Siegen. Immer mehr Bedürftige geraten in Corona-Krise in Not. Heimatverein Achenbach, Foodsharing und SoLiNa Siegen tun sich zusammen – und schaffen mehr
Die Lebensmittelversorgung für Bedürftige in Siegen während der Corona-Krise wird professionalisiert: Drei Initiativen arbeiten zusammen, um Hilfe und Unterstützung so zu organisieren, dass sie bestmöglich bei den Menschen ankommt, die sie benötigen. Der Heimatverein Achenbach als gemeinnütziger Träger von Sozialkaufhäusern kooperiert mit Foodsharing Siegen und SoLiNa (Solidarität und Nachbarschaft) Siegen.
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Die Situation in Siegen: Gerade ältere Menschen in Not schämen sich
Vor allem Bedürftige spüren inzwischen immer größere Not, sagt Günther Langer vom Heimatverein Achenbach – häufig sind es Bezieher von Sozialleistungen, die mit kleineren Jobs etwas dazuverdienen – das fällt derzeit weg. Gleiches gilt für Studierende, sagt Philip Engelbutzeder, Foodsharing Siegen, von denen einige zum neuen Fairteiler am VEB in gekommen seien.
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Zur Zeit kann die Siegener Tafel keine Lebensmittelspenden weitergeben; die Kooperation versteht sich ausdrücklich als Ergänzung zur Tafel – weil man auch Lebensmittel weitergebe, deren Mindesthaltbarkeit überschritten ist, die aber dennoch genießbar sind. „Das ist ein Zusatzangebot, weil die Not gewachsen ist“, betont Langer. Und das werde weiter zunehmen. Viele Menschen schämen sich, gespendete Lebensmittel zu holen, haben alle Partner beobachtet. Der Heimatverein Achenbach verteilt seit einiger Zeit kostenlos Essen im Stadtteil, viele ältere Menschen kämen erst spät am Abend, wenn nicht mehr so viel los sei.
Die Kooperation von Heimatverein Achenbach, Foodsharing und SoLiNa Siegen
Die Partner schlagen dabei mehrere Fliegen mit einer Klappe:
Der verfügt mit insgesamt vier Sozialkaufhäusern über eine Infrastruktur in der Region, über die Lebensmittel an Bedürftige verteilt werden können. Was fehlt, sind kundige Helfer und Geräte – Foodsharing Siegen hat für gespendete und gerettete Lebensmittel schnell dringend benötigte Kühlschränke organisiert, lobt Tamara Schmidt. Die Spendenbereitschaft sei sehr groß, Supermärkte würden sich melden, viele Unternehmen und Privatleute kauften Lebensmittel ein, tüten- und teils auch autoladungsweise erreiche das den Heimatverein.
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Foodsharing Siegen hat in den vergangenen Jahren Expertise in der Organisation aufgebaut, verfügt über eine Online-Plattform und ein Netzwerk von Händlern, die regelmäßig Lebensmittel spenden – auch Mengen, die zu klein für die Tafel wären. Mit den Fairteilern der Initiative – Orte, an denen gerettete Lebensmittel gelagert und abgeholt werden können – gab es in der Vergangenheit oft Probleme, vorwiegend mit Vandalismus. Rund 50 Aktive machen bei Foodsharing mit – Bedarf für mehr ist da. „Foodsharing alleine würde es nicht schaffen, die Lebensmittel zu verteilen“, sagt Engelbutzeder.
SoLiNa Siegen kann auf ein breites Netzwerk von Menschen zurückgreifen, die in der Corona-Krise ihre Hilfe anbieten. Die Organisatoren haben festgestellt, dass gerade viele ältere Menschen sich schwer damit tun, ein Stück Selbstständigkeit aufzugeben und Hilfe anzunehmen – und dass für die vielen motivierten Helfer nicht genug Aufgaben da sind. „Viele fragen bei uns an, ob wir nicht etwas für sie hätten“, sagt Pressesprecher Stefan Jäkel. Mittlerweile steuere man auf 500 Freiwillige zu, rund zwei Drittel davon mit Auto, die das Abholen und Verteilen der Lebensmittel in der Region übernehmen können.
All diese sich ergänzenden Potenziale sollen nun zusammengeführt werden.
Die Versorgung der Bedürftigen in Siegen mit Lebensmitteln
„Wir sammeln immer noch Erfahrung“, sagt Philip Engelbutzeder. Auf Anhieb klappt noch nicht alles, etwa bei der Verteilungsgerechtigkeit oder die Lenkung der Besucherströme, hier bessere man kontinuierlich nach, um die Schutzvorgaben einzuhalten und niemanden zu benachteiligen. Helfer holen die Lebensmittel ab und liefern sie an die Fairteiler – oder zu den Menschen, die sie benötigen nach Hause (siehe Zweittext). Es gibt auch ein Vermittlungstelefon für Hilfsbedürftige, die nicht mobil sind, unter 0170/6768713 kann der Bedarf an Nahrungsmitteln anonym übermittelt werden.
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Philip Engelbutzeder arbeitet an der Universität Siegen und begleitet das ganze Projekt wissenschaftlich. Die Kooperation ist auf Nachhaltigkeit ausgelegt, auch für die Zeit nach Corona. Der Heimatverein Achenbach ist derzeit dabei, einen Lehrgarten unterhalb des Sozialkaufhauses anzulegen, um den Menschen in den großen Wohneinheiten in den Quartieren am Fischbacherberg und am Heidenberg ein Stück Selbstversorgung beizubringen – die meisten der Bewohner kennen sich mit der Gartenbewirtschaftung nicht aus und haben auch keinen Zugang zu einem Garten. Entsprechende Flächen sollen ortsnah akquiriert werden.
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