Siegen. In Siegen-Wittgenstein beginnen im Mai zahlreiche Lehramtsanwärter ihr Referendariat. Wegen Corona läuft der Start anders ab als sonst
Corona hat den Schulbetrieb massiv verändert. Das bekommen auch die angehenden Lehrerinnen und Lehrer in Siegen-Wittgenstein und Olpe zu spüren, die im Mai ihr Referendariat beginnen. Ihre Vereidigung und der Eintritt in den Schuldienst laufen anders ab, als üblich – doch es funktioniert.
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Wie es ohne Corona wäre
Das Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) Siegen begleitet angehende Lehrerinnen und Lehrer während ihres Referendariats. Zum Auftakt dieser 18 Monate langen Zeit sind die Referendarinnen und Referendare im „Beamtenverhältnis auf Widerruf“ angestellt. Die Urkunde erhalten sie normalerweise bei einem Festakt, der wegen Corona in diesem Jahr durch Einzelgespräche ersetzt wird. Das ZfsL Siegen ist für alle Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen in Siegen-Wittgenstein und Olpe zuständig. 100 Lehramtsanwärter beginnen dort im Mai ihr Referendariat, dazu kommen 50 Seiteneinsteiger, die direkt an den Schulen vereidigt werden, aber auch vom ZfsL begleitet werden. Für Achim Leonhardt bedeutet das 100 Einzelgespräche im April. Er ist Direktor des ZfsL in Siegen und Leiter des Seminars für das Lehramt.
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„Bei den Gesprächen geht es vor allem darum, dass sie Beamtinnen und Beamte werden“, sagt Achim Leonardt. Auch wenn es vorerst „nur“ auf Widerruf gilt, ist das ein besonderes Lebensereignis für die angehenden Lehrer, das mit dem feierlichen Akt gewürdigt wird. Eine Band spielt im Foyer des ZfsL, Vertreter der Schulverbände halten Reden und es gibt Geschenke. Da die Vereidigung vor dem Beginn des Referendariats stattfinden muss, kam eine Verschiebung nicht in Frage.
Wie es wegen Corona jetzt ist
Deshalb kommen die jungen Pädagogen nun einzeln in das ZfsL. Achim Leonhardt empfängt sie in der Bibliothek, wo die Abstandsregeln am besten eingehalten werden können. Er klärt über die Rechte und Pflichten auf, die mit dem Beamtenstatus einhergehen. Da ist zum Beispiel das Privileg der wirtschaftlichen Sicherheit, das in der Coronazeit noch einmal an Bedeutung gewonnen hat. Die Bezüge der Beamten seien sicher – „Wenn wir die nicht mehr bekommen, haben wir in Deutschland ganz andere Sorgen“, sagt Leonhardt. Zu den Pflichten gehört es, sich zur Demokratie und zum Grundgesetz zu bekennen und dafür einzutreten. Wer Mitglied in einer verfassungsfeindlichen Vereinigung ist, kann kein Beamter sein. „Um es platt zu sagen: Die fliegen raus – und das mit Recht“.
Der lange Weg zum Beamtenstatus
Bis zu den Sommerferien absolvieren die Referendarinnen und Referendare die sogenannte Orientierungsphase an den Schulen, danach übernehmen sie selbst Unterricht.
Nach anderthalb Jahren steht das zweite Examen an. Die Prüfungen mussten wegen Corona ebenfalls verschoben werden, sollen aber nachgeholt werden.
Danach werden die jungen Lehrerinnen und Lehrer Beamte auf Probe, nach drei Jahren schließlich erhalten sie den Status „Beamte auf Lebenszeit“.
Heute ist Elisa Wilmsen dran. Ihre Rechte und Pflichten bekommt sie Anwärterin auch schriftlich. Nachdem sie unterschrieben hat, schwört sie den Eid und bekommt anschließend ihre Urkunde. Die Atmosphäre in der Bibliothek ist locker, aber auch feierlich, und Elisa Wilmsens „Adrenalinspiegel ist ganz oben“. Sie wird zukünftig Deutsch und Geschichte an der Gesamtschule in Eiserfeld unterrichten, nach ihrem Studium in Münster ist sie für diese Stelle nach Siegen gezogen. „Es war ein weiter Weg bis hierhin“, freut sich die angehende Lehrerin, als sie ihre Urkunde in der Hand hält. Sie blicke zuversichtlich in die Zukunft. Benachteiligt fühle sie sich aufgrund der aktuellen Situation nicht, ganz im Gegenteil. Das Beamtenverhältnis an sich, aber auch die enge Begleitung durch das ZfsL und das Schulministerium, gäben ihr Sicherheit.
Wie es während der Coronakrise weitergeht
In den kommenden 18 Monaten werden Elisa Wilmsen und ihre Kolleginnen und Kollegen neben ihrer praktischen Arbeit in der Schule auch einmal wöchentlich Seminare im ZfsL besuchen. Dort werden sie in ihren jeweiligen Fächern sowie in allgemeiner Pädagogik und Unterrichtsplanung weitergebildet. Das Referendariat beginnt am 4. Mai mit einer Kompaktwoche, die eigentlich im ZfsL, wegen Corona in diesem Jahr aber online per Videokonferenz stattfindet. Wie es danach in den Schulen weitergehe, stehe noch nicht fest, sagt Achim Leonhardt. Aber er ist sich sicher, dass seine Schützlinge arbeiten können werden, notfalls eben virtuell.
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Nach den 18 Monaten gibt es normalerweise eine Zeugnisverleihung, auch die muss in diesem Jahr ausfallen bzw. individualisiert stattfinden. „Das ist schade, aber das wesentliche ist, dass sie ein Zeugnis bekommen und sich bewerben können“, sagt Leonhardt. Denn die jungen Lehrerinnen und Lehrer werden dringend gebraucht. Leonhardt ist sich sicher, dass die Lehrerausbildung und der Eintritt in den Schuldienst weiter funktionieren werden, auch wenn die aktuelle Situation viele Anpassungen erfordert: „Wir kriegen das gut hin“.
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