Siegen. Krank in Zeiten von Corona: Unserer Autorin gehen in Siegen irgendwann die Optionen zur Bewältigung des Alltags aus – doch dann erhält sie Hilfe.

Die Corona-Pandemie hat Deutschland im Griff und die Hamsterkäufe von Schutzmasken, Desinfektionsmitteln und Toilettenpapier zeugen von der Verunsicherung der Bevölkerung. Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn man die ersten Symptome bemerkt und sich fragt: Was nun?

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Zehn bestätigte Corona-Fälle gibt es derzeit in Siegen-Wittgenstein.
Von Steffen Schwab, Hendrik Schulz, Florian Adam, Tim Haacke und Nicolas Stange

Sonntag. Eigentlich will ich die Semesterferien ausgiebig nutzen. Vielleicht war es nicht die beste Idee, vorher mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein, obwohl ich nicht zu Stoßzeiten gefahren bin, möglichst weit von anderen weg gesessen und kaum potenzielle Keimherde angefasst habe. Tja, da habe ich mich wohl verschätzt.

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In Siegen keinen Hausarzt

Montag. Ein Jucken im Hals entwickelt sich schnell zu einem Brennen. Ich habe Fieber, leide unter Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Husten. Der Gedanke an Corona liegt nicht fern. Wichtig: Niemanden gefährden, also zuhause bleiben und sich telefonisch mit Hausarzt, Gesundheitsamt oder Patientenservice in Verbindung setzen. Beim Patientenservice erreiche ich niemanden, ein örtlicher Arzt verweist mich an meinen Hausarzt, der eine dreistündige Reise mit Bus und Bahn entfernt ist und deshalb rät, mich ans Gesundheitsamt zu wenden. Man teilt mir mit, dass davon auszugehen sei, dass ich die Grippe habe und mich nicht anders verhalten solle als sonst auch.

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Mittwoch. Die gesamte Bevölkerung ist aufgerufen, soziale Distanz einzuhalten, um vor allem Risikofälle zu schützen – und egal, ob ich die Grippe oder Corona habe: Ich muss das Gesundheitssystem und diese besonders gefährdeten Menschen nicht zusätzlich belasten. Also bleibe ich für den Fall, dass ich doch Corona haben sollte, zuhause. Doch mit einer ungeplanten plötzlichen Quarantäne kommen auch einige Probleme. Einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln habe ich, aber die Ernährung damit läuft dann eher unter dem Banner der Lebenserhaltung als unter dem von Genuss, und nach und nach verschwindet auch das momentan sehr umkämpfte Toilettenpapier. Die Familie ist weit weg, Freunde teils selbst in Quarantäne oder können nicht helfen. Mir und meiner mittlerweile ebenfalls kranken Mitbewohnerin gehen die Optionen aus.

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Heldenhafte Hilfe online gefunden

Freitag. Schließlich finde ich eine Lösung auf Instagram: Quarantäne-Helden. Dabei handelt es sich um eine Plattform, auf der ich zunächst anonym eine Anzeige mit Postleitzahl und E-Mail-Adresse posten kann und grob beschreibe, wobei ich Hilfe brauche. Freiwillige Helfer können die Gesuche einfach durch die Postleitzahl filtern und über die Webseite eine Nachricht an die hinterlegte E-Mail-Adresse schreiben. Ab dann spricht man direkt mit seinem Helfer, kann kontaktlose Übergabe und Bezahlung koordinieren. Tatsächlich melden sich auf meine Anzeige in kürzester Zeit sechs Personen, die für mich zur Apotheke und Einkaufen gehen wollen. Am nächsten Tag haben wir alles an Medizin und Lebensmitteln, was wir brauchen – mit Ausnahme von Klopapier, das noch immer Mangelware ist. Trotzdem bin ich froh, dass ich mich isoliert habe und damit zumindest die vielleicht von mir ausgehende Gefahr so gering wie möglich halte.

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