Bebauung.

Interessenten sollen hier besondere Wohnprojekte wie etwa Mehrgenerationenwohnen ermöglichen können – immer unter der Voraussetzung, dass sich die Pläne in die Umgebung einfügen. Weil der Stadt das Grundstück gehört, kann sie entsprechende Vorgaben machen. Den Zuschlag erhält der Bieter, der die höchste Gesamtpunktzahl aus Konzeptbewertung und Kaufpreis erreicht. – gestalterische Qualität wird deutlich höher bewertet als der Kaufpreis, der nur zu 20 Prozent in die Bewertung einfließt. Energetische Kriterien mit höherem Effizienzstandard führen etwa zu einer besseren Bewertung. Stimmt der Rat zu, soll das Grundstück zum Verkauf ausgeschrieben werden. Entspricht kein Angebot dem Anforderungsprofil wird nicht verkauft.

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